Wenn berufstätige Eltern sich gezwungen sehen, zu gehen. ©Getty Images

Warum so viele Eltern den Job wechseln wollen – und was Unternehmen jetzt tun sollten

Laut XING-Studie sind Eltern besonders wechselbereit. Es ist Zeit für echte Vereinbarkeit, offene Arbeitswelten – und für eine neue Sicht auf Teilzeit.

„Ich arbeite Teilzeit – aber mein Kopf ist immer voll.“

Eltern arbeiten – und zwar viel. Beruflich, privat, mental. Und trotzdem erleben sie im Job häufig Benachteiligung: weniger Verantwortung, weniger Gehalt, weniger Perspektive. Vor allem Mütter und vor allem dann, wenn sie in Teilzeit arbeiten. Dabei ist Teilzeit kein Mangelmodell, sondern Ausdruck einer Realität, in der Erwerbs- und Sorgearbeit parallel laufen – und sich nicht ausschließen sollten.

Die aktuelle XING-Studie zur Wechselwilligkeit von Beschäftigen mit Kindern zeigt: Besonders Eltern mit Kindern unter 18 Jahren sind unzufriedener im Job – und denken häufiger über einen Wechsel nach. Die Gründe dafür sind tiefgreifend, strukturell und nicht länger zu ignorieren.

Was wir brauchen, ist ein Umdenken: Weg von der Präsenzkultur, hin zu einer Kultur der Ergebnisorientierung. Es sollte nicht zählen, wie viele Stunden jemand im Büro sitzt – sondern was am Ende dabei herauskommt. Gerade Mütter bringen eine enorme Effizienz, Klarheit und Zielorientierung mit. Doch oft wird das übersehen, weil sie „nicht voll da“ sind – zumindest auf dem Papier.

Eltern im Spagat – und oft am Limit

Der tägliche Spagat zwischen Berufsleben und Familienalltag ist für viele Eltern, vor allem für berufstätige Mütter, zum Dauerzustand geworden. Zwischen Kita-Logistik, Hausaufgaben, geschäftlichen Meetings und schnellen Abendessen bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Was fehlt, ist nicht der Wille zur Arbeit – sondern passende Strukturen, die diesen Lebensentwurf mittragen.

Die XING-Studie zeigt klar: Eltern sind deutlich wechselwilliger als Beschäftigte ohne Kinder. Besonders häufige Gründe sind:

  • zu niedriges Gehalt (37 %),

  • fehlende Aufstiegschancen (34 %),

  • unzufrieden mit der Beziehung zur Führungskraft (34 %) und

  • unklare oder wenig erfüllende Aufgaben (33 %).

Das Gehalt ist für Eltern ausschlaggebend beim Jobwechsel.

Gerade Mütter erleben nach der Elternzeit oft einen Bruch in ihrer Karriere. Plötzlich gelten sie als weniger ambitioniert oder verfügbar. Ihre Aufgaben werden reduziert, Aufstiegschancen vertagt, Verantwortlichkeiten verschoben. Dabei tragen sie oft mehr Verantwortung in kürzerer Zeit. Was fehlt, ist nicht Motivation – sondern Anerkennung. Kein Wunder also, dass so viele Frauen innerlich kündigen, lange bevor sie es offen aussprechen.

Diese strukturelle Benachteiligung wirkt wie ein unsichtbarer Karrierefilter. Die Qualifikation bleibt, das Engagement auch – doch die Entwicklungsmöglichkeiten verschwinden. So entstehen nicht nur persönliche Frustrationen, sondern auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Kosten.

Was Eltern im Job wirklich brauchen

Berufstätige Eltern, v.a. Mütter, die in Teilzeit arbeiten, sind belastbar, organisiert und loyal – doch das reicht nicht, wenn Strukturen ihnen im Weg stehen. Sie wollen nicht nur „funktionieren“, sie wollen gestalten, weiterkommen und mit Sinn arbeiten. Dafür brauchen sie Arbeitsplätze, die ihnen nicht das Gefühl geben, sich ständig rechtfertigen zu müssen – für Arzttermine, Kita-Schließtage oder Teilzeitmodelle. Doch das gelingt nur, wenn sie sich in ihrer Lebensrealität gesehen fühlen.

Die Studie zeigt, was Eltern im Job hält:

  • eine sichere Anstellung (63 %),

  • ein unterstützendes Team (63 %),

  • sinnvolle Aufgaben (59 %),

  • ein faires Gehalt (53 %) und

  • eine echte Work-Life-Balance (50 %).

Diese Faktoren wirken wie ein stabiles Fundament. Doch allzu oft bröckelt dieses Fundament, sobald die Wochenstunden reduziert werden, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Dann rückt nicht nur die Karriere in weite Ferne – auch das Selbstwertgefühl leidet. Denn wer systematisch unterfordert oder übersehen wird, verliert das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit.

Die obigen Punkte sind mehr als „Nice-to-haves“ – sie sind die Grundlage dafür, dass Eltern ihre berufliche Identität, ihre Motivation und ihre Leistungsbereitschaft behalten können, ohne ihre Rolle als Eltern ständig zu rechtfertigen. Besonders ein unterstützendes Team gewinnt an Bedeutung: Wer jeden Tag alles gibt – im Job wie zu Hause – braucht ein unterstützendes Umfeld, um alle Aufgaben bestmöglich miteinander zu vereinbaren. Denn Vereinbarkeit ist keine Einbahnstraße, sie ist ein Gemeinschaftsprojekt.

Eltern wollen keine Sonderregelung – sie wollen faire Bedingungen. Es geht nicht um weniger Leistung – es geht um kluge, realitätsnahe Spielregeln.

Was Unternehmen jetzt verändern müssen

Elternfreundlichkeit ist kein Feel-good-Label – sie ist ein echter Erfolgsfaktor. Wer Eltern halten oder gewinnen will, muss mehr bieten als flexible Arbeitszeiten auf dem Papier, mehr als Obstschale und Homeoffice. Elternfreundlichkeit zeigt sich nicht erst beim Sommerfest mit Hüpfburg – sondern im Alltag: bei Karriereplanung, Besprechungszeiten, Entwicklungsperspektiven. Es braucht echte Offenheit für verschiedene Lebensrealitäten und für neue Karrierewege, wo Leistung an Ergebnissen gemessen wird, nicht an Anwesenheit.

Drei zentrale Hebel:

  • Karrierepfade neu denken – auch in Teilzeit oder nach der Elternzeit.

  • Führung neu verstehen – als Beziehungsarbeit, nicht nur als Steuerung.

  • Ergebnisse statt Präsenz bewerten – Vertrauen statt Kontrolle.

In vielen Organisationen herrscht noch ein Denken, das Karriere mit 40-Stunden-Verfügbarkeit gleichsetzt. Wer weniger arbeitet, wird automatisch „herabgestuft“. Das ist nicht nur veraltet, sondern auch riskant: Talente gehen verloren, nur weil sie nicht in ein altes Raster passen.

Viele Unternehmen erkennen noch immer nicht, was für ein Potenzial in Eltern – insbesondere in Müttern – steckt. Sie sehen die Einschränkungen, nicht die Kompetenzen: Kommunikation, Priorisierung, emotionale Intelligenz, Krisenmanagement. Wer diese Fähigkeiten fördern will, muss Müttern auch etwas zutrauen – und nicht automatisch zurückstufen.

Unternehmen, die hier mutig umdenken, gewinnen mehr als nur Fachkräfte. Sie gewinnen Mitarbeitende, die loyal sind, belastbar, lösungsorientiert – und die mit voller Überzeugung Teil des Teams sein wollen.

Zeit für berufliche Klarheit – auch für Mütter

Wenn du das Gefühl hast, im falschen Job festzustecken – du bist nicht allein. Der Wunsch nach Veränderung wächst oft über Monate, manchmal Jahre. Was als stiller Gedanke beginnt („So kann es doch nicht weitergehen...“) wird irgendwann zur inneren Überzeugung. Und doch fehlt vielen der Mut, den ersten Schritt zu gehen – aus Angst vor Unsicherheit, vor Überforderung, vor Ablehnung. Und oft fehlt der Raum, um sich ehrlich zu fragen: Was will ich eigentlich wirklich? Was traue ich mir zu? Was darf ich erwarten?

Ich begleite Mütter, die sich beruflich neu aufstellen wollen:

Berufliche Neuorientierung ist kein Zeichen von Scheitern – sondern von Selbstverantwortung. Und sie muss nicht allein passieren. In meinen Coachings geht es nicht nur um Lebensläufe und Stellenanzeigen – sondern um Klarheit, Selbstvertrauen und konkrete Strategien. Denn du musst dich nicht zwischen Karriere und Kind entscheiden. Du darfst beides wollen – und bekommen.

Fazit: Es braucht Mut und Strukturen, die tragen

Eltern und v.a. Mütter brauchen keine Selbstoptimierung. Sie brauchen Räume, in denen sie wachsen dürfen – in ihrer eigenen Geschwindigkeit, mit ihren echten Stärken. Eltern sind nicht weniger motiviert. Sie sind weniger sichtbar – weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen.

Es ist Zeit für ein Umdenken: hin zu Arbeitsmodellen, die Vereinbarkeit nicht bestrafen, sondern ermöglichen. Hin zu Unternehmen, die Teilzeit als Kompetenzform verstehen. Hin zu Führung, die zuhört und Perspektiven eröffnet. Wer das ändert, schafft nicht nur gerechtere, sondern auch leistungsfähigere Arbeitswelten. Unternehmen, die das erkennen, gewinnen loyale, leistungsstarke und lösungsorientierte Mitarbeitende und sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile.

Du willst den nächsten Schritt gehen?

➡️ Für Mütter: Ich unterstütze dich bei deiner beruflichen Neuorientierung und erfolgreichen Bewerbung in Teilzeit – mit klarem Blick, echtem Verständnis und konkreter Strategie. Vereinbare ein kostenloses Kennenlerngespräch.

➡️ Für Unternehmen: Ich unterstütze euch dabei, Elternfreundlichkeit strategisch und praxisnah umzusetzen – mit Wiedereinstiegs-Coachings für Eltern, Führungskräfte-Coachings und HR-Beratung, um die Bedürfnisse von Eltern besser zu verstehen und teamfreundliche Strukturen zu schaffen, die Vereinbarkeit wirklich ermöglichen. Schreiben Sie mir!

 

Alles Liebe

Tanja

Alle Informationen zu mir und meinem Angebot findest du auf www.tanjajakob.de

Tanja Jakob schreibt über Job & Karriere, Berufstätige Mütter, Berufliche Neuorientierung, Bewerbung

Hallo, ich bin Tanja, Bewerbungs- und Karrierecoach für bedürfnisorientiertes und nachhaltiges Karrieremanagement für berufstätige Mütter. Ich schreibe hier über berufs- und karriererelevante Themen für berufstätige Mütter, die täglich die Balance halten zwischen Kind und Karriere.

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