Eine vorangegangene Kündigung muss bei der Bewerbung kein Schwachpunkt sein. - imago images / Westend61
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„Wie offen muss ich bei der Jobsuche mit einer Kündigung umgehen?“

Eine Kündigung ist ein Schock. Doch schnell stellt sich Bewerbern die Frage: verschleiern oder offen kommunizieren? Karriereexpertin Sophia von Rundstedt weiß Rat.

Düsseldorf. Regelmäßig präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle eine Frage zu Job, Gehalt oder Karriere – mit einer Antwort eines unserer renommierten Experten. Wenn Sie auch eine Frage an den Handelsblatt Karrierecoach haben, schicken Sie uns eine Mail an: karrierecoach@karriere.de – wir leiten Ihre Frage anonymisiert an unsere Experten weiter.

Das Problem in dieser Woche:

Der Angestellten Birgit G. wurde gekündigt. Zurzeit befindet sie sich im Krankenstand. Nun hat sie die Möglichkeit, eine neue Stelle zu besetzen. Beim Vorstellungsgespräch ließ sie aber unerwähnt, dass ihr bisheriger Chef ihr gekündigt hat. G. sagt: „Ich war unsicher, ob das gut ankommt.“ Da der neue Arbeitgeber in ihrem Zeugnis das Ende der Beschäftigung mit Datum und dem Hinweis auf die Kündigung lesen können wird, fragt sie sich nun, ob ihr dadurch Nachteile drohen.

Karriereexpertin Sophia von Rundstedt antwortet:

Frau G., Sie müssen, so scheint es, aus betriebsbedingten Gründen das Unternehmen verlassen. Bei dieser Art von Kündigung gibt es wenig Rahmenbedingungen, die der Arbeitnehmer beeinflussen kann.

Strategische Neuausrichtungen, Restrukturierungen und Standortwechsel sind in Unternehmen heute an der Tagesordnung. Daher ist es Arbeitgebern durchaus bekannt, dass Mitarbeiter im Zuge dieser Maßnahmen Unternehmen verlassen müssen. Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass die Trennung ein schlechtes Licht auf Sie oder Ihre bisherigen Leistungen werfen könnte.

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Die Kündigung gegenüber potenziellen Arbeitgebern von Anfang an aktiv ansprechen

Grundsätzlich können Bewerberinnen und Bewerber mit einer intensiven Vorbereitung auch im Fall einer Kündigung Pluspunkte sammeln. Mein Tipp: Bereiten Sie sich darauf vor, welche Fragen Ihnen im Vorstellungsgespräch gestellt werden können.

In dieser Rubrik können Leser ihre Fragen zu Job und Karriere stellen – die Antwort hat diesmal Sophia von Rundstedt.
In dieser Rubrik können Leser ihre Fragen zu Job und Karriere stellen – die Antwort hat diesmal Sophia von Rundstedt.

Haben Sie zu allen Eventualitäten eine Stellungnahme parat. Seien Sie dabei transparent und selbstbewusst: Ihre Rolle wurde abgeschafft? Das Kompetenzprofil hat sich verändert, oder die Weiterentwicklungswünsche können nicht mehr umgesetzt werden? Dann zeigen Sie dem potenziellen neuen Chef, dass Sie sich mit dieser Situation auseinandergesetzt haben, und machen Sie deutlich, welche Lerneffekte und Chancen Sie dadurch für Ihre berufliche Entwicklung sehen.

Diese Chance hat Frau G. zwar ungenutzt verstreichen lassen. Doch viele Bewerbungsprozesse laufen mehrstufig ab. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass noch ein weiteres Gespräch ansteht. Ist dies der Fall, empfehle ich, das Thema direkt zu Beginn selbst aktiv anzusprechen – da, wo es inhaltlich gut hinpasst.

So bringen Sie das Thema Kündigung geschickt ein

Die Kommunikation der Kündigung hängt oft auch von der Art der Kündigung ab. Wir erleben in den meisten Fällen betriebsbedingte oder personenbedingte Kündigungen.

Bei einer betriebsbedingten Kündigung können Sie den Trennungsgrund beispielsweise direkt im Vorstellungsgespräch in Ihre ersten Erläuterungen zu Ihrem beruflichen Werdegang einbauen. Idealerweise schließen Sie dieses Statement dann mit einem Satz bezüglich Ihrer Lerneffekte, Ziele und Vorstellungen für die Zukunft ab.

So lenken Sie die Aufmerksamkeit wieder auf die Zukunft, haben gleichzeitig klare Verhältnisse geschaffen und zeigen so, dass Sie souverän und professionell mit dem Thema umgehen. Und: Schon haben Sie den Kopf frei für den weiteren Gesprächsverlauf.

Personenbedingte Kündigung kommen dagegen eher selten vor. Bei dieser Art von Kündigung ist es am wichtigsten, dass Sie sich im Vorfeld gut mit der Trennung auseinandergesetzt haben. Sie sollten erkannt haben, was Sie aus der Kündigung für Ihre beruflichen Ziele gelernt haben.

In unserer Beratungspraxis erleben wir oft, dass Gekündigte die Trennung vom bisherigen Arbeitgeber noch nicht richtig verarbeitet haben. Wenn wir mit den Klienten über ihre nächsten beruflichen Schritte sprechen, nehmen Themen aus der Vergangenheit einen enormen Platz ein, sodass oft die wesentlichen Punkte, wie beispielsweise neue Rollen, Aufgaben und berufliche Zielsetzungen, von den Betroffenen vernachlässigt werden. Das merken potenzielle Chefs ebenfalls.

Die Voraussetzung für etwas Neues ist, dass das Alte verarbeitet wurde. Deshalb lohnt es, sich mit einer Trennung intensiv auseinanderzusetzen – im besten Fall mit der Hilfe einer professionellen Beratung.

Darum ist das Interview das richtige Format, um die Kündigung anzusprechen

Sollte man eine Bewerbung bereits im Anschreiben oder Lebenslauf erwähnen? Aus meiner Sicht nicht. Denn im beruflichen Lebenslauf geht es nur um Fakten: Ist ein Bewerber während des Bewerbungsprozesses noch in einer Anstellung, sollte das auch mit „bis heute“ im Lebenslauf vermerkt werden. Wird die Kündigung bereits im Lebenslauf erwähnt, könnte das unnötige Fragen provozieren oder der Bewerber wird im schlimmsten Fall direkt aussortiert.

Im Anschreiben hingegen liegt der Fokus darauf, warum sich der Bewerber für genau dieses neue Unternehmen oder diese konkrete Position interessiert. Auch da sehe ich nicht die beste Gelegenheit, auf die Trennung zu sprechen zu kommen.

Spätestens im Interview werden Bewerber nach ihrer Wechselmotivation gefragt und mit der Frage „Warum möchten Sie sich beruflich verändern?“ konfrontiert. Genau da sollten Sie die Kündigung professionell erwähnen. Im persönlichen Gespräch haben Sie zudem den Vorteil, beobachten zu können, wie Ihr Gegenüber auf Ihre Aussagen reagiert.

Müssen Jobsuchende auf den Kündigungsgrund eingehen?

Keine Entwicklungsperspektive, die Chemie mit dem neuen Vorgesetzten stimmt nicht oder Umstrukturierungen im Unternehmen – es gibt viele Gründe für einen neuen Job. Eine betriebsbedingte Kündigung seitens des Arbeitgebers hat mit der betroffenen Person in der Regel nichts zu tun. Sie sollten sich bewusst machen, dass Sie nicht weniger qualifiziert sind für eine neue Position. Sie bringen bestimmte Qualifikationen und Erfahrungen mit sowie das Wichtigste: Ihre Persönlichkeit, die Sie wertvoll macht für eine neue Rolle.

Den genauen Kündigungsgrund würde ich nur dann erwähnen, wenn er für das Kompetenzprofil relevant ist. Wenn also beispielsweise eine Abteilung geschlossen wird und Ihr Profil nicht mehr benötigt wird, können Sie das ganz klar dem potenziellen neuen Arbeitgeber so schildern. Wenn Ihr bisheriges Unternehmen durch Ihre Kündigung Kosten spart, sehe ich in der genauen Erwähnung dieses Sachverhalts keine Relevanz.

Eine überzeugende Trennungsstory zeichnet sich durch einen positiven und auf die Zukunft gerichteten Abschluss aus. Ebenso wichtig wie der Inhalt Ihrer Trennungsgeschichte ist die Haltung und Stimmung, mit der Sie in ein Vorstellungsgespräch gehen. Gehen Sie offen und mit einer positiven Erwartungshaltung auf Ihren Gesprächspartner zu. So legen Sie den Grundstein für eine konstruktive Gesprächsatmosphäre und das Wohlwollen Ihres Gegenübers.

Tipp für die Zusammenarbeit mit Personalberatern

Wenn Sie mit einem Personalberater zusammenarbeiten, dann sollten Sie ihn schon früher über die Trennung informieren, damit er sich und Ihren Bewerbungsprozess darauf einstellen kann. Ich habe selbst erlebt, wie das Verheimlichen einer Kündigung nach hinten losgehen kann.

Wir hatten als Personalberatung den Kandidaten bereits beim Kunden vorgestellt, als herauskam, dass er zu diesem Zeitpunkt in einer Veränderungssituation war. Die zuständige Kollegin hatte ab diesem Zeitpunkt Bauchschmerzen, da der Bewerber diese Umstände nicht von Anfang an klar kommuniziert hatte. Damit schwinden nicht nur dessen Chancen, sondern dies wirkt auch imageschädigend für den Personalberater.

Merken Sie sich: Die von Ihnen genannten Gründe für den Jobwechsel sollten unbedingt vollständig sein und der Wahrheit entsprechen. Nur so kann die Personalberatung dann den Kandidaten von Anfang an optimal positionieren, sodass keine unerwarteten Fragen aufkommen. Ich rate immer dazu, dass man ehrlich ist, authentisch wirkt und gut vorbereitet ist.

Das ist die Expertin

Sophia von Rundstedt ist geschäftsführende Gesellschafterin des gleichnamigen Beratungsunternehmens. Als deutscher Marktführer im Outplacement hilft von Rundstedt Menschen dabei, einen passenden neuen Job zu finden, und unterstützt Unternehmen bei allen Themen rund um den Personalumbau und -abbau.

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