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© Dr. Alexandra Hildebrandt

Was uns wieder heil werden lässt in einer kaputten Welt

Gesundheit und Selbstwissen sind heute genauso wichtig wie die nachhaltige Beschäftigung mit unserem Planeten. Es ist dringlich, uns auch mit der Frage zu beschäftigen, was uns wieder heil werden lässt in einer verletzten Welt. Heute wird viel von Resilienz gesprochen, der Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen und sich immer wieder aufzurichten. Unsere Vorgängergenerationen hatten diese Kraft einfach und können in vielem dazu anregen, uns selbst zu stärken. Sie halfen sich selbst und orientierten sich am Rhythmus der Natur. Sie lebten mit dem, was da war und nahmen das Leben an, wie es sich zeigte.

Auch wenn niemand mehr in die Vergangenheit zurück möchte, die den Alltag auch sehr schwer machte, so lässt sich gerade im Nachhaltigkeitskontext vieles lernen: zum Beispiel, dass die Natur fast alles wachsen lässt, was wir brauchen, um gesund zu werden, zu sein oder zu bleiben. Von Sebastian Kneipp ist der Satz überliefert: „O, wenn die arme gequälte, sieche Menschheit doch einmal zur Einsicht kommen wollte, dass nur in der Rückkehr zur Natur eine Rettung und Wendung zum Besseren möglich sei!“

Je gesünder und stabiler der eigene Geist ist, desto weniger ist der Körper gefährdet. Bereits um 400 vor Christus betrachtete Hippokrates im antiken Griechenland die Symptome seiner Patienten nicht isoliert, sondern achtete auch auf die seelischen Reaktionen seiner Patienten. Er war davon überzeugt: Leidet der Körper, dann geht es auch der Seele schlecht. Noch bevor der Arzt Johann Christian August Heinroth 1818 den Begriff der Psychosomatik prägte, überlieferte der Volksmund in vielen sprachlichen Metaphern das alte Wissen von der untrennbaren Einheit zwischen Seele (altgriechisch: psyché) und Körper (soma). So heißt es „Da geht mir die Galle über“, „Eine Sache liegt schwer im Magen“ oder „Mir sitzt etwas im Nacken“ sind nur einige Beispiele. „Oft sendet der Körper schon jahrelang Signale und möchte darauf hinweisen, dass etwas im System nicht stimmt. ein Organ, das verletzlicher reagiert als die anderen und in Stresssituationen, etwa bei Kummer oder großen lebensverändernden Ereignissen, besonders unter Druck gerät“, schreibt Miriam Wiegele in ihrem Buch „Naturwissen. Die Geheimnisse der Heilpflanzen und Elemente“.

Auch verweist sie darauf, dass kaum etwas auf den ersten Blick so viel über die Persönlichkeit wie die Körperhaltung des Menschen verrät. „Jede innerliche Anspannung wird auf die Muskeln der Wirbelsäule übertragen und somit äußerlich sichtbar. Gleichzeitig symbolisiert die Form des Rückens unsere Haltung im Leben“, so die Autorin. Wer mit einem Rundrücken geht, ist buchstäblich vom Leben gebeugt. Eine gerade Wirbelsäule wiederum zeugt von Aufrichtigkeit. „Bei Rückenthemen geht es um Haltung, die Verteidigung des eigenen Standpunkts, das Einstehen für sich selbst.“ Wer in Deckung geht, hat Angst, was sich auch äußerlich zeigt.

Der Begriff Haltung umfasst die körperliche und geistige Haltung. Wie wir „zu uns stehen“, wie wir Dinge wahrnehmen, beeinflusst unser Denken und Tun. Dies wiederum hat Auswirkung darauf, „ob wir uns selbst klein und unsicher fühlen und dadurch eine gebückte Haltung annehmen oder ob wir selbstbewusst die Brust herausstrecken und aufrecht dastehen.“ Menschen mit Eigenschaften sterben im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung immer mehr aus, während gleichzeitig profillose Aufsteiger nachwachsen. Was heute zunehmend fehlt, sind Menschen mit Charakter, die unerschrocken für ihre Themen einstehen, mutig und berechenbar sind, die zu ihren Fehlern stehen und auch mal anecken, deren Konturen klar und nicht verwaschen sind.

Miriam Wiegele hat Medizin, Pharmakognosie, Botanik und Ethnologie studiert und sammelte mit anderen Beitragenden in ihrem Buch Wissenswertes, Hilfreiches und Kurioses aus vergangenen Zeiten. Im Fokus stehen Bräuche und Rituale, Mythen, Sagen, Geschichten und Märchen über Naturschätze, bewährte Heil- und Hausmittel aus der Naturapotheke. Auch das Erfahrungswissen von Heilkundigen wie Hildegard von Bingen, die bedeutendste Frau des 12.Jahrhunderts, ist hier eingeflossen. Das Herzstück ihrer Heilkunde war die Besinnung auf das „rechte Maß aller Dinge“: Maßlosigkeit macht krank, weil Körper und Seele permanent überfordert sind. Auch war sie davon überzeugt, dass unsere Gedanken zufrieden oder krank machen können. Zahlreiche aktuelle Studien belegen, dass uns positives Denken gesünder macht. Wer entspannt ist und gute Gedanken pflegt, hat nachweislich ein besseres Immunsystem. Auch davon hängt unsere Zukunft ab.

  • Miriam Wiegele: Naturwissen. Die Geheimnisse der Heilpflanzen und Elemente. Servus Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – München 2022.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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