Immer nur auf-, auf-, aufwärts? Oder auch mal seitwärts? | © Christian Thiele

Warum seitwärts so wichtig ist wie aufwärts im Job – es kann beim Aufstieg helfen

🔝 Mit ihrem 80er-Jahre-Hit hatte Jazz zwar wahnsinnig Erfolg – aber nicht unbedingt recht: „The only way is up“ stimmt im Berufsleben nur bedingt.

Schatz, stell den Schampus kalt!

Wieso?

Die Beförderung ist geplatzt.

Äh …

Viel besser: Ich mach jetzt einen Krabbenschritt. Zur Seite.

Hast Du eine solche Konversation schon mal erlebt? Eben … denn wenn wir über berufliche Weiterentwicklung nachdenken, denken wir meistens an: aufwärts. Aber laterale Karriereoptionen, das zeigen Studien wie die des MIT-Forschers Donald Sull, scheinen mindestens genauso relevant für die Arbeitgeberattraktivität zu sein.

Sometimes, you need to move sideways to move forward.
Ex-IBM-CEO Ginni Rometty

Und gute Führungskräfte machen genau das möglich: Wer seine Mitarbeitenden für Seitwärts- und Aufwärtsschritte empfiehlt, fördert nicht nur deren Karrierefortschritt, Gehalt und Performance – sondern steigert damit auch das eigene Gehalt sowie die Performance und den Kosteneinsatz der Organisation.

Vielleicht ist ein Seitwärtsschritt ja auch gerade dann richtig. Wenn man kleine Kinder bekommt, ein Haus baut, eine zu versorgende Schwiegermutter in der Chemo hat oder sonst wie die Lebensumstände gerade nicht für ein Höher-Schneller-Weiter passen. Oder wenn’s mit dem eigenen Chef immer schwieriger wird, Entlassungen drohen oder, oder, oder.

Gute Führungskräfte kennen also die Stärken (und Schwächen), die Leidenschaften und Abneigungen ihrer Leute, haben einen Riecher dafür, wie und wo diese sinnvoll einzusetzen wären – und hinterlassen damit eine Art unsichtbaren Fußabdruck, auch wenn sie die Organisation schon längst verlassen haben.

Das legt ein aktuelles Paper nahe, das die Daten von 200.000 Mitarbeitenden und 30.000 Managern in über 100 Ländern über den Verlauf von zehn Jahren ausgewertet hat. Und laut einer aktuellen Umfrage wäre fast die Hälfte der US-amerikanischen Arbeitnehmer gern in einem neuen Projekt oder an einem neuen Prozess beteiligt.

Wie also den Seitwärtsschritt fördern, für die Mitarbeitenden, die Organisation, die Mitarbeitenden? Hier 3 Anregungen für Führungskräfte:

  1. Beschäftige Dich mit den Stärken Deiner Mitarbeiter – und empfiehl sie bewusst auch mal in anderen Projekte oder anderen Organisationseinheiten als den bisherigen. In solchen „Auswärtsspielen“ können sie ihre Qualifikationen neu einbringen und dazulernen.

  2. Verlasse Dich in der eigenen Karriereplanung nicht zu sehr auf die „Kaminstrategie“ – mach bewusst mal auch einen Schritt zur Seite und nicht immer nach oben, wechsle mal das Thema, die Abteilung, vor allem wenn nach oben aktuell alles blockiert ist: Es wird Deinen Horizont und Dein Netzwerk erweitern! Und dürfte der Laufbahn guttun.

  3. Und wenn Du selbst Führungskräfte führst: Sorge dafür, dass sie immer wieder horizontale Entwicklungsschritte machen statt immer nur vertikale. Nach meiner Erfahrung sind Start-ups, Tech-Firmen und der Gesundheitssektor häufig schon recht gut darin, Seitwärtsentwicklung zu fördern. Kleinere und mittelständische Organisationen sehen Karriere in der Regel immer nur aufwärts. Die Organisation wird davon profitieren, die Mitarbeitenden, Deine Führungskräfte – und Du wahrscheinlich auch!

Wie heißt es so schön am Ende des The Clash-Fegers „Career Opportunities“?

Career, career, career

And I'm never gonna knock

PS: Du machst, Ihr macht, Sie machen das gut!

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PPPS: Die Stärken und individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden besser kennen, anerkennen und einsetzen können: ein zentrales Thema in meinem nächsten Positive Leadership-Seminar nahe München im Herbst, aktuell noch zum Super-Early-Bird-Rabatt – positiv-fuehren.com/termine

Christian Thiele schreibt ĂĽber Positive Leadership, Positive Psychologie, FĂĽhrung, Wirtschaft & Management

Christian Thiele, 48, ist Vortragsredner, Coach, Teamentwickler und Trainer für Positive Leadership. Sein Podcast „Positiv Führen“ ist auf 🎧 positiv-fuehren.com/podcast zu hören, sein Buch "Positiv Führen" ist bei Wiley erschienen. (Ski-)Bergsteiger, (meist) zuversichtlicher Patchworkvater. 

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