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Leidenschaft im Job erhöht die Produktivität - © Adobe Stock/lovelyday12

Warum sich Leidenschaft wirtschaftlich lohnt

Das neue Jahr schreitet mit großen Schritten voran und fühlt sich für viele schon wieder alt an. Das könnte daran liegen, dass Sie Ihren Job nicht (mehr) mit Leidenschaft machen und es Zeit ist, sich eine neue Position oder ein neues Unternehmen zu suchen oder beides.

Vielleicht wünschen auch Sie sich mehr Erfüllung durch das, was Sie tagtäglich tun, sehen aber den Weg dahin noch nicht vor sich. Dann lesen Sie jetzt weiter und erfahren Sie, wie Ihre persönliche „Chipkarte“ demnächst jede Ihrer Karriereentscheidungen vereinfacht und Ihnen zu Positionen verhilft, die wirklich zu Ihren zentralen Motiven, Werten und Stärken passen. Davon profitieren nicht nur Sie, Ihre Familie, Ihr Umfeld, sondern auch das Unternehmen, für das Sie tätig sind.

Ziehen Sie Ihre Karriere von hinten auf

Das übliche Karrieremodell sieht so aus: Bei jedem Angebot entscheiden Sie aufs Neue, oder Sie suchen selbst nach Alternativen, sobald die Unzufriedenheit in der aktuellen Position zu groß wird. Logisch, denken Sie vielleicht, aber es geht auch anders: Stellen Sie sich vor, Sie hätten – ähnlich Ihrer Krankenkassenkarte – eine Chipkarte für Ihre Karriere im Portemonnaie. Bei jedem neuen Stellenangebot können Sie diese „Karte“ zücken und einen Datenabgleich machen. Danach wissen Sie sofort, wie nah die Stelle Ihrer Wunschposition ist. Sie machen die Arbeit quasi nur einmal, entwickeln dabei eine Position nach Ihren Vorstellungen und Bedürfnissen und können immer wieder auf diese Eckdaten zurückgreifen und sich ihr so Stück für Stück nähern.

Die perfekte Position selbst schaffen

Sie könnten mit dieser Chipkarte im besten Fall sogar Ihre Idealposition innerhalb Ihres Unternehmens selbst kreieren. Eine Stelle, wie für Sie geschaffen. Glauben Sie nicht? Sprechen Sie mich an! Ich gebe Ihnen gern ein Beispiel von einem meiner Kunden, der genau das gerade bereits zum zweiten Mal getan hat und damit vom eigentlich vorgesehen Karrierepfad abgewichen ist. Und das nicht, weil die Unternehmensleitung unbedingt daran interessiert ist, dass alle Angestellten happy sind, sondern weil es sich für sie wirtschaftlich lohnt. Bei meinem Kunden, weil er seine Kompetenzen so gewinnbringend fürs Unternehmen einsetzt, dass es sich lohnt, ihn von anderen Aufgaben, die eigentlich mit der Karrierestufe kommen, zu befreien.

Eine Metastudie aus dem „Harvard Business Review“-Magazin oder eine Studie der Universität Oxford zeigen außerdem, dass die Produktivität steigt, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter etwas mit Leidenschaft tut bzw. zufrieden oder happy ist – und zwar bis zu 31 Prozent. Beim Vertriebserfolg liegen die Zahlen sogar noch höher. Beim HBR lagen die Verkaufsabschlüsse um 37 Prozent höher, bei der Oxford-Studie bei einem britischen Telekommunikationsunternehmen stiegen die Verkaufsabschlüsse um 13 Prozent.

Eine Chipkarte für Ihre Karriere

Treffen Sie also lieber einmal in Ihrem Leben die wirklich große Entscheidung – nämlich Karriere und persönliche Erfüllung miteinander zu verbinden. Dafür brauchen Sie zunächst eine Vision davon, wo Sie hinwollen, und dann die richtigen Hilfsmittel, diese Vision zu konkretisieren, um an Ihre persönliche Chipkarte zu kommen. Das schützt Sie ein Stück weit auch vor Fehlentscheidungen, falls Gehalt oder Titel oder etwas anderes einfach zu verlockend sind. Die Kompromisse an anderer Stelle sind dafür im Gegenzug häufig zu groß und die Leidenschaft und damit auch die Produktivität dahin.

Die eigene Vision erarbeiten

Es gibt zahlreiche Methoden, um die eigene Vision zu erarbeiten. Einige haben Sie vielleicht schon kennengelernt. Viele folgen einem rationalen Ansatz und sind daher meiner Meinung nach nicht hilfreich. Darüber rational nachzudenken, wo wir uns in 5, 15 oder 50 Jahren sehen, führt zu keinem stimmigen Ergebnis. Wir müssen an unser tiefes inneres Wissen, um wirklich an unsere Leidenschaften heranzukommen. Denken Sie nur an eine kleine Buchecker, die bereits das volle Potenzial und den ganzen Bauplan zum mächtigen Baum in sich trägt. Mit einer Verbindung zum Unterbewusstsein können wir ein Zukunftsbild entstehen lassen, das alles Wesentliche miteinander verbindet – das sich deshalb stimmig und erstrebenswert anfühlt, so als würden wir auf einer rosaroten Wolke schweben. Dafür gibt es Methoden, die ich hier nur kurz nenne. Einige der Werkzeuge erfordern auf jeden Fall eine professionelle Unterstützung. Zur eigenen Vision können Sie beispielsweise mit Hilfe einer Traumreise, Wishstorming oder auch der Vorstellung eines idealen Tages kommen. Auch ein Brainstorming kann unter Umständen zu einem guten Ergebnis führen, wenn Sie es richtig angehen. Oder Sie verbinden mehrere Methoden miteinander.

Sie können recht sicher sein, dass Sie am Ziel angekommen sind, wenn Sie nicht sofort auf die Umsetzung der Vision drängen, sondern eher das Gefühl haben, dass ein innerer Druck verschwunden ist. Die Rastlosigkeit weicht eher einem Gefühl von innerer Ruhe und Zufriedenheit. Sie können sich freuen und erst einmal das Ergebnis genießen und mit Bedacht überprüfen. Denn wer seine Vision wirklich gefunden hat, kann entspannt in die Zukunft blicken.

Die Vision greifbar machen

Die Vision spiegelt, wenn Sie sie gefunden haben, Motive, Werte und weitere persönliche Eigenheiten wider – hat deshalb viel mit Lebenssinn, Lebensaufgabe und Berufung zu tun. Sie bildet sozusagen das große Ganze ab, ist aber für eine Beschreibung der idealen Position meist nicht greifbar genug. Deshalb kommt es darauf an, die Vision vom Himmel auf die Erde zu bekommen, hin zur Realität des Idealplatzes. Dies erfolgt in vier Schritten:

  1. Ziel und Zielerreichungskriterien festlegen,

  2. Rolle definieren,

  3. Leistungstyp feststellen und

  4. Idealprofil formulieren.

Schritt 1: Ziele formulieren

Im ersten Schritt definieren Sie ein berufliches Ziel, das im Einklang mit Ihrer Vision steht. In der Regel wird es ein Etappenziel auf dem Weg zu Ihrer Vision sein. Entscheidend ist, dass das Ziel konkret, realistisch und terminiert ist.

Schritt 2: Ihre ideale Rolle

Welche Rolle möchten Sie in Ihrer idealen Position wahrnehmen? Die Antwort auf diese Frage ist extrem wichtig. Als ich seinerzeit Leiterin einer Akademie war, entsprach die Aufgabe durchaus meiner Vision, doch die Rolle stimmte noch nicht zu 100 Prozent. Sie ermöglichte es nicht, die mit Blick auf meine Vision größtmögliche Wirkung zu erzielen, weshalb ich am Ende mein eigenes Unternehmen gegründet habe.

Überlegen Sie, in welcher Rolle Sie mit Blick auf Ihr Zukunftsbild die größtmögliche Wirkung entfalten können. Wenn die Rolle stimmt, aus der heraus Sie agieren, befördert das Ihr Talent und Ihre Leistungsfähigkeit. Sehen Sie sich als Führungskraft oder als Fachkraft? Sind Sie Chef eines Teams oder der leidenschaftliche Forscher? Der Unternehmer entwickelt neue Visionen, die er verwirklichen möchte; er erkennt Gelegenheiten und weist dem Unternehmen den Weg. Der Manager organisiert, teilt ein, schafft Systeme und Standards; er sorgt für effiziente Abläufe und kontrolliert deren Einhaltung. Den Experten faszinieren inhaltliche Herausforderungen; er ist auf seinem Gebiet führend, löst hier Probleme und treibt Innovationen voran.

Schritt 3: Ihr Leistungstyp

Bei der Definition der idealen Position wird ein Aspekt häufig übersehen. Unabhängig von der Rolle, sollte die Arbeit so organisiert sein, dass sie auch Ihrem individuellen Leistungstyp entspricht. Ich unterscheide unter anderen zwischen Geparden und Löwen: Der Gepard jagt alleine. In einem kurzen Sprint beschleunigt er auf über 110 Stundenkilometer. Nach dieser Höchstleistung ist er erschöpft und braucht eine Pause. Selbst das Fressen der Beute muss warten. Der Löwe hingegen kann nicht so schnell laufen und ist daher auf geringere, dafür aber konstante Leistung eingestellt. Er jagt im Team und ist gewissermaßen der Dauerläufer unter den Raubkatzen.

Nicht anders ist es bei den Menschen. Auch hier gibt es unterschiedliche Leistungstypen, auch hier gibt es die Sprinter und die Dauerläufer. Die Einteilung in zwei Typen ist natürlich stark vereinfachend, hat sich aber in der Praxis gut bewährt. Zu welchem Leistungstyp gehören Sie? Welche Folgen hat das für die Ausgestaltung Ihrer Idealposition?

Schritt 4: Das Idealprofil formulieren

Nach diesen Schritten können Sie Ihre Chipkarte erstellen: Mit einer knappen Beschreibung des idealen Platzes – in der richtigen Umgebung, in der richtigen Rolle, mit der richtigen Aufgabe und in der besten Position. Gefragt wird hier auch nach dem Nutzen, den die eigene Leistung für den Arbeitgeber oder den Kunden erbringt. Neben der bereits erwähnten Produktivitätssteigerung fällt Ihnen da sicher noch mehr ein.

Der People-Manager: ein Beispiel aus der Praxis

Einer meiner Kunden beispielsweise, nennen wir ihn Edmund, kam zu mir, weil er überlegte, ob er in seinem jetzigen Unternehmen bleiben sollte oder nicht. Die Leidenschaft war ihm abhandengekommen. Er stellte sich ebenfalls die Frage nach der Sinnhaftigkeit seines Jobs. Er schielte bereits nach attraktiven Stellenangeboten und reagierte auf Anfragen von Headhuntern.

Bevor wir überhaupt einen Blick auf die Alternativen geworfen haben, also auf Lösungen im Außen, fing die Zusammenarbeit erst einmal damit an, sich seine Stärken und Motive anzuschauen und sein Warum zu ergründen. Wofür würde es sich für ihn lohnen, morgens aufzustehen. Auf einmal sind wir auf einer tieferen Ebene, die auch an seine Wünsche, Träume, Sehnsüchte andockt. Oft neigen wir dazu, uns bereits selbst zu zensieren, weil wir mit dem Kopf schon wieder abwägen, was möglich ist und was nicht. Aber was, wenn wir bereits wüssten, dass es möglich ist? Bei der Vorstellung weiß Edmund auf einmal genau, was er am liebsten tun würde:

„Dann würde ich mich um die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern und dafür sorgen, dass die Besten vom Markt bei uns anheuern. Ich würde sie fördern und dafür sorgen, dass die besten Mitarbeiter in die wichtigsten Projekte kommen. Ich wäre ein People-Manager …“

Er strahlt mich an, seine Körperhaltung ist aufrecht, er wirkt stark, souverän und total überzeugt von dem, was er gerade gesagt hat. Doch dann sackt er in sich zusammen und schaut zu Boden. „Aber so was gibt es ja bei uns im Konzern nicht. Da wird immer nur auf die Zahlen geschaut, auf Abschlüsse, Ergebnisse und das Ebit. Keiner interessiert sich für die Menschen.“

Hier kommt der Punkt aus Schritt vier zum Tragen: Den Nutzen fürs Unternehmen sichtbar machen. Und wir wären auch wieder bei unseren Studien vom Anfang. Seine Idee für seine eigene Position im Unternehmen hätte nicht nur auf seine eigene Produktivität und seinen Output Auswirkungen, sondern würde sogar dazu führen, dass auch die anderen Mitarbeiter und Kollegen, für die er tätig wäre, ihre Produktivität steigern. Das würde sich sicher auch im Ergebnis des Unternehmens niederschlagen. Wir brauchten daher am Ende nur noch eine genaue Argumentationskette zu entwickeln. Die Zusage bekam er sofort.

Ziehen Sie Ihre Karriere von hinten auf

Jetzt stellt sich nur die Frage: Haben Sie den Mut, die Chipkarte für Ihre eigene Karriere einzusetzen, oder überlassen Sie Ihr Schicksal lieber den „üblichen“ Gerüchten im Markt, was alles nicht geht? Hier können Sie sich Beispiele und eine Blanko-Vorlage für Ihre eigene Chipkarte herunterladen:

Beispielchipkarten und Ihre Blanko-Vorlage

Sie werden feststellen: Das Chipkarten-Prinzip ändert Ihre Einstellung zu Beruf und Karriere grundlegend. Anstatt sich primär an äußeren Vorgaben zu orientieren, wird Ihr eigenes Profil zum Maßstab.

Mehr zum Thema:

Was wirklich zählt! Leistung, Leidenschaft und Leichtigkeit für Top-Führungskräfte

von Gudrun Happich. Springer Gabler 2018. ISBN 978-3-658-03558-7
von Gudrun Happich. Springer Gabler 2018. ISBN 978-3-658-03558-7

Gudrun Happich schreibt über Job & Karriere, Personalwesen, Wirtschaft & Management, Bildungswesen

Gudrun Happich ist sei rund 20 Jahren Führungskräfte Coach sowie SparringsPartnerin für Top Manager. Die Diplom-Biologin blickt selbst auf langährige Führungserfahrung zurück u.a.war sie als Geschäftsführerin verantwortlich für mehr als 1000 Mitarbeiter im DACH-Raum. Sie ist Autorin mehrerer Bücher.

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