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Warum wir mehr zuhören müssen - Brett Jordan / Unsplash

Wer selbst spricht, erfährt nichts Neues

„Höre!“ – Mit dieser klaren Anforderung beginnt nicht nur die Benediktsregel, sondern auch der gemeinsame Werteaustausch zwischen Pater Anselm Grün und mir. Als Unternehmer habe ich mir über das Hören nie wirklich Gedanken gemacht, geschweige denn es aktiv praktiziert. Als Führungskraft war ich immer in dem Glauben selbst sprechen zu müssen und auf alles eine Antwort zu haben. Wie schwer es ist, die eigene Meinung einmal nicht auszusprechen, sondern den Mitmenschen Fragen zu stellen und wirklich hinzuhören, was sie sagen, durfte ich seit einer Mitarbeiterbefragung immer wieder feststellen. Das sich gegenseitige Fragen ist unserer Erfahrung nach der wesentlichen Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander. Und das wiederum ist die Voraussetzung für gemeinsamen Erfolg. Fragen, die dem Gegenüber das Gefühl vermitteln, ein wahres Interesse an ihm zu haben, Interesse daran zu erfahren wer er ist, was ihn bewegt und was er kann. Vor gut zwei Jahren traf ich in einer unserer Hotelküchen auf einen Tellerwäscher. Ich fragte ihn, was ihm wirklich Freude bereitet und womit er sich neben seiner Arbeit beschäftigte. Ganz begeistert erzählter er mir davon, wie er die Leidenschaft fürs Fotografieren entdeckt hat, sich eine Kamera gekauft hat. Während des vielleicht zehnminütigen Gesprächs schenkte ich ihm meine vollste Aufmerksamkeit. Als wir uns ein paar Wochen später wieder begegneten, überreichte er mir einen von insgesamt vier Fotokalendern, die er für seine Mutter, seine Schwester, sich und mich selbst angefertigt hatte. Wieder stellte ich Fragen. Fragen zu den einzelnen Motiven und wie er diesen Kalender gestaltet hat. Auch wenn die Bilder dieses Kalenders deutlich machten, dass er mit seinem Hobby noch in den Kinderschuhen steckt, zollte ich ihm meine volle Aufmerksamkeit. Es verging ein weiteres Jahr, als ich am Schreibtisch saß und eine Kollegin mit einem sehr großen Briefumschlag in mein Büro kam. Ich öffnete ihn und fand darin einen unglaublich schönen Fotokalender. Der Absender, der Tellerwäscher. Die sich in den beiden Kalendern abzeichnende Entwicklungssprung war so unglaublich, dass ich mit beiden Exemplaren direkt zu unserem Marketing ging. Das Team in dem Bereich war begeistert und so ist es nicht verwunderlich, dass unsere Tellerwäscher mit seinen Fotos nun nicht nur unserer Medien mitgestaltet, sondern auch eine eigene Fotoausstellung im Hotel bekommen hat.

Das wirkliche und bedingungslose hören der Mitarbeiter ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich die Menschen wertgeschätzt, gebraucht und somit zugehörig fühlen. Was daraus entsteht sind Sicherheit, Ruhe, Wertschätzung, Freundschaft, Freude, Energie und Kraft.

Wer mehr erfahren möchte, kann am Mittwoch, den 07.04.2021 gerne zu unserem Online Impuls dazukommen: https://ticket2go.de/c/2401

Bodo Janssen schreibt über Sinnorientierte Führung, Krisen als Chance, ehrliches New Work, Bewusstheit und Stille

Bodo, 46 Jahre, Mensch. Begründer des "Upstalsboom Weges" und der "Der Stillen Revolution" Ich bewege mich im Spannungsfeld zwischen Spiritualität, Wissenschaft, Philosophie und der Praxis und schreibe über Führung, Selbstführung, Krisen als Chance und ehrliches New Work (im Sinne des Begründers)

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