Pixabay

Wie Corona die Zusammenarbeit in Unternehmen verändert hat

Homeoffice ist in der Corona-Krise für viele Beschäftigte selbstverständlich geworden. Rund ein Viertel arbeitete im Januar daheim. Eine Umfrage der Hanns-Böckler-Stiftung widmet sich der aktuellen Entwicklung.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

• Ende Juni 2020 arbeiteten rund 16 Prozent der Befragten unter Beschäftigten überwiegend oder ausschließlich zu Hause.

• 17 Prozent gaben an, abwechselnd im Betrieb oder zu Hause zu arbeiten. Der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice ist damit deutlich höher als vor Ausbruch der Pandemie (arbeiteten nur 4 Prozent überwiegend oder ausschließlich zu Hause). Der Anteil betrug im April 2020 27 Prozent.

• Wesentlich geringer war die Nutzung des Homeoffice im November 2020 ("Lockdown Light"): 14 Prozent der befragten Erwerbstätigen gaben an, überwiegend oder ausschließlich Zuhause gearbeitet zu haben, obwohl die Politik an die Arbeitgeber appelliert hatte, mobile Arbeit flächendeckend möglich zu machen.

• Im Januar 2021 waren die Zahlen wieder annähernd auf dem Niveau vom April 2020.

• Für 71 Prozent der Befragten spielt das Homeoffice künftig eine größere Rolle in der Arbeitswelt spielen.

Nachteile des Homeoffice:

• Wer zu Hause arbeitet, bringt mehr Zeit für Sorgearbeit auf. Das gilt für Frauen stärker als für Männer, die in der Regel im Homeoffice zwar mehr Überstunden machen, sich aber nicht mehr Zeit für die Kinder nehmen.

• Extrem flexible Arbeitszeiten gehen häufig zulasten der Beschäftigten. Wer im Homeoffice tätig ist, kann abends oft nicht abschalten.

• Einige Vorgesetzter haben das Bedürfnis, ihre Mitarbeiter zu kontrollieren (hohe Zuwachsraten an Überwachungssoftware).

• Persönliche Beziehungen und Wohlbefinden im beruflich vertrauten Umfeld und Mitarbeiterbindung fehlen.

• Depressive Verstimmungen nehmen zu.

Die Unternehmenskultur ist wesentlich für die erfolgreiche Gestaltung des Homeoffice.

Beim Baudienstleister und Projektentwickler KRIEGER + SCHRAMM (K+S) trug sie wesentlich dazu bei, dass die Corona-Krise nicht als Gefahr für das Team und das Unternehmen, sondern als Chance gesehen wurde, daran zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Es wurde gleich zu Beginn der Pandemie ein „Corona Krisenstab“ gegründet, der sich regelmäßig traf, um die aktuelle Situation zu bewerten und die nächsten Schritte abzustimmen sowie das Team zu motivieren. „Einmal wöchentlich findet eine Befragung unserer Mitunternehmer statt, um sich ein Gesamtbild der Stimmungslage zu machen, Engpässe oder Chancen und Erfolge aufzudecken und entsprechend zu agieren“, sagt Geschäftsführer Matthias Krieger.

Homeoffice war hier in der Corona-Krise eine erste Maßnahme, die genutzt wurde, hinzu kamen Videokonferenzen und Telefonate. „Dies konnten wir nur dank unserer sehr starken IT-Abteilung so schnell und fast reibungslos schaffen. Natürlich lief nicht alles gleich perfekt. Aber gemeinsam und mit dem nötigen Verständnis haben wir es geschafft“, so Michael Fuhlrott, der hier für das Marketing verantwortlich ist. Er betont auch, dass gegenseitiges Vertrauen durch offene Kommunikation gerade jetzt besonders wichtig ist. Für die im Büro Gebliebenen wurden die notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen veranlasst. Zudem wurden ihnen die konkreten Zeiträume mitgeteilt, wann wer daheim telefonisch zu erreichen ist. Nur auf diese Weise konnten Anrufe und Nachfragen der Bauherren und Baupartner des Unternehmens verlässlich beantwortet werden. Die Corona-Krise führte bei einigen „Mitunternehmern“ sogar dazu, dass ihre Kreativität nahezu explodierte. So schrieb der Prozessmanager André Schmidt seine erste eigene App („Corona-App“), die sich alle Teammitglieder auf ihr Smartphone laden können. Alle Ideen können hier für alle sicht- und nachvollziehbar eingetragen werden.

Bisher hatte im gesamten Unternehmen, einschließlich aller Standorte und Baustellen, niemand eine Corona-Infektion. „Trotz abgesagter Team-Events ist der Zusammenhalt im Team noch stärker geworden. Wir hoffen, dass wir bald auch wieder gemeinsame Teamaktivitäten erleben dürfen. Die werden wir dann so richtig genießen!“

An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig es ist, dass Arbeitgeber und Vorgesetzte für Krisenzeiten frühzeitig die richtigen Voraussetzungen schaffen. So kommt es bei der Gestaltung von flexiblen Arbeitszeiten im Homeoffice auf klare Regeln wie zeitliche Obergrenzen, Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genügend Personal und Vertretungsregeln an. Wichtig ist auch eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit sowie die Freiwilligkeit zum Homeoffice und die Möglichkeit zu einer Mischung aus Homeoffice und Arbeit am Arbeitsplatz.

Weiterführende Informationen:

Brauchen wir in Zukunft noch Büros?

Schaltzentrale im Lockdown: Der Küchentisch

Corona-Krise – K+S von Anfang an gewappnet. In: Das magazin. Gut planen, klug bauen, schöner wohnen. Hg. von Krieger + Schramm. Nr. 20/01 (Mai 2020), S. 4.

CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen