Wie finde ich heraus, ob ich ins Team passe? (beim Bewerbungsgespräch)
Das Jobinterview ist fast vorbei, du bist mit dem Verlauf zufrieden, aber da ist noch eine Sache: Matcht es auch mit den Leuten? Diese Fragen darfst du stellen.
„Wir möchten dir jetzt noch Zeit geben, deine potenziellen neuen Kolleg:innen kennenzulernen“ oder „Falls du im Nachhinein noch Fragen haben solltest, kannst du jeden von uns jederzeit kontaktieren“ sind Sätze, die Bewerber:innen oftmals am Ende eines Recruitingprozesses hören. Aber: Wie finde ich heraus, wie meine potenziellen neuen Kolleg:innen wirklich ticken? Welche Fragen sollte ich unbedingt stellen, welche sind erlaubt und welche nicht? Wie kontaktiere ich meine Kolleg:innen im Nachhinein am besten? Grundsätzlich ist erstmal wichtig, dass du weißt, wie DU tickst! Darüber machen sich tatsächlich aus meiner Erfahrung als ehemaliger Personalleiterin zu wenig Beweber:innen vor der Bewerbung Gedanken.
Weißt du, was dir wichtig ist und was andere an dir schätzen?
Dann fällt es dir im Vorstellungsgespräch auch viel leichter, darüber zu sprechen. Du kannst viel eher herausfinden, ob du ins Team passt. Erst im nächsten Schritt überlegst du dann, mit wem du gern zusammenarbeiten würdest. Wenn du wissen möchtest, ob du ins Team passt, ist die erste Frage:
Was ist dir bei deinen Kolleg:innen wichtig? Häufig wissen Bewerber:innen, was sie nicht mehr möchten. Sie wissen aber nicht, was sie wirklich wichtig finden. Was ist denn das Gegenteil von dem, was sie nicht mehr wollen? Also finde heraus, was DIR wichtig ist.
Wie waren deine Lieblingskolleg:innen?
Wie sollte die oder der „optimale“ Kollege denn sein, handeln oder denken? • Wie waren deine ehemaligen Lieblingskolleg:innen? • Wie würdest du die beschreiben? • Wie ist der Arbeitsstil, die Arbeitsweise, die Zusammenarbeit? • Welche Charaktereigenschaften zeichnen diese aus? Jetzt weißt du, was dir wichtig ist.
Erst jetzt macht es Sinn, zu fragen, wie die Kolleg:innen im Team tatsächlich ticken.
Wie findest du jetzt im Bewerbungsgespräch heraus, wie die Kolleg:innen unterwegs sind?
Je nachdem, wer das Interview mit dir führt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Fragen im Gespräch unterzubringen. Allgemein sind Fragen - zur Arbeitskultur, - den Aufgaben und Verantwortungen, - den Möglichkeiten zur Karriereentwicklung und - den Arbeitsbedingungen erlaubt. Wie so häufig, macht auch der Ton die Musik bei deinen Fragen.
Was kannst du während des Gespräches fragen oder worauf solltest du achten?
1. Beobachte das Verhalten der Gesprächspartner! Wie gehen sie miteinander um? Ist dein zukünftiger Chef:in dabei? Wird das Gespräch auf Augenhöhe geführt oder ist es weniger wertschätzend ähnlich einem Verhör? Lassen die Gesprächspartner sich ausreden? Wer gibt den Ton an und wie ist das Zusammenspiel? 2. Erkundige dich nach der Meetingstruktur und wie der Ablauf in der Abteilung ist. Gibt es regelmäßigen Austausch? Gibt es Beispiele, wie Probleme im Team gelöst werden? 3. Wie wird die Einarbeitung erfolgen und wer unterstützt dich zu Beginn? Wie werden neue Mitarbeiter ins Team integriert? Bekommst du in den ersten Wochen regelmäßig Feedback? 4. Unternehmenswerte sind häufig auf den Webseiten niedergelegt. Frage nach, ob und wie diese Werte gelebt werden. Woran können die Mitarbeiter diese Werte zum Beispiel im Verhalten der Führungskräfte erkennen? Was sind vielleicht auch „Besonderheiten“ im Unternehmen? 5. Wie ist der Arbeitsstil in der Abteilung? Was ist dem/der Vorgesetzten wichtig? Worauf legt diese Person besonderen Wert? 6. Wie ist das Arbeitsumfeld? Gibt es persönliche Gegenstände auf den Schreibtischen? Gibt es überhaupt einen persönlichen Schreibtisch? Wie ist die Kleiderordnung? Wie ist die Ausstattung im Unternehmen, Kicker, Sauberkeit, Ordnung? Worauf wird hier Wert gelegt? 7. Recherchiere auf Portalen, wie das Unternehmen bewertet wurde. Natürlich ist das mit Vorsicht zu genießen. Häufig schreiben Mitarbeiter:innen erst beim Verlassen des Unternehmens eine Bewertung und lassen ihren Frust ab. Sollten die Bewertungen aber deutlich in die negative Richtung gehen, sprich das an und frage, wie das Unternehmen das ändern möchten. 8. Höre auf deinen Bauch. Stimmt die Chemie nicht, ist das keine gute Ausgangslage! Wenn dir eine gute Work-Life-Balance wichtig ist, solltest du das auch vor Vertragsabschluss ansprechen. Beim ersten Gespräch gleich nach Urlaubstagen zu fragen, halte ich allerdings für weniger zielführend. Zumindest wenn das die einzige Frage in Kombination nach dem Gehalt ist. Gegen geltendes Recht verstoßen Unternehmen, wenn sie nach Alter, Geschlecht, Nationalität, Religion, Familienstand, Schwangerschaft, sexueller Orientierung und politischer Überzeugung fragen. Diese Themen würde ich auch als Bewerber:in nicht ansprechen. Erkundige dich am Ende des Gesprächs, wie der weitere Verlauf des Bewerbungsprozesses ist. Wie ist der zeitliche Ablauf? Wann kannst du mit einer Nachricht rechnen? Ist es dir wichtig, das Team kennenzulernen, sprich es an und frage nach: Gibt es die Möglichkeit den zukünftigen Arbeitsplatz zu sehen und das Team kennenzulernen? Nach einem positiven Vorstellungsgespräch kannst du deinen Gesprächspartner:innen eine Mail schicken und dich für das interessante Interview bedanken. Sicherlich freuen sie sich, wenn du nochmal betonst, dass du gerne die Stelle antreten möchtest. Ob du dich im Anschluss oder schon im Vorfeld mit den Gesprächspartnern über XING vernetzt, ist sicher individuell zu entscheiden. Es gibt ganz kontaktfreudige PersonalerInnen, die sich darüber freuen, es gibt aber auch noch PersonalerInnen, die dem nicht so offen gegenüberstehen. Das würde ich anhand der Position und des Profils entscheiden. Meistens kann man ja erkennen, ob das Profil aktiv genutzt wird. Viel Erfolg beim nächsten Gespräch!