Wer Diversität fördert, handelt nachhaltiger
Konzerne, die Geschlechterdiversität im Top-Management fördern, handeln gleichzeitig nachhaltiger, und ihr ESG-Score (Environment, Social, Governance) ist besonders hoch. Das zeigt eine Auswertung des BCG Gender Diversity Index 2021, in dem die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) Deutschlands 100 größte börsennotierte Konzerne analysiert hat.
Spitzenreiter im BCG Gender Diversity Index, der zum fünften Mal erscheint, bleibt die Deutsche Telekom – Softwarekonzern SAP klettert von Platz 19 auf Platz 2, Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub auf Platz 3. Vielfältige Teams bringen tiefgreifende Expertisen aus unterschiedlichen Bereichen mit, um Veränderungen anzustoßen. Auch wenn Diversität ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist, so ist auch zu beachten, dass künftig noch mehr Entscheider:innen dieses Erfolgspotenzial erkennen und ausschöpfen sollten. Für mehr Frauen in Vorständen sorgt auch das Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II), das seit August 2021 in Kraft ist. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen in Zukunft bei Nachbesetzungen sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist.
Bei der Neumüller Unternehmensgruppe beginnt dies beim Spitzenmanagement, über das obere Management und das mittlere bis zur Belegschaft, wo der Frauenanteil in den MINT-Fächern etwa doppelt so hoch ist, wie bei den Kunden des Unternehmens. Allerdings ist zu beobachten, dass der Anteil an Naturwissenschaftler:innen und Techniker:innen in deutschen Chefetagen wächst, auch der Trend bei MINT-begabten und Ingenieur:innen geht mittlerweile stetig nach oben. Dass es sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideell lohnt, Frauen in Führungsgremien zu bringen, bemerkt Geschäftsführer Werner Neumüller: „Frauen sind häufig fairer im Umgang und praktizieren, was in der Soziologie Multi-Rollen-Handeln bezeichnet wird: Sie bewegen sich in verschiedenen Lebensbereichen und können mit Konflikten und schwierigen Situationen häufig besser umgehen.“ Die Expertise des Unternehmens besteht darin, aus zwei extrem dynamischen Märkten (Bewerbermarkt und Stellenmarkt) zielsicher und passgenau die bestmögliche Schnittmenge zu bilden. Neumüller leitet gemeinsam mit seiner Frau Regina die Unternehmensgruppe in Nordbayern seit 2003. Das Unternehmen ist Partner der Industrie im Umfeld der Personaldienstleistung, vor allem in den Branchen Sportbekleidung, Banken, Pharmazie, Versicherung, Lebensmittel, Industrie, Medizin und Marktforschung.
Regina Neumüller verweist auf die enormen Möglichkeiten, die Zeitarbeit den Arbeitsuchenden eröffnet – obwohl sie auch nichts schönreden möchte. Das Massengeschäft „Call-Center“ ist beiden suspekt, weil sich hier alles nur um den Preis dreht — häufig auf Kosten der Mitarbeitenden: „Das ist inhuman und entspricht nicht unserer Vorstellung von einer modernen Arbeitswelt.“ Zeitarbeit in Deutschland ist größtenteils immer noch ein geschlossenes System und für Arbeitsuchende nicht das erhoffte Sprungbrett in die Unternehmen. Das Vorurteil, dass die Bezahlung in der Zeitarbeit eher schlecht ist, ist auch in den Köpfen vieler junger Menschen. Umso überraschter sind sie, wenn es nicht so ist.
Dazu gehört es bei Neumüller auch, zahlreiche soziale, ökologische und kulturelle Projekte zu unterstützen, die Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Diversity als wichtigsten Haupttreiber gesellschaftlicher Veränderungen verbinden. Deshalb unterzeichnete das Unternehmen auch die Charta der Vielfalt, die 2006 gemeinsam mit Unternehmen initiiert wurde und für die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirmherrschaft übernahm. Die Unterzeichnung ist eine Selbstverpflichtung zu Vielfalt, Toleranz, Fairness und Wertschätzung in der Arbeitswelt. Ziel ist es, mehr Unternehmen und öffentliche Einrichtungen für die Einführung einer Unternehmenskultur zu gewinnen, die auf der Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt beruht, und einen aktiven Erfahrungsaustausch über Diversity anzuregen. Sie ist auch eine Hauptmotivationskraft für die nachhaltige Entwicklung von Gemeinschaften und Nationen, die eine bunte Welt schafft. Allerdings ist Diversity kein Selbstzweck, sondern hält Unternehmen auch in Krisenzeiten stabil. So konnten Unternehmen mit einem guten Nachhaltigkeits- und Diversity Management nachweislich schneller und besser auf die Corona-Pandemie reagieren.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Was sich durch die Corona-Krise geändert hat
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.