Was der Powerco-Personalchef Bewerber immer fragt
Düsseldorf. Der Name Volkswagen ist weltbekannt. Die Batterieeinheit Powerco dürfte hingegen weniger Menschen geläufig sein. Dabei ist die VW-Tochter eine Jobmaschine. Bis zu 20.000 Menschen will das Unternehmen bis 2030 einstellen, aktuell sind es knapp 1000. Bis Jahresende soll die Zahl auf 1500 Mitarbeiter steigen, sagt Personalchef Sebastian Krapoth. Jeden Monat führt sein Team rund 200 Vorstellungsgespräche.
Gesucht werden vor allem Chemiker, Entwicklungs- und Verfahrensingenieure sowie ausgewiesene Beschaffungsexperten im Rohstoffbereich. Fachkräfte, die weltweit äußerst gefragt sind – und damit gut bezahlt. „Erfahrene Talente können bei der Powerco in den höchsten Entgeltstufen durchaus sechsstellig verdienen“, sagt Krapoth.
In der Spitze des „Tarif Plus“ liege das Monatsbrutto bei einer 35-Stunden-Woche bei mehr als 9000 Euro monatlich. Über den hauseigenen Tarifvertrag ist eine Viertagewoche möglich, alternativ lässt sich die Wochenarbeitszeit in sechs Stufen anpassen ‒ von 28 bis 40 Stunden. Zuvor müssen Bewerber jedoch an einer simpel klingenden Frage im Vorstellungsgespräch vorbei.
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VWs Batterieeinheit Powerco: Start-up im Volkswagen-Konzern
Die Antwort darauf sei weder schwierig zu formulieren, noch gebe es ein Richtig oder Falsch, sagt Krapoth. „Ich frage immer: ‚Was reizt Sie, zu Powerco zu kommen?‘“ An der Einstellung des Bewerbers merke er „in Gesprächen bei dieser Frage relativ schnell, ob es passt“.
Für Krapoth steht im Vorstellungsgespräch die innere Motivation eines Kandidaten über allem. Wenn ihm sein Gegenüber deutlich mache, dass es Lust habe, ein Unternehmen neu mitaufzubauen und seine Strukturen zu schaffen, dann seien das Pluspunkte. Alles, was hingegen nach strategischem Kalkül klinge, sei kontraproduktiv.
Kathrin Heitmann etwa kam vom Batterieriesen CATL zur Powerco. Sie beschreibt ihre Motivation so: „Ich sah die Chance, den Aufbau einer neuen Firma mit internationalen und interkulturellen Entwicklungsmöglichkeiten mitzuerleben ‒und die Transformation der Autoindustrie in Deutschland maßgeblich mitzugestalten.“
Andere Bewerber betonen, dass das Unternehmen kulturell eher wie ein Start-up ticke, obwohl es gleichzeitig Teil eines Großkonzerns ist. „Daraus entstehen Synergien, die zu besten Ergebnissen und damit zum Erfolg führen“, sagt Qinglin Zhang, der erst im Mai vom Elektroautobauer Rivian nach Salzgitter wechselte.
Gerade bei internationalen Bewerbern spürt Personalvorstand Krapoth oft sehr stark die Begeisterung für Neues. Vergangenen Winter hat Powerco deshalb gezielt in Südkorea eine virtuelle Jobmesse veranstaltet, um dort Experten anzuwerben. Über den dort geborenen Technologievorstand Soonho Ahn hat das Unternehmen eine Verbindung in die Region.
Das asiatische Hightech-Land gilt mit Konzernen wie LG, Samsung und SK Innovation als eines der weltweiten Oberzentren für Batterietechnologie. Aus knapp 150 Gesprächen auf der virtuellen Jobmesse erwuchsen bis heute 30 Bewerbungen.
Auch Quereinsteiger haben in dem Unternehmen große Chancen. Allein im Powerco-Führungsteam arbeiten Absolventen verschiedenster Branchen und Unternehmen – vom Bankensektor über klassische Autobauer und Zulieferer wie BMW und Bosch bis hin zu Technologieunternehmen.
Powerco-Gigafabriken in Salzgitter, Valencia und St. Thomas
Die ersten drei Powerco-Gigafabriken sollen in den kommenden Jahren in Salzgitter, in Valencia in Spanien und im kanadischen St. Thomas anlaufen. Ein 20-köpfiges Team übernimmt und managt die Aufbauarbeit – auch was das Personal angeht. Ähnliche Jobchancen in der Größenordnung gab es zuletzt für Bewerber in und aus Deutschland beim Aufbau der Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.
Für den Standort Salzgitter sind auf der Powerco-Karriereseite derzeit mehr als 200 Stellen ausgeschrieben, darunter die meisten in den Bereichen technische Entwicklung, IT sowie Operations – wozu etwa Projektmanager im laufenden Geschäft zählen. Zudem werden Hunderte Mitarbeiter, die bislang an Verbrennertechnologie gearbeitet haben, auf den Batteriebereich umgeschult und intern beispielsweise zu Chemieexperten ausgebildet. Die Fertigung in der ersten VW-eigenen Batteriefabrik soll 2025 anlaufen.
In Valencia ist der Produktionsstart für 2026 anvisiert. Dort werden neben Experten auch einfache Arbeiter gesucht, um die Basis für den Hochlauf weiter aufzubauen. In seinem jüngsten Projekt in Kanada steht der Recruiting-Prozess noch ganz am Anfang. Hier sollen im laufenden Jahr im ersten Schritt nicht mehr als 30 bis 40 Mitarbeiter eingestellt werden.
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