Warum sich Berufseinsteiger:innen und Unternehmen häufig verpassen
Zuletzt war ich gemeinsam mit XING auf dem Absolventenkongress in Köln. Aus den Gesprächen habe ich vor allem eins mitgenommen: Viele Unternehmen erreichen junge Menschen am Anfang ihres Berufslebens nicht, weil sie in Floskeln reden.
Auf dem Absolventenkongress in Köln waren Verhaltensmuster zu beobachten, die wir sonst nur aus Tierdokus kennen: Die ausstellenden Unternehmen musterten einander kritisch aus der Distanz. Sie schätzten ab, wer das bessere Auftreten hatte, den hübscheren Messestand und die besseren Goodie-Bags. Der Arbeitskräftemangel ist real, schon im Jahr 2030 werden Deutschland rund 5 Millionen Arbeitskräfte fehlen.
Als um 10 Uhr die ersten Absolvent:innen die Messe betraten, begann in der Messehalle ein eigenartiger Tanz. Die Unternehmen buhlten um die Aufmerksamkeit der Studierenden, sprachen sie von allen Seiten an und versuchten Schritt zu halten, wenn diese ihr Tempo erhöhten.
Kein Wunder, dass das bei vielen jungen Menschen Stress ausgelöst hat. „Das Angebot überfordert mich schlicht“, sagte mir eine Besucherin, die sich kurz vor meiner Keynote auf der XING-Stage auf einen weißen Sitzhocker fielen ließ. Sie hatte gar keinen Plan.
Planlos nach dem Studium
An dem Tag hielt ich eine Keynote, die den Titel trug: „Alle haben einen Plan, nur du nicht!“ Laut einer Bertelsmann Studie trifft das auf extrem viele junge Menschen zu. Die Mehrheit aller Jugendlichen (53 Prozent) findet sich in den vielfältigen Informationen zum Thema Berufswahl nur schwer zurecht. Nur 37 Prozent der Befragten schätzen die Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung als ausreichend ein. Für viele sind die eigenen Eltern der wichtigste Orientierungspunkt.
Unsere Eltern lieben uns, aber sie sind manchmal eine schlechte Berufsberatung.Ronja Ebeling, Autorin "Jung, besorgt, abhängig"
In meinem Vortrag habe ich mit den Studierenden besprochen, wie sie ihre Interessengebiete erkennen und Zukunftskompetenzen aufbauen können. Und noch viel wichtiger: Wie sie sich von der Erwartungshaltung ihrer Eltern lösen können. Denn unabhängig davon, wie sehr uns unsere Eltern lieben, sind viele von ihnen selbst nicht sonderlich gut über die beruflichen Möglichkeiten im Jahr 2023 informiert.
Fakt ist nämlich: Zwei Drittel der heutigen Grundschüler:innen werden später in Jobs arbeiten, die es derzeit noch gar nicht gibt. Das hat der Future Jobs Report des World Economic Forums ergeben.
Berufseinsteigende wählen deshalb heutzutage keinen Beruf oder eine Branche, sondern eine Zukunftskompetenz, auf der sie dann aufbauen können. Zukunftskompetenzen lassen sich grob in drei Bereiche einteilen:
Sozial- und Kommunikationskompetenz
IT- und Digitalkompetenz
Technologiekompetenz
In Zeiten, in denen junge Menschen ihre Zukunftskompetenzen festlegen und mit der Zeit schärfen, sollten auch Unternehmen dementsprechend kommunizieren können. Was macht sie aus? Was für Mitarbeitende welcher Kompetenzfelder sucht das Unternehmen? Wie sieht der Arbeitsalltag in dem jeweiligen Beruf aus, und welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind sowohl für die einzelnen Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen vorgesehen, um zukunftsfähig zu bleiben?
Doch daran scheitern viele Unternehmen, bestätigt mir ein junger Besucher mit Ohrring: „Also wenn ich hier über die Messe laufe, höre ich an jedem Stand dasselbe.“
Unternehmen im Floskelmodus
Und tatsächlich sind Messestände, Unternehmenswebseiten und Stellenausschreibungen voll von Floskeln. Schnell ist von Digitalsierung und KI die Rede, aber was damit genau gemeint ist, weiß niemand. Überall lassen sich ähnliche Formulierungen wiederfinden, ständig wird „agil“ und „flexibel“ gearbeitet, aber was das konkret bedeutet, bleibt offen. Es werden dieselben Benefits angeboten und das Miteinander im Team wird ausnahmslos als „einzigartig“ beschrieben.
Aber wenn Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels wirklich auffallen und bei den jungen Leuten im Gedächtnis bleiben wollen, müssen sie auf persönlicher Ebene punkten und greifbare Geschichten aus dem Team und über die Produkte bzw. über die Dienstleistung erzählen können. Storytelling ist das Stichwort. Ansonsten folgen auf Copy-Paste-Stellenausschreibungen maximal Copy-Paste-Bewerbungen und eine hohe Fluktuationsquote.
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