Meine Identität - Bild: Shutterstock

Wie viele Profile benötige ich für meine Karriere?

  • Ist mein «Ich» gut genug?

  • Reicht ein «Ich» oder muss ich mich kopieren und facettieren?

  • Wie viele Profile benötige ich für meine Karriere?

  • Welchen Einfluss haben die Bewertungen anderer auf mein «Ich»? Kann ich mich davon ablösen?

Meine Identität ist mein «Ich» – oder: meine «Ichs» …?

Der Begriff «Identität» begegnet mir im Moment in verschiedenen Zusammenhängen. Zum Beispiel bei der Herausforderung, die eigene Identität ins Netz zu stellen und sich mit dem Thema des Selbstmarketings auseinanderzusetzen. Dann aber auch bei der Erkenntnis, dass ein Start in die Selbstständigkeit sowie der Verbleib dort eine klare persönliche Positionierung erfordert. Immer öfters wird «Identität» auch dann vorgebracht, wenn es um Glaubwürdigkeit und um Werteverständnis geht.

Diese Fragen stehen immer wieder im Raum: Wie bildet sich unsere «Identität»? Gibt es eine Grundidentität sowie eine wechselnde, sich angleichende Identität?

Wir sind es seit der Schulzeit und dann fortsetzend seit Beginn unserer Berufstätigkeit gewohnt, dass wir beurteilt werden. Wir erhalten Zeugnisse, die belegen, ob wir gut sind und worin wir gut sind. Wir erhalten Zwischenzeugnisse, die uns eine Standortbestimmung ermöglichen und aufzeigen, wie wir momentan von aussen wahrgenommen werden. Jedes Diplom, jede Kursbestätigung, jede Auszeichnung wird zu einem Teil unserer Identität. Je höher die Position, umso umfangreicher wird bei einem Stellenwechsel im Abschlusszeugnis erwähnt, wie sehr man sich für das Unternehmen eingebracht hat und wie wichtig man war.

Diese Zeugnisse werden ein Teil unserer Identität, weil wir uns fortan über sie definieren. Und weil sie uns auch prägen.

Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf diese Fremdbeurteilungen zu verlassen. Noch wichtiger als diese Definition von aussen ist es, dass wir uns selber ein Zeugnis ausstellen, dass wir für uns selbst Worte finden. Dafür müssen wir uns Fragen stellen:

  • Was macht meine Identität aus: Welche Kenntnisse und Lebenserfahrung definieren mich?

  • Besteht meine Identität aus meiner Vergangenheit oder aus meiner Zukunft, oder inwiefern ist es eine Verschmelzung von beidem?

  • Entspricht meine Identität jener Person, die in den Zeugnissen beschrieben wird, oder wird im Zeugnis eine Person dargestellt, die ich eigentlich gerne sein möchte?

  • Sehe ich meine berufliche Neuorientierung als die Chance, meine verlorene Identität wiederzufinden?

Der Philosoph Richard David Precht hat neulich in einem Referat erklärt, dass es das «Ich» im Grunde genommen gar nicht gibt, dass unser Gehirn diese Definition nicht kennt. Die philosophische Wissenschaft mag diese Erkenntnis haben, trotzdem setzen wir uns tagtäglich mit unserem «Ich» auseinander.

Immer öfters werde ich denn auch gefragt: Ist es sinnvoll, auf Social Media-Plattformen verschiedenen Profile zu erstellen, damit ich Privates und Berufliches trenne? Damit ich beruflich variabel bin und mir keinen Weg verbaue?

Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der Reflexion über folgende Aspekte:

  • Wer bin ich wirklich, wenn ich mit verschiedenen Profilen öffentlich präsent bin?

  • Bin ich wirklich «ich», wenn ich mich den Wunschvorstellungen anderer anpasse, um mit unterschiedlichen Profilen angeblich meine Chancen zu erhöhen?

  • Stärkt es meine Identität oder schwächt es sie, wenn meine Voten in öffentlichen Diskussionsforen nicht mit meiner Kommunikation als reale Person übereinstimmen?

  • Entspricht es wirklich der Tatsache, dass ich beruflich und privat unterschiedliche Werte verkörpere?

Wenn es uns gelingt, bei unserem öffentlichen Profil nicht nur Fachkenntnisse auszuweisen, sondern auch unseren Rucksack an Lebenserfahrung mit hineinzubringen, dann wird es hinfällig, unterschiedliche Profile zu erstellen.

Unabdingbar ist jedoch, dass ich hinter meinem «Ich» stehe und dass ich mich von der Beurteilung anderer lösen kann. Wir dürfen keine Energie darauf verschwenden, ständig unser Profil zu kontrollieren, ob es nun zum aktuellen Job, Projekt oder Engagement passt. Unser Verstand mag die Definition unseres «Ichs» nicht erfassen, er erkennt aber genau, ob wir innerlich hin und her gerissen oder ob wir bei uns selber angekommen sind.

Petra Rohner schreibt über Frauen, Business, Networking, Netzwerke

Mit PR Consulting GmbH lege ich den Fokus auf die Beratung von Fach-und Führungskräften im Bewerbungsprozess, oder in Neuorientierung. Mit den Büchern "EINFLUSSREICH NETZWERKEN" vermittel ich meine Erfahrungen im beruflichen Netzwerken. Als Ambassadorin Frau und Business vernetze ich Frauen im XING.

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