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Stefanie Gierer

Wie die Generation Z die Welt sieht

Ich sehe das umstritten. Aufgrund des Fachkräftemangels und den unterschiedlichen Betriebsgrößen wird es nicht in jedem Unternehmen genug Arbeitende geben, die für einen Platz im Vorstand qualifiziert sind und die Voraussetzungen mitbringen. Man sollte sich dabei die Frage stellen, wer überhaupt für diese Position geeignet ist.

Voraussetzung ist meiner Meinung nach, dass die Person zum einen das Unternehmen gut kennt, sich damit identifiziert, eingearbeitet ist und eine gewisse Betriebszugehörigkeit aufweist. Da werden viele, die infrage kommen, die 25 Jahre bereits überschreiten. Zum anderen finde ich es wichtig, dass eine Person, die an den Entscheidungen eines Unternehmens beteiligt ist, erste Berufserfahrungen mitbringen sollte. Wissen Auszubildende oder Berufseinsteigende genug vom Berufsleben und unternehmerischen Strukturen, um fundierte Entscheidungen mitzutreffen?

Nichtsdestotrotz ist es ohne Frage wichtig, dass junge Menschen in Unternehmen gehört werden, deren Meinung wertgeschätzt wird und sie eine gewissen Entscheidungsmacht haben. Die Zukunft liegt schließlich in den jungen Generationen, und die Berufswelt entwickelt sich dementsprechend auch nach deren Werten. In großen Unternehmen lässt sich ein U25-Vorstand bestimmt realisieren, und das macht in vielen Fällen auch Sinn, wenn die Qualifikationen vorhanden sind, in mittelständischen oder vor allem kleinen Unternehmen lässt sich das in meinen Augen schwer realisieren.

Ich denke, dass das Ziel auch neben einem festen Vorstand umsetzbar ist. Statt einem zwingenden Platz im Vorstand könnte man auf eine nachhaltige Unternehmens- und Führungskultur setzen, die auf Wertschätzung und Verständnis basiert. Regelmäßiges Feedback, der Austausch untereinander, Raum für Ideen und Vorschläge sowie Offenheit für Veränderungen sind in meinen Augen wichtig. Mitarbeitenden kann dadurch die Möglichkeit geboten werden, mitzusprechen, zu diskutieren und Entscheidungen aktiv zu beeinflussen. Daneben könnten man Projekte für Auszubildende und Studierende einführen, das Lernen voneinander fördern oder regelmäßige Umfragen durchführen.

Die harten Strukturen von Unternehmen werden immer mehr aufgebrochen und weicher. Ich denke, das ist wichtig und passiert automatisch, denn jüngere Generationen arbeiten nach internationalem Stil, leben die Du-Kultur, und Privates wird von der Arbeit nicht mehr strickt getrennt. Die Charaktereigenschaften der jüngeren Generationen kommen immer mehr in der Arbeitswelt an.

Trotzdem ist es in meinen Augen wichtig – und so kann ich es auch in meinem privaten Umfeld erkennen -, dass die starren Hierarchien und das Statusdenken zwar aufweichen, aber nicht ganz verschwinden. Wenn ich von mir selbst ausgehe, ist es mir wichtig, dass meine Vorgesetzten sowohl fachlich als auch persönlich die nötigen Qualifikationen mitbringen, um der Position, in der sie sich befinden, gerecht zu werden. Ich wünsche mir von meinen Vorgesetzten, dass sie meine Arbeit fachlich bewerten können, fundierte Entscheidungen treffen, aber auch Führungsverantwortung für die Mitarbeitenden tragen. Dazu gehören einfach die nötigen Skills. Ob diese durch einen bestimmten Studiengang oder aber durch die berufliche Weiterentwicklung erarbeitet wurden, ist jedoch zweitrangig.

Das denke ich nicht. Die Namen der verschiedenen Generationen werden grundsätzlich durch einen definierten Geburtenzeitraum und einer chronologischen Bezeichnung dafür festgelegt. Jede Generation weist gewisse Charaktereigenschaften auf, diese spiegeln sich aber nicht im Namen der Generation wider. Denn er steht ja schon fest, bevor die jeweilige Generation ihr typisches Denken und Handeln festigt.

Die Baby-Boomer werden aufgrund ihrer geburtenstarken Jahrgänge so bezeichnet. Die Millennials (Generation Y), weil vor allem sie in ihren jungen Jahren und im Teenager-Alter die Jahrtausendwende mitbekommen haben. Beide Bezeichnungen für diese Generationen lassen nichts auf die typischen Eigenschaften schließen. Jedoch hat man bei den Namen automatisch ein Bild der Generation vor Augen.

Ich finde, ein ganz großes Merkmal ist, dass wir nach Selbstverwirklichung streben. Viele junge Menschen aus der Generation Z möchten sich ständig weiterentwickeln und leben nach ihren eigenen Idealen. Das ist nicht nur beruflicher Natur. Auch das Privatleben und die Freizeit sind wichtiger geworden und haben einen hohen Stellenwert im Leben. Beruflich gesehen, suchen wir den Sinn hinter unserer Tätigkeit. Dieser sorgt neben einem guten Arbeitsklima, Spaß an der Tätigkeit und einer flexiblen Gestaltung der Arbeit für unsere Motivation.

Natürlich spielen auch Technologie und Digitalisierung eine große Rolle. Unser Leben spiel sich viel online ab, wir sind vernetzt und haben Spaß an technischen Erneuerungen und integrieren diese in unseren Haushalt und Alltag. Außerdem verschwimmt die Grenze zu Privatem, da wir unser Leben online teilen. Wir leben in der realen Welt und in der digitalen Welt – in beiden verbringen wir sehr viel Zeit. Dadurch sind wir jedoch auch ständig mit dem Weltgeschehen konfrontiert.

Gesundheit und Umwelt in unserem Alltag präsent. Wir achten auf unsere physische wie psychische Gesundheit und räumen dieser einen hohen Stellenwert ein. Und das genauso beim Thema Umweltschutz. Uns beschäftigt die Frage, was wir im Hinblick auf den Klimawandeln tun können und wir fangen an unser Leben danach zu gestalten. Diese Themen ziehen uns auch wieder mehr auf die Straße. Wir erheben die Stimme für Dinge, die uns am Herzen liegen.

Grundsätzlich denke ich, dass uns Bewegung und weiterkommen wichtig ist: Von Reisen über Vernetzen, Bildung und persönliche sowie berufliche Weiterentwicklung.

Mehr als anderen Generationen ist der jungen Generation bewusst, dass gerade sie von den Folgen des fortschreitenden Klimawandels betroffen sein wird, und dass sie selbst einen Beitrag zum Klimaschutz leisten muss: Sei es, Energie zu sparen, weniger Plastik zu nutzen, regionales Obst und Gemüse sowie weniger Fleisch zu essen. Was tun Sie selbst?

Konkret achte ich zum Beispiel beim Einkaufen darauf, unverpackte Lebensmittel in den Mengen zu kaufen, die ich brauche, achte auf regionale Erzeugnisse und qualitative Produkte. Ich verwende keine Plastiktüten, esse kaum noch Fleisch und probiere regelmäßig vegane Produkte aus. Vor allem seit diesem Jahr überlege ich außerdem dreimal, wie stark ich meine Wohnung heizen möchte und achte auf kleinere Dinge wie kaltes Wasser beim Händewaschen, vermeide lange Duschzeiten oder wasche meine 40-Grad-Wäsche auf 30°C.

Wie vielen anderen aus meiner Generation ist mir dieses Thema wichtig. Ich versuche mein Verhalten vor allem bewusst wahrzunehmen und zu reflektieren. Ich denke, dass ein nachhaltiger und umweltfreundlicher Lebensstil ein Prozess ist und man mit jeder Entscheidung oder jeder positiven Änderung viel schafft. Deshalb versuche ich offen für Veränderungen zu sein, mich zu informieren und vieles auszuprobieren. Darüber hinaus spreche ich regelmäßig mit meinem Umfeld über diese Themen, denn hier kann man viel voneinander lernen und sich gegenseitig positiv beeinflussen.

Mit unseren Generationen wächst die Digitalisierung. Sie geht mit den jüngeren Generationen Hand in Hand, und das wird sich auch im Berufsleben immer weiter durchsetzen (müssen). Wir sind vernetzt, erreichbar, sind geprägt von digitalem sowie abstrakten Denken. Das müssen Unternehmen akzeptieren und sich anpassen.

Gleichzeitig ist die Tatsache, dass junge Menschen mit der Digitalisierung aufwachsen aber auch eine große Chance für Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Denn die Digitalisierung und das damit erschlossene Arbeiten mit digitalen Medien ist fast immer Voraussetzung für eine erhöhte Automatisierung. Diese ist zwingen notwendig, um den Personalbedarf zu senken. Automatisierung erhöht die Produktivität des einzelnen Mitarbeiters, wodurch er oder sie mit derselben Leistungsfähigkeit mehr Umsatz erwirtschaften kann. Noch dazu wirken hoch digitalisierte Unternehmen modern, was das Image verbessert und das Interesse junger Menschen weckt.

Neben der Digitalisierung wird die Arbeitswelt stark von unseren Charaktereigenschaften geprägt. Das ist, vor allem möglich, weil sich der Arbeitsmarkt im Vergleich zu früher stark zu Gunsten der Arbeitnehmer gewandelt hat. Jetzt müssen sich Arbeitgebende bemühen Fachpersonal zu bekommen. Dadurch stehen unsere Wünsche viel stärker im Vordergrund als früher. Die Generation Z lässt sich durch Sicherheit, finanzielle Anreize, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, aber vor allem auch einem gesunden Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit motivieren. Unternehmen müssen nun den Mitarbeitenden immer mehr bieten und eine Unternehmenskultur schaffen, die der Generation gerecht wird. Der klassische Dienst nach Vorschrift spricht uns nicht an. Wir streben nach Selbstverwirklichung, der Auslebung unserer Stärken und nach dem Sinn hinter einer Tätigkeit. Das fordert ebenso eine stärkere individuelle Mitarbeiter- und Teamführung.

Wie können wir unsere Arbeitswelt besser gestalten und Prozesse optimieren? Erst ab dem Zeitpunkt, an dem man sich solch konkrete Fragen stellt, kommt das Bewusstsein über die Zukunft, in der wir leben möchten. Man verschafft sich so ein konkretes Bild vor Augen, für das es sich zu arbeiten lohnt, das Motivation weckt und hilft, den Fokus auf eine Zielvorstellung zu lenken.

Nur, wenn man sich die Zukunft vorstellt, weiß man, worauf man hinarbeitet, wie man sich entwickeln möchte und wie sie am besten aussehen soll. Das bedeutet auch sich zu überlegen, wie man besser und effizienter arbeiten kann. Sobald man sich eine verbesserte Zukunft vorstellt und diese visualisiert, kann man darauf hinarbeiten und die Erneuerungen entwickeln, die man dafür braucht. Deshalb ist es in meinen Augen wichtig, über Optimierungen und Idealvorstellungen zu sprechen. Nur wenn man das regelmäßig thematisiert, bespricht, weiterentwickelt, kann man vorankommen und Dinge verbessern.

Ich persönlich finde es sehr schwierig als junger Mensch in der heutigen Zeit aufzuwachsen. Durch den ständigen Nachrichten- und Informationsfluss kommen natürlich auch alle Schlagzeilen in vielfacher Ausführung bei uns an. Trotzdem ist es wichtig, dass man informiert bleibt und die Augen vor den Krisen nicht verschließt, aber auch ganz bewusst eine Grenze zieht. 24 Stunden am Tag von negativen Nachrichten, extremen Videos und Bildern begleitet zu werden, tut niemandem gut. Denn durch die sozialen Medien, Online-Nachrichten und der ständigen Präsenz von uns im Internet, stoppt der Informationsfluss nicht. Meiner Meinung nach sollte man sich nur so weit informieren, wie es einem selbst guttut.

Das versuche ich auch bei meinem Medienkonsum zu beachten. Die aktuellen Umstände sind mir wichtig, mir gehen die Geschehnisse aber schnell sehr nahe. Ab einem gewissen Punkt ziehe ich die Grenze und nehme Abstand vom Nachrichtenkonsum bzw. reduziere ihn. Ich versuche auch etwas an meinem Lebensstil zu ändern oder zu helfen. Jeder kann etwas tun. Sei es auf den Verzehr von Fleisch zu achten, öfter die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, lieber mal Urlaub im eigenen Land zu machen statt jedes Jahr ins Flugzeug zu steigen oder ein paar übrige Euros an Menschen zu spenden, die Hilfe brauchen.

Zur Person: Stefanie Gierer arbeitet als Junior Content Managerin bei der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe.

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Alexandra Hildebrandt: Von Generation Alpha bis Generation Z. Amazon. Kindle Edition 2017/2022.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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