Wie die Corona-Krise die Digitalisierung beschleunigt (und was das bedeutet)

Wenn das Sprichwort „Not macht erfinderisch“ zutrifft, so hat die Corona-Krise (COVID-19) viele Menschen rund um die Welt gezwungen, unseren Alltag – vom Arbeitsleben bis hin zum Schulunterricht und Unterhaltungssektor – gründlich zu überdenken. Als Reaktion auf Reiseverbote, Schulschließungen und Empfehlungen, sich nicht in großen Gruppen zu versammeln und den Sicherheitsabstand zu unseren Mitmenschen zu wahren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, wandten sich viele den digitalen Tools zu, um zumindest einen Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten. Es ist zwingend notwendig, eine tiefreifende digitale Transformation unserer Arbeitsplätze und Bildungsinstitutionen in die Wege zu leiten, um leistungsfähig zu bleiben. Diejenigen Unternehmen, die bereit sind, Technologie klug zu nutzen, um den Betrieb am Laufen zu halten, ihr Geschäftsmodell noch einmal unter die Lupe zu nehmen und durch eine Beschleunigung der digitalen Transformation zukunftstauglich zu machen, werden der Konkurrenz um eine Nasenlänge voraus sein.

Homeoffice

Selbst Unternehmen, die sich gegen das Konzept dezentraler Teams gewehrt haben, waren während der Corona-Krise gezwungen, Telearbeit zuzulassen, um den Betrieb am Laufen zu halten und einer weiteren Ausbreitung des Virus durch die vorbeugenden Maßnahmen Einhalt zu gebieten. Laut einer Erhebung von Workhuman, eines multinationalen Unternehmens, das Cloud-basierte Softwarelösungen für das Humankapitalmanagement anbietet, arbeitete nur ein Drittel der werktätigen Bevölkerung in den USA vor der Pandemie von Zuhause aus. Twitter und andere große Organisationen ermutigten ihre Mitarbeiter, einstweilen zur Telearbeit überzuwechseln, und Unternehmen wie Google und die US-amerikanische Bank JP Morgan haben längerfristige Remote-Work-Strategien, für den Fall, dass die Mitarbeiter vielleicht für immer im Homeoffice verbleiben.

Obwohl die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, inzwischen von vielen Mitarbeitern als Vorteil wahrgenommen und geschätzt wird, fehlt es in vielen Unternehmen an der erforderlichen technologischen Infrastruktur, um die Arbeit im Homeoffice als Option anzubieten, ohne „eingespielte Arbeitsabläufe“ bis zu einem gewissen Grad opfern zu müssen. Doch eine unverhoffte Folge der COVID-19-Pandemie ist die zunehmende Erkenntnis der Unternehmen, welche Vorteile eine Beschleunigung der digitalen Transformation mit sich bringt.

Gewiss werden einige Unternehmen am Ende des Tages zu ihren konventionellen, standortgebundenen Arbeitsmodellen zurückkehren, doch andere werden erkannt haben, dass Remote Work sowohl Vorteile für die Belegschaft bietet als auch effektiv ist. Wenn schon nichts anderes, so werden sie daraus wertvolle Erfahrungen ableiten, welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen und wie sie den Telearbeitsbedürfnissen für den Fall eines neuen Ausbruchs oder aus anderen Gründen gerecht werden können.

Telegesundheitsdienste

Schon vor dem Ausbruch von COVID-19 wurden in der Telemedizin beachtliche Fortschritte erzielt. Dennoch fordern die Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens mit Nachdruck eine Erweiterung dieser Option via Smartphone und anderen Tools.

Die Technologie kann die Gesundheitsdienstleister bei der Triage von Patienten und der Diagnose derjenigen unterstützen, die keine Symptome haben, sich aber Sorgen machen, dass sie sich bei einem Besuch der überfüllten Gesundheitseinrichtungen infizieren könnten. Und der Einsatz der Telemedizin ist ungeheuer wichtig, wenn es gilt, den Mensch-zu-Mensch-Kontakt zu begrenzen, um die Übertragungsrate zu verlangsamen. Es gibt zweifellos viele Faktoren, die für Telegesundheitsdienste sprechen, aber auch einige Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Die Gesundheitssysteme sind jetzt gezwungen, diese Probleme in Angriff zu nehmen.

E-Learning

Seit sich COVID-19 mit rasender Geschwindigkeit überall auf der Welt ausbreitet, haben Schulen und Universitäten ihre Aufmerksamkeit stärker den virtuellen Lernoptionen zugewandt. Viele Universitäten trafen die Entscheidung, den Vorlesungsbetrieb ausschließlich Online fortzusetzen. Während viele Universitäten und Hochschulen, beispielsweise die Harvard Business School, bereits Erfahrung mit multimedialen Lernmodellen hatten und somit besser auf die Umstellung vorbereitet waren, war die Mehrheit der Bildungsorganisationen nicht wirklich für den Online-Unterricht gerüstet.

Viele Institutionen im primären und sekundären Bildungsbereich sind inzwischen zu virtuellen Lösungen übergegangen und haben es Lehrern und Administratoren überlassen, dafür zu sorgen, dass alle Schüler Zugang zu Technologien und Tools haben, die für den Unterricht in den häuslichen vier Wänden unerlässlich sind. Der Wechsel zu digitalen Lehr- und Lernprozessen ist mit Sicherheit disruptiv, da er in der vom Coronavirus diktierten Zeitlinie nicht eingeplant war, doch Lehrpersonal und Bildungsinstitutionen werden in Zukunft hoffentlich besser vorbereitet sein.

In China haben die New Oriental Educations & Technology Group und die interaktive Streaming-Plattform Agora.io in enger Zusammenarbeit und unter enormem Zeitdruck digitale Lernplattformen entwickelt, um die Bildungsaktivitäten digital fortzusetzen.

Virtuelle Veranstaltungen

Es wurden weltweit viele physische Konferenzen, Messen und Kongresse aufgrund des Ausbruchs von COVID-19 abgesagt, doch viele wechselten das Format und wurden virtualisiert. Tagungen, Messen und Kongresse repräsentieren eine Billionen-Dollar-Industrie und eine unverzichtbare Möglichkeit, Ideen und Informationen auszutauschen und berufliche Kontakte zu knüpfen. Einige Unternehmen versuchen die Lücke zwischen physischen und virtuellen Veranstaltungen mit Plattformen zu schließen, die Videopräsentationen, Networking und dergleichen kombinieren, um sowohl die Vorteile der Netzwerkaktivitäten bei physischen Veranstaltungen als auch den Inhalt und die Technologie der virtuellen Lösungen zu nutzen.

Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie hat Event-Veranstalter und Firmeninhaber angespornt, unkonventionell zu denken, um im Interesse der öffentlichen Sicherheit überzeugende alternative Optionen bereitzustellen. Diese Antriebskraft könnte darüber hinaus zu zukunftsfähigen Innovationen führen, die das Potenzial der neuen effektiveren Möglichkeiten der Begegnung und Interaktion im virtuellen Bereich aufzeigen.

In den nächsten Monaten werden wir noch viele andere Innovationen in den Bereichen HomeOffice, Telegesundheitsdienste, E-Learning und Virtuelle Veranstaltungen sehen, als wir uns an eine „digital-first“ und hybride Welt gewöhnen.

Für weitere Informationen zu KI und Technologietrends folgen Sie mir hier bei Xing oder lesen Sie mein neuse Buch: Künstliche Intelligenz im Unternehmen: Innovative Anwendungen in 50 Erfolgreichen Unternehmen.

Bernard Marr schreibt über Internet & Technologie, Wirtschaft & Management, Künstliche Intelligenz, Zukunftstrends

Bernard Marr ist ein internationaler Bestsellerautor, gefragter Keynote-Redner, Futurist sowie Strategie- und Technologie Berater zu Topunternehmen. Herr Marr ist der Autor von 18 Büchern, scheibt eine Kolumne für Forbes, und ist ein Sozialen Medien Influencer mit über 2 Millionen Followern.

Artikelsammlung ansehen