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Was braucht es zur Erreichung der Klimaneutralität in Unternehmen?

Die Europäische Kommission hat mit dem EU Green Deal das ambitionierte Ziel ausgegeben, bis 2050 als EU „klimaneutral“ zu werden. Der Begriff Klimaneutralität bezeichnet Prozesse, in denen kein Ausstoß von Treibhausgasen stattfindet. Am 22. Februar 2021 haben Agora Energiewende, Stiftung 2° und Roland Berger ein Positionspapier veröffentlicht, das im Dialog mit 17 deutschen Unternehmen entstand. Es richtet zwölf konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik, um die Transformation hin zu Klimaneutralität voranzubringen und den Industriestandort Deutschland zu sichern. Der vorgeschlagene Instrumentenmix forciert Klimaschutz entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette.

Zur Erreichung der Klimaneutralität braucht es einen ganzheitlichen Strukturwandel der Industrie.

  • Für die Dekarbonisierung einzelner Prozessschritte ist es dabei teils ausreichend, einzelne CO2-intensive Anlagenelemente durch klimafreundliche Alternativ-technologien auszutauschen, teilweise müssen aber auch Industrieanlagen vollständig ersetzt werden.

  • Unternehmen müssen zusätzlich ihr ganzheitliches Produktionskonzept analysieren und langfristige Roadmaps für Verbundstandorte erstellen

  • Standortentscheidungen von Unternehmen sind an notwendigen Infrastrukturanbindungen auszurichten.

  • Investitionen, die heute das Ziel der Klimaneutralität nicht berücksichtigen, drohen Investitionsruinen zu werden (für klimaneutrale Investitionen fehlt oft der Business Case).

  • Um Investitionen in klimaneutrale Technologien in einem marktwirtschaftlichen Umfeld und volkswirtschaftlich effizient zu ermöglichen, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen.

  • Für bereits existierende Querschnittstechnologien sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sollten bestehende Förderprogramme beibehalten und kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Im Pariser Klimaabkommen setzte sich die internationale Staatengemeinschaft 2015 zum Ziel, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad, zu begrenzen. Der Europäische Rat hat das Ziel der Klimaneutralität 2050 für die EU beschlossen und 2020 das EU-Klimaschutzziel 2030 von 40 Prozent auf mindestens 55 Prozent Minderung gegenüber 1990 erhöht. Das Paradigma der Klimaneutralität bis 2050 bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2050 schrittweise bis zu „Near Zero“ auf ein Minimum von circa -95 Prozent reduziert und die verbleibenden Restemissionen durch CCU/CCS oder andere Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden.

Der europäische ist für viele Unternehmen der Fahrplan für eine nachhaltige Wirtschaft.

Auf der Homepage der Europäischen Kommission heißt es: “Klimawandel und Umweltzerstörung sind existenzielle Bedrohungen für Europa und die Welt. Deshalb braucht Europa eine neue Wachstumsstrategie, wenn der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft gelingen soll …“ In vielen Regionen wird das große Ziel in viele kleine machbare Handlungsziele und Aktionen heruntergebrochen: So findet vom 15. bis 21. März 2021 die 13. KlimaWoche Bielefeld statt. Im Rahmen der siebentägigen Veranstaltung werden zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen zu Klima- und Umweltschutz sowie sozialen Themen angeboten – viele aufgrund der aktuellen Situation digital. Zum Thema „Klimaneutralität in Unternehmen“ wird am 16. März 2021 zum dritten Mal ein Tag der nachhaltigen Unternehmen durchgeführt. Unter Akzentuierung des Nachhaltigkeitsziels Nr. 13 (SDG #13 „Climate Action“) sprechen Unternehmensvertreterinnen und -vertreter darüber, wie Klimaneutralität in Produktion, Vertrieb, Mobilität etc. bei ihnen umgesetzt wird (Gisela Rehm spricht u.a. in einem Onlinevortrag über die Klimaneutralität bei Häcker Küchen), und wie andere Unternehmen unterstützt werden können, ebenfalls klimaneutral zu werden.

Weiterführende Informationen:

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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