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5 Merkmale, an denen Sie toxische Führungskräfte erkennen. Bild: JackF / stock.adobe.com

Wie Sie toxische Führungskräfte erkennen

Etwas liegt im Argen. Langjährige Mitarbeiter – darunter auch wertvolle High Performer – wechseln das Unternehmen. Vielversprechende Kunden, die restlos von Ihrem Unternehmen überzeugt waren, springen ab. Im Team herrscht eine Stimmung von Unsicherheit und Misstrauen. Die Ursache für die Missstände: toxische Führungskräfte.

Diese vergiften nicht nur die Atmosphäre in ihren Teams, sie zerstören Unternehmen von innen heraus. Umso wichtiger ist es für Entscheider, toxische Führungskräfte zu erkennen.

Das allerdings ist nicht gerade einfach – denn viele der entsprechenden (Top-)Manager sind Meister der Blendung und Tarnung. Hier zeige ich Ihnen, wie Sie zwei toxische Typen, die für Unternehmen besonders häufig zum Problem werden, trotzdem erkennen können. Auf Basis meiner eigenen Erfahrungen im Top-Management und der jahrzehntelangen Arbeit mit C-Level, Geschäftsführer, Vorständen und Vorstandsvorsitzenden im Führungskräfte-Coaching.

Was sind toxische Führungskräfte?

Zugegeben, das Wort „toxisch“ wird in jüngster Zeit sehr strapaziert. Selbst normale Beziehungsprobleme, verzeihbare Charakterschwächen oder (berechtigte) Kritik im Arbeitsumfeld werden als „toxisch“ gelabelt und gebrandmarkt. Davon kann ich mich gar nicht weit genug distanzieren. Wenn ich von „toxischen Führungskräften“ spreche, dann meine ich Menschen, die im Job extrem destruktive Verhaltensweisen aufweisen. Die Ihrem Team das Leben zur Hölle machen. Die – auf wichtigen Positionen im Top-Management – die Zukunft eines Unternehmens gefährden können. Und die in letzter Konsequenz manchmal auch sich selbst schaden, aber trotzdem nicht aus ihrer Haut können. 

5 Merkmale, an denen Sie toxische Führungskräfte erkennen

Viele meiner Klienten – allesamt echte Könner und Leistungsträger – können sich gar nicht vorstellen, dass es toxische Persönlichkeiten tatsächlich bis ins mittlere Management und sehr häufig sogar ins Top-Management schaffen. Oder, dass sie ihre Macht wissentlich zu ihrem eigenen Vorteil missbrauchen und sich nicht um die Zukunft ihrer Mitarbeiter oder ihres Unternehmens scheren. Denn für sie sind Menschen im Kern gut – und genießen einen gewaltigen Vertrauensvorschuss. Doch manchmal sieht die Realität einfach anders aus. Es ist wichtig, das anzuerkennen. Denn nur so können Sie toxische Führungskräfte identifizieren, bevor sie Ihrem Unternehmen ernsthaften, im schlimmsten Fall sogar irreparablen, Schaden zugefügt haben.

Ganz allgemein gesprochen gibt es fünf charakteristische Merkmale, an denen Sie toxische Führungskräfte erkennen können.

  1. Die Führungskraft weist narzisstische Züge auf.
    Narzisstische Führungskräfte sind in der Chefetage keine Seltenheit. Sie streben unentwegt nach mehr Macht und Einfluss – und stellen Ihr eigenes Vorankommen über alles. Den Erfolg anderer geben Sie gerne als den eigenen aus. Wenn es sie selbst weiterbringt, schaden sie sogar bewusst dem eigenen Unternehmen. Zugleich sind sie extrem anfällig für Kritik und sehr leicht zu kränken.

  2. Toxische Führungskräfte sind chronische Verantwortungsschieber.
    Sie sonnen sich gerne im Ruhm (der allzu oft eigentlich anderen gebühren würde). Wenn es aber darum geht, Verantwortung zu übernehmen oder für Fehler einzustehen, suchen sie schnell das Weite. Ein Klient formulierte das so: „Wenn es Erfolg gibt, nimmt er sich Erfolg. Aber, wenn es nach Misserfolg duftet, fängt er an zu rennen.

  3. Es mangelt an Empathie.
    Manchmal ist das einigermaßen offensichtlich – etwa, wenn entsprechende Manager kaum Verständnis für ihre Mitarbeiter aufbringen und nicht in der Lage sind, ein vernünftiges Konfliktgespräch zu führen. Je nach Typ können toxische Persönlichkeiten allerdings auch extrem charmant sein. Manchmal erwecken sie den Eindruck, sich brennend für Sie zu interessieren. Das alles ist aber kein Ausdruck echter Empathie, sondern dient vor allem dem eigenen Vorteil.

  4. Manipulationsversuche und Machtmissbrauch sind an der Tagesordnung.
    Viele toxische Führungskräfte sind wahre Meister darin, Gruppen zu spalten oder Menschen zu isolieren. Ihr (missbräuchlicher) Umgang mit Macht geht dabei weit über die typischen Machtspiele im Top-Management hinaus.

  5. Toxische Führungskräfte verbreiten Angst statt Vertrauen.
    Über kurz oder lang ruinieren toxische Führungskräfte die Stimmung im Team. Da sie (gerade Untergebenen gegenüber) nicht selten autoritär auftreten oder Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte gegeneinander ausspielen, herrscht eine Kultur des Misstrauens und der Angst.

„Pfau“ und „Chamäleon“ – die zwei potenziell toxischsten Typen im Top-Management

Während meiner Zeit als Top-Managerin und im Lauf meiner über 30-jährigen Karriere als Führungskräfte-Coach habe ich verschiedene Typen ausgemacht, denen man im Top-Management immer wieder begegnet. Neben echten Könnern und Leistungsträgern, die ihr Unternehmen wirklich voranbringen (wollen), gibt es auch eine ganze Reihe problematischer Persönlichkeiten. Zwei von ihnen weisen sehr häufig sogar toxische Eigenschaften aus. Wegen ihrer charakteristischen Persönlichkeitsmerkmale nenne ich sie „Pfauen“ und „Chamäleons“.

So erkennen Sie einen Pfau

Haben Sie schon mal einen männlichen Pfau beobachtet, der mit seinem prächtigen Federkleid zur Balz ein Rad schlägt? Ein wahres Spektakel! Pfauen im Top-Management haben eine ähnliche Wirkung auf Menschen. Sie sind Meister der Selbstinszenierung – und werden bei einem ersten Treffen meist größer, schöner, stärker und intelligenter wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Sie umweht eine Aura, die ihnen auf magische Art und Weise Türen öffnet. Genau deshalb schaffen sie es auch so häufig ins C-Level und darüber hinaus. Ihre toxische Seite zeigt sich erst später.

Problematisch wird es für Firmen dann, wenn der Pfau aus dem Vorankommen des Unternehmens persönlich keinen Status- und Machtgewinn mehr ziehen kann. Dann kann dessen Rücksichtslosigkeit für Unternehmen teuer werden. Ruf- und umsatzschädigende Skandale, die mitunter lange Gerichtsverfahren nach sich ziehen, gehen nicht selten auf das Konto eines Pfaus. Daher mein Rat an Sie: Lassen Sie sich insbesondere als Entscheider nicht um den Finger wickeln und achten Sie auf die folgenden Warnzeichen.

Anzeichen im persönlichen Umgang

Wenn Sie regelmäßig mit einem Pfau zu tun haben, werden Sie irgendwann in der Lage sein, diesen zu durchschauen. Achten Sie dabei insbesondere auf folgende Anzeichen:

  • „Alle Augen auf mich“: Bei ihren Gegenübern lösen Pfauen Bewunderung aus. Wirklich „auf Augenhöhe“ begegnen Sie Pfauen aber nie.

  • Als wäre sein eigenes opulentes Federkleid noch nicht genug, schmückt sich der Pfau sehr gerne auch mal mit fremden Federn.

  • Auch, wenn Sie mal in sein Büro zitiert werden, werden Sie staunen. Teure Möbel, Designerstücke, Urkunden an den Wänden und beeindruckende Dimensionen sollen Ihnen imponieren.

  • Als echter Charmebolzen gibt Ihnen der Pfau zunächst ein gutes Gefühl und scheint mit Ihnen voll auf einer Wellenlänge zu liegen. Dadurch kann er Sie mühelos zu jeder Gefälligkeit bewegen.

  • Auch mit großen Versprechungen geizen entsprechende Führungskräfte nicht. Wenn es um das Einlösen geht, ist die Erinnerung daran aber wie ausgelöscht.

  • Die Übernahme von Verantwortung umschiffen Pfauen gekonnt.

  • Die toxischen Führungskräfte kommunizieren sehr gerne indirekt und missverständlich. Rückfragen bestätigen ihnen nur noch ihre vermeintliche Allwissenheit.

  • Im Laufe der Zeit mischt sich in das anfängliche Gefühl von Bewunderung eine starke Unsicherheit.

  • Wagen Sie es, einen Pfau zu kritisieren, gilt das als Majestätsbeleidigung – und Sie müssen mit drakonischen Strafen rechnen.

  • Der Pfau scheint immer beschäftigt zu sein. Zu Meetings kommt er chronisch zu spät.

Entwicklungen im Unternehmen

Nicht nur im persönlichen Umgang, auch an den Entwicklungen im Unternehmen können Sie ablesen, ob ein Pfau am Werk ist:

  • Rund um die Führungskraft hat sich ein Verband von Jasagern gebildet. Kein Wunder, denn Kritiker hat der Pfau Schritt für Schritt aus seinem Betriebsumfeld verbannt.

  • In Meetings kommen kaum oder keine unangenehmen Nachrichten zur Sprache – denn das könnte als persönliche Kritik verstanden und sanktioniert werden.

  • Aus dem Pfau scheinen Ideen geradezu rauszusprudeln. Daher beginnt er immer neue Projekte, während die alten längst nicht abgeschlossen sind. Das Ergebnis ist ein undurchsichtiges Chaos, das die Inkompetenz der Führungskraft kaschiert.

  • Er wehrt sich gegen klares Controlling und echte Business Cases, denn dabei könnte zum Vorschein kommen, dass die Dinge doch nicht so gut laufen, wie es der Pfau suggeriert.

  • Ständige Selbstüberschätzung und großspurige, aber leere Versprechungen begleiten den Pfau. Wenn er seine Versprechungen nicht einlösen kann, findet er aber immer einen Sündenbock. 

So erkennen Sie ein Chamäleon

Mit seiner Fähigkeit zum Farbwechsel ist das Chamäleon faszinierend, tritt aber deutlich dezenter auf als der Pfau. Statussymbole und ein großspuriger Auftritt sind diesem Persönlichkeitstyp fremd. Stattdessen wirken Chamäleons ruhig und besonnen – und üben gerade deshalb eine enorme Anziehungskraft aus. Die Top-Manager sind exzellente Kommunikatoren und geben Ihnen stets das Gefühl, dass Sie in Ihrem Sinne handeln – auch, wenn sie in Wahrheit eiskalt die eigenen Interessen verfolgen.

Genauso wie der Pfau hat auch das Chamäleon klar narzisstische Merkmale. Obwohl Chamäleons, wo sie nur können, Nähe suggerieren, scheuen Sie echte Nähe wie der Teufel das Weihwasser. So sehr Sie sich am Terrarium auch die Nase plattdrücken: So richtig werden Sie die wandlungsfähigen, konflikt- und entscheidungsscheuen Chamäleons nie zu fassen kriegen. Das große Problem: Die aalglatten Persönlichkeitstypen sind ungleich schwerer zu erkennen als die Rad schlagenden Pfauen. Für ein Unternehmen sind sie aber nicht minder gefährlich. Denn sie sind potenziell toxisch. Und wenn man sie lässt, vergiften sie ein ganzes System.

Warum? Weil Sie stets den Anschein erwecken, dass sie alles unter Kontrolle haben und ihr Unternehmen in eine goldene Zukunft führen. Bis das Kartenhaus dann in sich zusammenfällt. Das Chamäleon freilich ist zu diesem Zeitpunkt schon längst weitergezogen. An die Spitze eines anderen Unternehmens.

Anzeichen im persönlichen Umgang

Arbeiten Sie mit einem Chamäleon zusammen, werden Ihnen folgende Punkte ins Auge fallen:

  • Der Charme eines Chamäleons ist unwiderstehlich: Sie verspüren daher häufig den Drang, etwas für die Führungskraft tun zu wollen. Und merken dabei gar nicht, dass Sie manipuliert werden.

  • Ein Gespräch nehmen Sie zunächst als sehr anregend wahr, wenn Sie im Anschluss allerdings versuchen, konkrete Inhalte zusammenzufassen, ist alles irgendwie nebulös.

  • Chamäleons sind sehr kommunikativ. Sie erzählen jedoch nie Konkretes über sich, sondern saugen die Informationen Anderer auf. Auf ihre Gesprächspartner wirkt das anregend und einfühlsam. Echte Empathie steckt aber nicht dahinter. Denn die erhaltenen Informationen nutzt diese toxische Führungskraft einzig zu ihrem Vorteil.

  • In Konflikten agieren Chamäleons aalglatt – es ist fast unmöglich, sie zu fassen zu bekommen. Eher sorgt ein Chamäleon dafür, dass Sie sich selbst schuldig fühlen. Im Zweifel mit nur einem Satz.

  • Emotional kommen Sie einem Chamäleon auf Gedeih und Verderb nicht nah.

  • Haben Sie über einen längeren Zeitraum mit einem Chamäleon zu tun, fühlen Sie sich oftmals leer, beziehungs- oder sogar verbindungslos. Oder Sie werden wütend, weil Sie den Charakter einfach nicht zu fassen kriegen.

Entwicklungen im Unternehmen

Auch wenn dieser „Mr. Teflon“ sehr schwierig zu fassen ist. Dass Sie es mit einem – möglicherweise toxischen – Chamäleon zu tun haben, können Sie auch an folgenden Entwicklungen im Unternehmen ablesen:

  • Mitarbeiter, die engen Kontakt mit dem Chamäleon hatten, verschwinden plötzlich aus dessen Wirkungskreis. Womöglich verlassen sie sogar Hals über Kopf das Unternehmen.

  • Beim breiten Publikum ist der Top-Manager beliebt. Mitarbeiter im engeren Umfeld fühlen sich aber zunehmend ausgenutzt und haben das Gefühl, dass sie selbst nie zum Zug kommen und auch das Unternehmen nicht profitiert.

  • Kunden äußern ihre Unzufriedenheit oder springen ab, weil Gesagtes einfach nicht umgesetzt wird.

  • Chamäleons erklimmen die Karriereleiter so schnell, dass es wie im Zeitraffer wirkt – werden dabei aber nicht selten weggelobt.

Toxische Führungskraft im Team? So gehen Sie jetzt vor

Sie sind im Vorstand oder Vorstandsvorsitzender und haben eine toxische Führungskraft in einer entscheidenden Position identifiziert, die schleichend ihr Gift verspritzt? Dann gilt dasselbe Prinzip wie für den Umgang mit schwierigen Mitarbeitern: Sie müssen den faulen Apfel aussortieren. Anderenfalls greift die Fäulnis um sich – und bedroht die Existenz des gesamten Unternehmens.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

PS: Kennen Sie Ihre wichtigste Aufgabe als C-Level? - Führen. Sie haben bisher Ihren eigenen Führungsstil noch nicht gefunden? Bisherige Ansätze haben nicht wirklich funktioniert? In der kostenlosen Leseprobe meines Buches „Herausforderungen im Führungsalltag“ erhalten Sie Lösungen, wie Sie Ihren eigenen Führungsstil - der funktioniert (!) – finden. Hier geht es zur Leseprobe.

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Gudrun Happich schreibt über Job & Karriere, Personalwesen, Wirtschaft & Management, Bildungswesen

Gudrun Happich ist sei rund 20 Jahren Führungskräfte Coach sowie SparringsPartnerin für Top Manager. Die Diplom-Biologin blickt selbst auf langährige Führungserfahrung zurück u.a.war sie als Geschäftsführerin verantwortlich für mehr als 1000 Mitarbeiter im DACH-Raum. Sie ist Autorin mehrerer Bücher.

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