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Wie kann Selfpublishing künftig noch erfolgreicher werden?

Interview mit dem Autor Alfons Schweiggert

Herr Schweiggert, Sie schreiben seit vielen Jahren Bücher, die Sie mit Erfolg in verschiedenen Verlagen publiziert haben. Trotzdem stehen Sie der Überlegung aufgeschlossen gegenüber, Bücher unabhängig von Verlagen auch selbst zu veröffentlichen. Warum ist das so?

Schreibt jemand ein Buch, stellt er sich zu Beginn stets die Frage, ob er das Manuskript einem Verlag anvertrauen will, und welcher Verlag dafür geeignet sein könnte, oder ob es nicht besser wäre, es einmal verlagsunabhängig selbst zu veröffentlichen. Bei diesem sogenannten Selfpublishing redet der Autor:in nämlich niemand drein.

Weil dieser Form der Buchveröffentlichung bis heute ein negativer Beigeschmack anhaftet. Alle fragen sich nämlich: Hat so jemand keinen „anständigen“ Verlag gefunden? Kann also jemand wirklich etwas selbst veröffentlichen, das auch qualitativ gut ist, oder benötigt er dazu nicht besser erst die Mitwirkung und Kontrolle eines Verlags, damit er nach Erscheinen seines Werkes nicht nur von den Leser:innen, sondern auch in der Presse und von der Kritik wahrgenommen wird, die bis heute selbst veröffentlichte Bücher meist grundsätzlich ignorieren.

Das ist keineswegs der Fall! Schaut man in die Geschichte der Literatur, wurden oft viele später höchst anerkannte Werke der Weltliteratur zunächst von Verlagen nicht beachtet oder abgelehnt, und fast möchte man sagen zum Glück, da auf diese Weise die originalen Gedanken der Autor:en erhalten geblieben sind. Ich denke da nicht nur an Franz Kafkas Werke. „Moby Dick“ von Herman Melville wurde von Verlagen mehrfach abgelehnt, ebenso H. G. Wells „Krieg der Welten“ und bei F. Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ forderte ein Lektor eine drastische Überarbeitung, was der Autor zum Glück ablehnte. Auch Stephan Kings „Carrie“ von 1974 lehnte ein Verlag mit der Begründung ab, Science Fiction mit negativen Utopien verkaufe sich nicht. Und Joanne K. Rowlings Buch „Harry Potter und der Stein der Weisen“ wurde mindestens zwölf Mal abgelehnt, bevor es im Juli 1997 veröffentlicht wurde, allerdings nur mit einer Startauflage von 500 Exemplaren, weil man den Erfolg anzweifelte. Doch die Harry-Potter-Reihe verkaufte sich mittlerweile über 500 Millionen Mal und wurde in über 80 Sprachen übersetzt.

Na ja, wie viele letztlich literarisch unbedeutende Bücher wurden von angesehenen Verlagen nicht schon begeistert ins Programm genommen und publiziert. Nicht wenige davon waren ein Flop und sind heute längst in der Versenkung verschwunden. Es gibt also keine Garantien dafür, dass ein Buch, nur weil es ein Verlag ablehnt, schlecht ist oder weil es in einem Verlag erscheint, a priori auch qualitativ gut ist.

Nachdem der/die Autor:in ein Manuskript verfasst hat, wendet sie/er sich an einen Verlag. Das Manuskript kommt ins Lektorat, wird dort entweder gar nicht beachtet oder nach kurzem oder längerem Einblick abgelehnt. Nur, wenn das Thema und die Ausführung des eingereichten Manuskripts der jeweiligen Lektor:in oder dem Verlagsteam gefällt, wird es im Lektorat durchgearbeitet. Dabei wird häufig etliches verändert, z.B. Figuren der Geschichte, der Ablauf, das Ende und sogar Streichungen und Ergänzungen werden vorgenommen usw. Dadurch wird das, was der/die Autor:in geschrieben hat, auf jeden Fall mehr oder weniger und häufig nicht gerade zum Besten verändert.

So jemand ist bezüglich aller Vorgänge natürlich absolut frei. Er kann entweder ohne Zuhilfenahme eines Lektorats arbeiten oder sich jemanden auswählen, der einem als Lektor:in zusagt. Ein Selfpublisher entscheidet in der Folge natürlich auch selbst, ob er den angeregten Veränderungen und Korrekturen zustimmen will oder nicht.

Sprechen Verlage meist das letzte Wort auch beim Buchcover, trifft man als Selfpublisher auch bezüglich des Covers, der Textgestaltung, der Bebilderung des Textes alle weiteren Entscheidungen selbst, wodurch ein wirklich originäres Werk entsteht. Zugegeben, das erfordert natürlich ein gerüttelt Maß an Eigenverantwortung, Selbstkritik und Mut.

Während im Verlag das Veröffentlichungsdatum nicht von der Autor:in, sondern natürlich vom Verlag entschieden wird, ebenso die Preisgestaltung und die mehr oder weniger umfangreichen Werbemaßnahmen, die für das Buch zum Einsatz kommen und auch der Vertrieb des Buches, entscheidet ein Selfpublisher all das natürlich ebenfalls alleine.

Einerseits ja, aber andrerseits ist eben der ungeheure Freiraum verlockend – angefangen vom Schreiben bis zur Publikation. Man ist nicht eine dem Verlag mehr oder weniger zum Gehorsam verpflichtete Autor:in, sondern eine selbstverantwortlich handelnde Person. Alle Phasen der Buchproduktion hat man selbst in der Hand und kann auch die Leser:innen von Beginn an einbeziehen, die das Buch letztlich für gut befinden und kaufen sollen.

Im Bereich des E-Books gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, ohne Kosten für die Autor:in ein Buch zu veröffentlichen. Man kann seine E-Books auf einigen Plattformen kostenfrei hochladen und alles jederzeit auch wieder löschen und erhält sogar noch ein vereinbartes Honorar. Doch weil es Bücher ohne Verlag noch immer schwer haben, verkaufen sich E-Books leider oft sehr schlecht oder gar nicht. Solange in der Presse und bei Kritikern, aber auch bei den Leser:innen die Meinung herrscht, dass eine ernst zu nehmende Autor:in immer einen Verlag benötigt, der nicht nur die Chancen eines Werkes einschätzt, sondern auch für Autor:in und Buch arbeitet, werden es Bücher in Selfpublishing weiterhin nicht sonderlich leicht haben.

Solche E-books machen einfach Spaß. Texte lassen sich schnell skizzieren und in Umlauf bringen, und man kann rasch feststellen, ob sie auf Interesse stoßen. Falls das nicht der Fall ist, lassen sie sich auch wieder rasch von der Plattform nehmen. Sie sind neben Büchern, die ich weiter in Verlagen publiziere, jedenfalls eine durchaus recht anregende Möglichkeit, mit Veröffentlichungen einmal auf andere Weise zu experimentieren. Die Kontaktaufnahmen Autor:in – Leser:innen ist jedenfalls mit Selfpublishing schneller und einfacher geworden. Wenn dann auch noch die Presse und Rezensenten ihre immer noch bestehende Zurückhaltung endlich aufgeben, wird Selfpublishing zunehmend sicher erfolgreicher werden.

E-Books von Alfons Schweiggert und Alexandra Hildebrandt (Auswahl):

  • Garten Träume Leben!: Kleine Garten-Philosophie zur Freude von Gärtnern und Gartenliebhabern. Kindle Edition 2022.

  • Poesie und Magie der kleinen Dinge: Lob der „Sächelchen“. Kindle Edition 2022.

  • Dich gibt’s nicht!: Short Stories, um sich selbst zu erschaffen. Kindle Edition 2022.

  • König Ludwig II., Sisi und Karl Valentin. Kindle Edition 2022.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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