Warum Tattoos tickende Zeitbomben sind
Die „Manipulationen an der Fassade“ gründen auf uralten Stammesritualen. Auch Kaiserin Elisabeth war tätowiert. Im Jahr 1888, im Alter von 51 Jahren, ließ sie sich in einer Hafenkneipe einen Anker auf die Schulter stechen. Besonders spektakulär ist ihr zweites Tattoo, das sie zur Vorreiterin des „Arschgeweihs“ machte: Über dem Steiß ließ sich von einem japanischen Tätowierer einen Adler stechen.
Was damals anrüchig galt, ist heute für viele Menschen ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens. Doch das Stechen von Tattoos sind „tickende Zeitbomben, die unter die Oberhaut installiert“ sind. Das grenzt an „fahrlässige Körperverletzung“, sagt die Dermatologin und Sachbuchautorin Dr. Med. Yael Adler. Es wird kaum darüber berichtet, dass Tattoos Auslöser von Sonnenallergien, Hautkrebs und Augenentzündungen sein können. Und auch jene, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legen, berücksichtigen dieses Thema kaum. „Wir fühlen uns wohler mit Biodinkelkeksen und sind besorgt, ob Funkwellen oder krebserregende Stoffe in Körpercremes uns schaden können. Bei Tattoos setzen diese Bedenken jedoch aus“, so die Kritik der Hautärztin.
Deshalb gibt es nach Adler auch keine Positivliste für „sichere“ Farben. Viele wurden in der EU inzwischen verboten, doch auch die erhältlichen können Allergene, Schwermetalle, krebserregende und erbgutverändernde Inhaltsstoffe enthalten. „Sie verbleiben für immer in der Haut und den Lymphgefäßen und verteilen sich von dort in den gesamten Körper, auch wenn das ‚Arschgeweih‘ oder ‚Tribal‘ inzwischen längst oberflächlich entfernt wurde“, so Adler. Nicht alle Farben sind durch die heutige Technik entfernbar. Weglasern kann die Giftigkeit von Pigmenten erhöhen mit den Folgen Allergien, Autoimmunreaktionen, vermutlich gesteigertes Krebsrisiko. Deshalb appelliert Yael Adler: „Think before you ink!“ Denk nach, bevor du dich färben lässt.
Yael Adler: Genial vital! Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung. Droemer Verlag, München 2023.
Yael Adler: Hautnah. Alles über unser größtes Organ. Mit Zeichnungen von Katja Spitzer. Droemer Verlag, München 2021.
Yael Adler: Wir müssen reden, Frau Doktor! Wie Ärzte ticken und was Patienten brauchen. Mit Zeichnungen von Katja Spitzer. Droemer Verlag, München 2020.
Yael Adler: Darüber spricht man nicht. Weg mit den Körpertabus. Mit Illustrationen von Katja Spitzer. Droemer Verlag, München 2018.