Fabian Gruber (hinten, 5. v. r.), Mitgründer von Manex AI, profitiert vom Stipendienprogramm „Thiel Fellowship“. Foto: Manex AI
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Warum Peter Thiel diesen Gründern den Studienabbruch finanziert

Fabian Gruber und zwei weitere junge deutsche Gründer bekommen 200.000 Dollar, wenn sie die Universität verlassen und an Innovationen arbeiten. Gruber geht es dabei um mehr als nur Geld.

Düsseldorf. Apple, Microsoft, Meta – drei der weltweit erfolgreichsten Technologieunternehmen wurden von Studienabbrechern gegründet: Steve Jobs, Bill Gates und Mark Zuckerberg haben bis heute keinen Studienabschluss.

Auch der deutschstämmige Tech-Investor und Milliardär Peter Thiel glaubt an die Geschichte des erfolgreichen Studienabbrechers. Und dreht deswegen das klassische Prinzip des Stipendiums um: Er zahlt jungen Menschen Geld, damit sie die Uni hinschmeißen. Und gründen.

Der Unternehmer startete sein alternatives Stipendienprogramm namens Thiel Fellowship im Jahr 2011. Thiel ist der Meinung, dass junge Menschen an technologischem Fortschritt arbeiten sollten, statt „ihre Zeit in Klassenräumen zu verschwenden“. Und dieses Jahr wurden zum ersten Mal drei Gründer aus Deutschland ausgewählt. Einer von ihnen ist Fabian Gruber.

Im September 2023 gründete der 21-Jährige gemeinsam mit seinem Bruder Nathan sowie Andreas Schoch und Tim Hajek das Start-up Datagon AI, heute Manex AI.

Manex AI entwickelt eine Künstliche Intelligenz (KI), die Produktionsdaten analysiert und gezielt auf mögliche Fehler prüft. Damit lässt sich die Qualitätssicherung beschleunigen und die Fehlererkennung verbessern. Die Software kommt bereits bei BMW, Henkel und BSH Hausgeräte zum Einsatz. In einer Finanzierungsrunde, angeführt von Lightspeed und BlueYard Capital, erhielt das Start-up kürzlich acht Millionen Euro.

So hilft Peter Thiels Stipendium jungen Gründern

200.000 Dollar für zwei Jahre erhalten die Stipendiaten in diesem Jahr. Mit dem Stipendium möchte Thiel eine Alternative zur akademischen Ausbildung anbieten. Bekommen sollen es nur diejenigen, die die Universität verlassen oder noch nicht betreten haben. Bewerben können sich junge Menschen unter 22 Jahren – wenn sie keinen Studienabschluss haben. Wer eingeschrieben ist, muss das Studium abbrechen.

Gruber hat sich vor allem beworben, um sein Netzwerk auszubauen.  Das Fellowship bietet Mentoring und Zugang zu einem Netzwerk aus Gründern, Investoren und Forschern.

Das Geld, das er für das Thiel Fellowship bekommt, so Gruber, sei ihm gar nicht so wichtig. „Ich bin sehr inspiriert von spannenden Leuten, die an echten Problemen arbeiten wollen“, sagt Gruber. „Ich glaube, dass das Umfeld, mit dem man sich umgibt, einen starken Einfluss hat, wie gut man am Ende ist.“

Laut Website des Thiel Fellowships ist das fehlende Netzwerk eine der größten Hürden für junge Unternehmer: „Wir können dabei helfen, die richtigen Verbindungen herzustellen“, heißt es dort. Manex AI möchte in die USA expandieren, wo das Thiel Fellowship deutlich bekannter ist als in Deutschland. Gruber will darüber Kunden und Investoren gewinnen - und Fachkräfte.

Fabian Gruber ist bei Manex AI als CPTO für Produkt und Technologie zuständig. Foto: Manex AI

Das Stipendium ist laut Gruber nicht an sein Unternehmen gebunden, sondern allein an seine Person. Peter Thiel erhält dafür weder Anteile noch Mitspracherechte.

Neben Gruber wurden auch die deutschen Gründer Carlo Kobe und Ferdinand Dabitz ausgewählt. Kobe gründete in New York das Fintech Fizz, Dabitz arbeitet in Berlin mit seinem Start-up Ivy an einer Schnittstelle für globale Sofortzahlungen zwischen Banken.

Drei Deutsche in einem Jahrgang – das hat es bisher nicht gegeben. Überhaupt war bisher nur ein deutscher Gründer Stipendiat. Ob das auf einen Trend hindeutet, will Gruber nicht beurteilen. „Ferdinand und Carlo sind gute Leute und arbeiten an großartigen Projekten“, sagt Gruber. „Ich glaube nicht, dass es einen Zusammenhang damit gibt, dass wir Deutsche sind.“ Die meisten Fellows kommen aus den USA.

Erfolg nur ohne Uniabschluss

Investor Peter Thiel selbst sorgt seit Jahren für Kontroversen, vor allem durch seinen libertär-konservativen Kurs und demokratiekritische Äußerungen. Der Ex-Geschäftspartner von Elon Musk unterstützte rechtsnationale und libertäre Politiker – und war einer der ersten prominenten Tech-Investoren, die sich offen für Donald Trump aussprachen. Laut Berichten von „Business Insider“ lehnte ein ehemaliger Gewinner des Stipendiums dieses sogar wegen Thiels damaliger Nähe zu Trump ab. Felix Gruber möchte Thiels Positionen nicht kommentieren.

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Auch das Fellowship war schon zu seinem Start 2011 umstritten. Thiel löste damit in den USA eine Debatte über den Wert akademischer Bildung aus. Höhere Bildung ist ihm zufolge „die schlimmste Institution.“

Fabian Gruber, der auch schon Werkstudent beim Dax-Konzern BMW war, hatte sein Studium der Elektro- und Informationstechnik bereits vor dem Stipendium abgebrochen. Er wollte sich ganz auf das Start-up konzentrieren. Hätte er das Stipendium nicht bekommen, so Gruber, hätte das an seinem Plan nichts geändert.

Gruber war laut eigenen Angaben in den Top-fünf-Prozent seines Jahrgangs und erhielt bereits ein Stipendium der Bayerischen Eliteakademie.

„Ich habe in der Uni sicherlich Sachen gelernt, die mir geholfen haben“, sagt Gruber. Dennoch hält er seinen Abbruch für richtig: „Viele Dinge kann man einfach nicht im Hörsaal lernen.“

Peter Thiel, Co-Gründer von Paypal und Palantir. Foto: Getty Images Entertainment/Getty Images

Einige frühere Stipendiaten haben bereits bewiesen, dass sie auch ohne Studium erfolgreiche Start-ups gründen können. Der CEO und Mitgründer der Designplattform Figma, Dylan Field, bekam das Stipendium 2012. Sein Start-up gilt als eine der beliebtesten Designplattformen und wurde bei der letzten Finanzierungsrunde mit 12,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Eine weitere Stipendiatin, Lucy Guo, gründete zusammen mit Alexander Wang das KI-Start-up Scale AI, das jüngst mit zwei Milliarden US-Dollar bewertet wurde. Doch längst nicht alle von Thiels Stipendiaten sind so erfolgreich.

Der ehemalige Präsident der Harvard-Universität kritisierte zudem, Thiel würde junge Leute bestechen, damit diese nicht studieren. Andere kritisierten die fehlende Struktur des Programms. Zudem soll Thiel laut einigen Berichten Favoriten unter den Stipendiaten gehabt haben.

Eine feste Struktur gibt es für das Fellowship tatsächlich nicht. Aber Fabian Gruber passt das ganz gut. Das Stipendium solle ihn ja auch nicht von seinem Start-up abhalten, so Gruber. Nur ab und zu gäbe es optionale Treffen.

Nach der jüngsten Finanzierungsrunde ist der Fokus von Manex AI, das Produkt weiterzuentwickeln. Als Chief Product and Technology Officer ist das Grubers Aufgabe. Bevor sie das Netzwerk des Fellowships für die Expansion in die USA nutzen, will sich Manex erst mal aber darauf konzentrieren, ihre KI noch mehr in die europäische Industrie zu bringen.

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