Wie Selbstreflexion im Umgang mit schwierigen Menschen hilft – nicht nur im Job
Im Umgang mit toxischen Menschen kann es in erster Linie helfen, wenn Du Dich selbst besser kennenlernst. Aber wieso und vor allem: wie?
Es gibt Menschen, die sind irgendwie „schwierig“ oder sogar „toxisch“. Wo sie auftauchen, gibt es stets Konflikte, Missverständnisse und schlechte Laune. Manche fungieren sogar als eine Art „Energievampir“ und hinterlassen Dich mit einem dumpfen Gefühl der Kraftlosigkeit, sobald sie Dir den Rücken kehren. Solche toxischen Verhaltensweisen können aus Persönlichkeitsstörungen wie dem Narzissmus oder Machiavellismus resultieren. Manchmal stimmt aber auch einfach die Chemie zwischen zwei Personen nicht und Ihr empfindet euch gegenseitig als schwierig, obwohl Du mit anderen Menschen keine vergleichbaren Probleme hast. Es gilt also, zu unterscheiden zwischen reiner Antipathie und Menschen, welche mit einem Großteil ihres sozialen Umfeldes immer wieder auf dieselben Konflikte stoßen – durch eine unhöfliche Wortwahl, Lästereien, verbale Angriffe oder Fehlverhalten wie das Trittbrettfahren zum Beispiel.
So oder so solltest Du den Fehler aber nicht bei Deinem Gegenüber suchen. Denn der Schlüssel, um mit (beinahe) jedem Menschen klarzukommen, liegt bei Dir selbst. Oder genauer gesagt in Deiner Fähigkeit zur Selbstreflexion.
Was hat Selbstreflexion mit toxischen Menschen zu tun?
Selbstreflexion bedeutet immer Analyse und diese ist unerlässlich, um eine Situation realistisch einschätzen zu können. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, dass Du vielleicht selbst die toxische Person bist und daher die Probleme verursachst. Wenn Du Dich also zukünftig in einen Konflikt mit einem oder mehreren Menschen wiederfindest, stell Dir folgende Fragen:
Welcher ist der Grund für den Konflikt?
Wie kam es zu dieser Situation?
Was habe ich dazu beigetragen – und was mein Gegenüber?
Welche Emotionen wie Angst, Scham oder Wut könnten hinter meiner Reaktion stecken?
Hat der Konflikt also eine tieferliegende Ursache in mir selbst?
Es geht also darum, die Situation zu analysieren und die eigene Rolle im jeweiligen Konflikt realistisch einzuordnen. Zum Streiten gehören bekanntlich immer zwei. Selbstkritik ist dabei unerlässlich, doch solltest Du natürlich auch nicht alle Fehler bei Dir suchen. Selbstreflexion hat also auf zweierlei Art und Weise mit toxischen Menschen zu tun: Einerseits kannst Du toxische Verhaltensweisen bei Dir selbst entdecken und andererseits kannst Du herausfinden, weshalb Du Deinen Gegenüber als „schwierig“ empfindest. Denn wenn Dich eine Person verletzt, wütend macht oder andere negative Emotionen bei Dir hervorruft, hat sie einen wunden Punkt getroffen.
Sieh Konflikte als Chance auf Heilung und Verbesserung
In der Regel ist es nämlich nicht das Verhalten Deines Gegenübers alleine, welches den Konflikt hervorruft, sondern auch Deine Reaktion. Nehmen wir an, Deine Mutter hat Dich als Kind immer als faul bezeichnet, was in Dir eine tiefe Wunde hinterlassen hat. Nun hast Du Deinen Fleiß bewiesen und Dich im Job in eine hohe hierarchische Position gearbeitet. Jetzt bezeichnet Dich Deine neue Führungskraft plötzlich wieder als faul. Was Du nun als toxische Verhaltensweise wahrnimmst, entlarvt eigentlich nur Deine Narben aus der Kindheit, während ein andere·r Kollege·Kollegin ohne diese vorangegangene Verletzung über den Vorwurf der Faulheit nur lachen kann.
Das bedeutet keinesfalls, dass toxische Menschen das richtige Verhalten an den Tag legen oder Du Dich mit schwierigen Persönlichkeiten umgeben solltest. Keine Frage: Gehe diesen aus dem Weg, wenn es möglich ist! Aber leider ist das im Berufsleben nicht immer möglich und so kannst Du zumindest die Selbstreflexion nutzen, um Konflikte, toxische Menschen oder negative Emotionen als Chance zu begreifen, selbst als Persönlichkeit zu wachsen und alte Verhaltensmuster sowie Wunden abzulegen. Du wirst sehen: Eines Tages lachst auch Du über den Vorwurf der Faulheit einfach weg – und gleichzeitig empfindest Du die betreffende Person wahrscheinlich auch nicht mehr als schwierig.
Menschen sind in der Regel nur „schwierig“ mit sich selbst
Stattdessen könntest Du vielleicht erkannt haben, dass gewisse, als toxisch wahrgenommene Verhaltensweisen überhaupt nichts mit Dir selbst zu tun haben. Viele Konflikte entstehen vielmehr aus dem schwierigen Verhältnis eines Menschen zu sich selbst. Wer beispielsweise unter Minderwertigkeitskomplexen leidet, neigt zur Herabwürdigung anderer Personen, um sich selbst besser zu fühlen. Oder wer Dich als faul beschimpft, hat dieses Bild in Wahrheit von sich selbst. Selbstreflexion hilft Dir also dabei, zwischen dem Innen und dem Außen zu unterscheiden. Nur so kannst Du verstehen, wann ein Angriff wirklich gegen Dich gerichtet ist und wann nicht – wobei letzterer Fall garantiert viel häufiger eintritt!
Dies wiederum hilft Dir dabei, gelassen mit toxischen Menschen umzugehen. Denn in der Regel steckt hinter der Fassade eines schwierigen Menschen ein unglücklicher Mensch. Wenn Du das einmal begriffen hast, wirst Du zukünftige Angriffe nicht mehr persönlich nehmen, sondern als das deuten, was sie sind: Innere Konflikte des Angreifers·Angreiferin mit sich selbst, welche auf Dich proijiziert werden. So viel zur Theorie. Aber wie gelingt diese Selbstreflexion in der Praxis?
Schritt für Schritt zu einem gelassenen Umgang mit toxischen Personen
Der Weg zu einer besseren Selbstreflexion und dadurch einem gelasseneren Umgang mit schwierigen Menschen ist eigentlich alles andere als schwierig:
Wechsel die Perspektive! Die meisten Menschen leben hauptsächlich im "Außen". Sie regen sich über den Stau auf, denken über einen seltsamen Satz des Kollegen nach oder beschäftigen sich mit ihrem Erscheinungsbild. Nimm Dir aber auch Zeit - zum Beispiel jeden Abend eine halbe Stunde, um die Perspektive zu wechseln und Dich mit Deinem Inneren auseinanderzusetzen. Techniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können Dir dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und in die Selbstreflexion zu gehen. Spüre dabei in Dich hinein, wie es Dir geht, weshalb es Dir so geht und was Du Dir für die Zukunft wünscht. Nur, wenn Du Deine Ziele kennst, kannst Du diese auch im "Außen" verfolgen.
Steh für Dich selbst ein! Gerade im Umgang mit toxischen Menschen ist es wichtig, dass Du für Dich selbst einstehst und Deine Ziele durchsetzt. Lass Dich also nicht ausnutzen, sondern lerne „Nein“ zu sagen! Verteidige Dich, wenn Du ungerechtfertigt angegriffen wirst oder Dich zu wenig wertgeschätzt fühlst. Zeig Dich hilfsbereit, wenn ein·e Kollege·Kollegin gemobbt wird. Schlussendlich geht es darum, dass Du Deinen Werten treu bleibst und dadurch nicht den Respekt vor Dir selbst verlierst. Nur so kannst Du dauerhaft in Frieden mit Dir selbst und dadurch glücklich sowie gesund leben.
Entwickle Mitgefühl! Dieser innere Frieden – die Gelassenheit – welchen Du nun durch Selbstreflexion erlangt hast, erlaubt es sogar, Mitgefühl mit toxischen Menschen zu entwickeln. Du kannst schwierige Persönlichkeiten als solche erfassen und beziehst deren Verhalten nicht mehr auf Dich selbst – auch dann nicht, wenn Du persönlich angegriffen wirst. Stattdessen kannst Du über den Dingen stehen und erkennen, welche inneren Konflikte der betreffende Mensch mit sich austrägt. Je zufriedener Du mit Dir selbst bist, umso weniger Angriffsfläche bietest Du also den toxischen Persönlichkeiten in Dein beruflichen sowie privaten Umfeld. Harmonie beginnt bei Dir selbst!
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