Wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung die Arbeitswelt verändern
Je weiter die vernetzte Produktion fortschreitet, „desto stärker wird die Nachfrage nach Mitarbeitenden mit Kenntnissen in IT, Automatisierungstechnik und Robotik“, sagt der Unternehmer und Personalexperte Werner Neumüller. Wirtschaftsingenieure werden bis hin zu Diplomierten mit mehreren Abschlüssen in unterschiedlichen Disziplinen zunehmen, „wenngleich die Passfähigkeit des (Aus-)Bildungssystems auf die Anforderungen der modernen Lebens- und Arbeitswelt auch hier optimiert werden muss.“
Vor allem diese technischen Berufe werden künftig benötigt: IT-Projektleiter und -Sicherheitsexperten, SAP-Berater und -Entwickler, Mobile-Entwickler, Data-Artists, Ingenieure für Energietechnik, Vertriebsingenieure, Mechatroniker und Lebensmitteltechniker. Aber auch klassische Berufe aus dem Sozialbereich werden weiterhin gefragt sein. Allein das Gesundheitswesen ist ein großer Zukunftsmarkt, der nur bedingt von Maschinen übernommen werden kann. Aber auch Berufe, in denen technische und kreative Anteile kombiniert werden, sind vielversprechend. Berufe mit Zukunft sind hier unter anderem Social-Media-Manager, Online-Marketing-Manager, Grafikdesigner, Texter und Kommunikationsdesigner.
Es zählt heute und in Zukunft nicht mehr nur das rein fachliche Wissen (die Kompetenz im eigenen Themengebiet), sondern auch die Methodenkompetenz. Arbeit 4.0 erfordert Kenntnisse in neuen Technologien und die Fähigkeit, interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Sie erfordert Flexibilität und ein gutes Selbstmanagement. Auch Werner Neumüller, dessen Unternehmensgruppe zahlreiche Jobs in wachsenden Zukunftsmärkten anbietet (z. B. Ingenieure für Energietechnik, Verfahrensmechaniker- und Techniker), betont, dass es wichtig sein wird, dass Arbeitnehmer:innen auf Sachebene Prozesse richtig beherrschen sollten (z.B. IT, EDV), interdiziplinär denken können und immer lernbereit bleiben. Auf emotionaler Ebene sind u.a. Empathie, Kommunikation, Teamorientierung, Flexibilität und Zielstrebigkeit von Bedeutung.
Gesucht werden heute nicht nur Nachhaltigkeitsmanager:innen, sondern auch Isolierer, Elektroinstallateure oder CO2-Vermesser, die den CO2-Fußabdrücke von Unternehmen, Produkten und Dienstleistungen berechnen. Das ist die Grundlage für Maßnahmen, mit denen sie ihre CO2-Emissionen reduzieren und ausgleichen können. Allein den Blick auf das Digitalisierungsthema zu richten, reicht also nicht aus, denn Corporate Social Responsibility (CSR), nachhaltiges Wirtschaften und zukunftsorientiertes Personalmanagement sind für Bewerber:innen heute zunehmend wichtige Auswahlkriterien für den zukünftigen Arbeitgeber. Es ist vielfach durch Studien belegt, dass verantwortungsvoll handelnde Unternehmen schon jetzt eine wesentlich höhere Arbeitgeberattraktivität besitzen. Mit einem glaubwürdigen Nachhaltigkeits- bzw. CSR-Management und seiner Kommunikation haben Unternehmen heute die Möglichkeit, attraktiv für neue Talente zu werben, die nur kommen, wenn sie sich mit der Firma identifizieren können.
„Die Menschheit ist durch die Corona-Pandemie reifer geworden – das Bewusstsein, wie endlich alles sein kann, wird wachsen. Dadurch wird auch das Thema Klima- und Umweltschutz einen höheren Stellenwert haben als vor der Krise“, sagt der Diplom-Ingenieur Matthias Krieger, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Baudienstleisters und Projektentwicklers KRIEGER + SCHRAMM. Sein Unternehmen wird sich künftig verstärkt dafür einsetzen und beschäftigt sich derzeit u.a. mit den Fragen, wo alternative Technologien oder Baustoffe eingesetzt werden können oder wie sich der ökologische Fußabdruck insgesamt verkleinern lässt, ohne Qualitätseinbußen zu haben. Talente zu finden und zu fördern ist ein wichtiger und wirkungsvoller Baustein der Arbeitgeber-Strategie von K+S. In den vergangenen Jahren konnte die Mitarbeiterzahl insgesamt mehr als verdoppelt werden. Inzwischen hat das Unternehmen auch einen eigenen Nachhaltigkeitsmanager, den Architekten Matthias Schäpers, der auch für das Thema wohngesundes Bauen zuständig ist.
Architects for Future: Interview mit dem Nachhaltigkeitsexperten Matthias Schäpers
Die richtigen Stellschrauben in Unternehmen: Wie sich der Klimawandel drehen lässt
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.
Handbuch Klimaschutz. Wie Deutschland das 1,5-Grad-Ziel einhalten kann. Hg. von Mehr Demokratie e.V. und BürgerBegehren Klimaschutz. oekom Verlag. München 2020.
Werner Neumüller: Gutes Klima: Warum Unternehmen einen Kompetenzmix aller Generationen brauchen. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.
Werner Neumüller: Rekrutierungsunterstützung über Personaldienstleistung und Arbeitnehmerüberlassung. Am Beispiel der Neumüller Unternehmensgruppe. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Auflage. Berlin Heidelberg 2021.
Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen. In: Werner Neumüller, Alexandra Hildebrandt (Hg.): Visionäre von heute – Gestalter von morgen. SpringerGabler Verlag 2018.