Was der Europäische Green New Deal für die Bau- und Immobilienbranche bedeutet
Europa und das Grüne Bauhaus
Mit dem Europäischen Green Deal (GND) möchte Ursula von der Leyen eine „neue Europäische Bauhaus-Bewegung“ anstoßen. In einem Gastbeitrag beschrieb die amtierende Präsidentin der EU-Kommission im Herbst 2020, wie sie mit Leben gefüllt werden soll. Es braucht einen „Raum des gemeinsamen Gestaltens und der Kreativität, in dem Architekten, Künstlerinnen, Studenten, Systemwissenschaftler, Ingenieurinnen und Designer zusammenarbeiten, um diese Vision zu verwirklichen.“ Die Idee ist nicht neu: Bereits 2006 begann der Begründer der Initiative Grünes Bauhaus und Stifter Prof. Reinhard Komar, jährlich Tagungen an der Evangelischen Akademie Loccum und der Akademie der Künste in Berlin durchzuführen. Es wurden Kooperationen unterzeichnet mit führenden Einrichtungen in Deutschland und Europa sowie Brasilien, Russland, China, Indien und Südafrika auf dem Gebiet Gestaltung für Nachhaltige Entwicklung.
Auch für Matthias Krieger, der von 1984 bis 1989 Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität in Weimar studierte und 1989 das Diplom erhielt, war die Zeit an der Bauhaus-Uni prägend. Nachhaltigkeit ist für ihn ein Thema, das von Beginn an zum Kerngeschäft seines Unternehmens KRIEGER + SCHRAMM gehört – allerdings führt die Beschäftigung mit dem Green New Deal hier auch dazu, sich weiterzuentwickeln und sich zum Beispiel mit dem gesamten Lebenszyklus von Gebäuden zu beschäftigen: Wo können beispielsweise alternative Technologien oder Baustoffe eingesetzt werden? Wie kann der ökologische Fußabdruck verringert werden, ohne Qualitätseinbußen zu haben? All das sind Fragen, die das Unternehmen auch künftig beschäftigen werden. Der Baudienstleister und Projektentwickler wird sich auch detailliert mit dem Green Deal auseinandersetzen, denn auch für Unternehmen sind die Maßnahmen, die sich zu einem nachhaltigen Umbaukonzept zusammenfügen, ein wichtiger Baustein, um Zukunft nachhaltig zu gestalten.
Der GND basiert auf drei Säulen:
Säule 1 sieht er ein massives Programm von Investitionen in ökologische Technologien und soziale Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit vor (Vorteile: Schaffung neuer Arbeitsplätze, Senkung des Naturverbrauchs und der Treibhausgasemissionen, Lösung der Verwertungskrise nach der Finanzkrise).
Säule 2 widmet sich den internationalen Finanzmärkten, die konsequent reguliert und besteuert werden sollen (Vorteile: Das Kapital soll von der kurzfristigen Spekulation in die langfristigen Zukunftssektoren der Realwirtschaft gelenkt werden.)
Säule 3 beinhaltet eine Reihe von Forderungen, um die Schere zwischen Arm und Reich wieder zusammenzuführen (z.B. die Besteuerung von Kapitaleinkommen, großen Vermögen und des Umweltverbrauchs, auch um die nötigen Investitionen zu finanzieren).
Die Weltbevölkerung wächst, und mit ihr die Städte und der Energiebedarf von Gebäuden. Sie gehören zu den größten Verbrauchern von natürlichen Ressourcen und sind für einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen und deren Auswirkungen auf den Klimawandel verantwortlich. Um beurteilen zu können, ob ein Objekt nachhaltig ist oder nicht, bedarf es einer holistischen Betrachtungsweise. Diese Kompetenz muss künftig weiter ausgebaut werden, um den Marktwert einer Immobilie auch weiterhin sicher bestimmen zu können und damit eine valide Datengrundlage für den Finanz- und Immobilienmarkt zu schaffen.
Worauf es künftig ankommen wird:
• Einsatz von gesunden und kreislauffähigen Baumaterialien
• moderne Dämmtechnik und effizienten Heizsysteme
• Energie- und CO2-Bilanzen (Herstellungsprozess von Baustoffen, Integration von Grünflächen in das Gebäudekonzept, Abfallvermeidung im Bauprozess)
• Soziale Aspekte bei der Bewertung einer Immobilie
• langfristig angelegte Planung der Nutzungsphasen und vorausschauende Gestaltung der Betriebsprozesse
• verstärkte Anforderungen an ein verantwortungsvolles Projekt- und Assetmanagement
• alle Phasen des Immobilien-Lebenszyklus (von der Planung und Finanzierung über die Realisierung bis hin zum Betrieb und Verkauf).
Weiterführende Informationen:
Das Maß aller Dinge: Warum die Ideen und Maximen des Bauhauses noch immer aktuell sind
Philip Jodidio: GREEN Architecture now! Grüne Architektur heute! Köln 2011, S. 19-32.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020