Wie kann ich eine Abfindung clever ablehnen?
Ein Angestellter fürchtet, sein Arbeitgeber könnte ihm bald ein Abfindungsangebot unterbreiten. Doch er will lieber seinen Job behalten. Wie vorgehen?
Die Frage: Sein Arbeitgeber hat einigen Mitarbeitern Abfindungsangebote unterbreitet und nun fürchtet unser Leser, dass auch er bald ein solches bekommen könnte. Da er seine Stelle aber behalten möchte, sucht er nun nach der richtigen Strategie. Wie sollte er sich verhalten?
Die Antwort vom WiWo Coach, Arbeitsrechtler Marcus Iske: Ein Abfindungsangebot Ihres Arbeitgebers heißt nicht automatisch, dass Sie im Fall einer Ablehnung des Angebots mit einer Kündigung rechnen müssen. Kommt Ihr Arbeitgeber mit einem Vorschlag auf Sie zu, gilt es zunächst Ruhe zu bewahren und das Angebot sorgfältig zu prüfen.
Wichtig ist, die Inhalte des Angebots zu verstehen: Wie hoch ist die Abfindung? Wann soll das Arbeitsverhältnis enden? Welche sonstigen Bedingungen sind an die Aufhebung des Arbeitsverhältnisses geknüpft? Ein Gespräch mit einem Arbeitsrechtler kann helfen, die rechtlichen und finanziellen Folgen realistisch einzuschätzen. Abfindungsangebote können durchaus attraktiv sein, denn Arbeitgeber lassen sich die Vermeidung langwieriger und meist kostenintensiver Kündigungsschutzprozesse oftmals einiges kosten.
Möchten Sie Ihr Arbeitsverhältnis dennoch fortsetzen, sollten Sie dies klar kommunizieren. Ein offenes Gespräch mit der Personalabteilung oder dem Vorgesetzten kann mögliche Alternativen aufzeigen – etwa eine Versetzung, den Übergang in Teilzeitmodelle oder Weiterbildungsmaßnahmen. Flexibilität ist hier das Zauberwort.
Wer sich offen für Veränderungen zeigt, erhöht die Chancen auf eine interne Lösung. Während des Gesprächs sind Sie ferner gut beraten, Ihre bisherigen Leistungen und Ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg aktiv darzustellen. Dies kann Ihre Verhandlungsposition stärken und gleichzeitig zeigen, dass eine Weiterbeschäftigung sinnvoll ist.
Dennoch gilt: Eine Trennung lässt sich nicht immer vermeiden. Daher ist es ratsam, frühzeitig einen „Plan B“ mit beruflichen Alternativen zu entwickeln und das eigene Netzwerk zu aktivieren. Hier können Gespräche mit Freunden, Kollegen oder externen Beratern hilfreich sein, Sie bei einem Jobwechsel zu unterstützen.
Marcus Iske ist Partner bei der Kanzlei Fieldfisher. Er berät Unternehmen und Führungskräfte zu sämtlichen Themen des individuellen und kollektiven Arbeitsrechts.
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