Wer nicht fragt, bleibt dumm …
„Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört zu fragen“, sagte Albert Einstein. Der Kunst des klugen Fragens widmete der Innovationsforscher Warren Berger sein gleichnamiges Buch, in dem er meisterhafte Frager vorstellt. Er bricht mit der These, dass Fragen ineffizient sind, und führt eine Vielzahl von Studien an, die bestätigen, dass die kreativsten und erfolgreichsten Firmenchefs, darunter Steve Jobs, Jeff Bezos und Larry Page, in der Regel hervorragende Frager sind: „Sie sind bekannt dafür, dass sie die gängigen Ansichten in ihrer Branche, die grundlegenden Praktiken ihrer Firma und sogar die Gültigkeit ihrer eigenen Annahmen in Frage stellen.“ Nur wenn wir unsere eingeübten Annahmen in Zweifel ziehen, wenn wir lernen, vertraute Situationen neu zu betrachten, kann es gelingen, die richtigen Lösungen zu finden und komplexe Sachverhalte zu erfassen. Es heißt oft, dass es keine dummen Fragen gibt. Aber es gibt sie doch. Das belegen viele Beispiele aus dem Alltag. Die Grenze zwischen ungeschickt und dumm ist dabei fließend. Wege zu Antworten werden dadurch verbaut, statt sie zu ebnen.
werden mit einer gewissen Aufdringlichkeit gestellt und bergen das Potenzial von Kränkung in sich
unterstellen den Befragten ein Problem
sind häufig Ja-nein-Fragen
sind genauso trivial wie ihre Formulierung
werden von einseitigen Annahmen dominiert
festigen nur die eigene Meinung.
gestalten auf angenehme Weise menschliche Begegnungen.
bauen eine tragfähige Beziehung zum Gesprächspartner auf
fördern Informationen zu Tage
wecken die Neugier der Befragten und erhalten ihre Aufmerksamkeit aufrecht
verraten in ihrer Konstruktion und Abfolge die Gedanken, Zielstellung und Haltung des Fragenstellers
laden zur Reflexion und Klärung ein
schärfen unseren Blick und unsere Art, genauer hinzusehen und zu -hören
spüren Ähnlichkeiten mit dem Befragten auf und erwähnen sie
stellen eine starke Kontaktbrücke zum anderen her
fassen Antworten wertschätzend zusammen
drücken Verständnis, Bestätigung und Fürsorge aus.
Vor allem Vorstellungsgespräch spielt das Fragenstellen eine wichtige Rolle. Einige Arbeitgeber stellen bewusst Fragen, mit denen Bewerbende nicht rechnen, um herauszufinden, wie sie mit unerwarteten Situationen umgehen. Dazu gehört zum Beispiel der Klassiker, nach Selbstbeschreibungen oder nach fehlenden positiven Charaktereigenschaften zu fragen oder zu beschreiben, was Kollegen an der anderen Person stört. Damit sollen mögliche „Schwächen“ erkannt werden. Es gibt eine Vielzahl von Fragen, die verunsichernd wirken können. Deshalb ist es wichtig, dass sich Bewerbende richtig vorbereiten. Zu den am häufigsten gestellten Fragen im Vorstellungsgespräch gehören diese: Warum haben Sie sich bei uns beworben? Was wissen Sie über unser Unternehmen? Wie gehen Sie mit Stress und Kritik um? Warum haben Sie das Unternehmen gewechselt? Was möchten Sie verdienen? Sind Sie umzugsbereit? Wie erklären Sie Lücken in Ihrem Lebenslauf? Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Job?
Tipps und Beispiele zum Thema Fangfragen im Bewerbungsgespräch finden sich im Blog der Neumüller Unternehmensgruppe. Bewerbende können aber auch durch eigene Fragen im Vorstellungsgespräch punkten, denn sie zeigen, dass sie sich gut vorbereitet haben und Interesse am Unternehmen besteht. Dazu gehören zum Beispiel diese: Warum wurde diese Stelle ausgeschrieben? Was zeichnet Ihre Unternehmenskultur aus? Welchen Herausforderungen muss sich Ihr Unternehmen aktuell stellen? An wen werde ich berichten und wer berichtet mir? Wie lange ist mein Vorgänger auf dieser Position geblieben? Welche kann ich vermeiden, die andere in dieser Position vor allem am Anfang gemacht haben? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es? Wie geht das Bewerbungsverfahren weiter? Wann ist mit der Einstellungsentscheidung zu rechnen? Auch ist erwiesen, dass Personen, die mehr Fragen stellen, von ihren Gesprächspartnern eher gemocht werden.
Die Philosophin Dr. Ina Schmidt setzt mit ihrem Kinderbuch „Kleine und große Fragen an die Welt“ hier an. Die besten Freunde Phil und Sophie treffen sich hier analog und nicht digital: an zwei Steinen unter einer großen Birke, wo sie wichtige Dinge besprechen und ihren Gedanken freien Lauf lassen oder Antworten auf ihre Fragen suchen, die auch viele andere Kinder beschäftigen. Wer neugierig ist und Fragen stellt, der philosophiert nicht nur, sondern lernt auch, digital zu denken. Erst dann werden Kinder Programmieren lernen und urteilsfähig sein. Denn im Komplexitätszeitalter geht es auch darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Kopf und Bauch in Balance zu halten. So sagt der kleine Phil: „Ich glaube, damit man wirklich weiß, was gerade wichtig ist, gehören beide zusammen: die Gefühle und die Gedanken. Wenn eins von beiden zu stark wird, dann ist in einem drinnen alles ein bisschen schief, so als würde man nur auf einem Bein gehen oder nur mit einem Auge sehen.“
Vorbereitung Vorstellungsgespräch: Diese Fragen sollten Sie sich stellen
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
Warren Berger: Die Kunst des klugen Fragens. Piper Verlag, München 2017.
Carmen Kindl-Beilfuß: Fragen können wie Küsse schmecken: Systemische Fragetechniken für Anfänger und Fortgeschrittene (Systemische Therapie). 12. Auflage, Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2023.
Ina Schmidt: Kleine und große Fragen an die Welt. Philosophie für Kinder. Carlsen Verlag GmbH. Hamburg 2017.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.