Bild: WirtschaftsWoche
Premium

Wie viele Zusatzaufgaben im Job sollte ich übernehmen?

Hier noch ein Projekt, da noch eine Arbeitsgruppe: Unser Leser übernimmt bei seinem Arbeitgeber gerne zusätzliche Aufgaben. Er fragt sich: Sind es zu viele? Und schadet er sich damit sogar?

Die Frage: Unser Leser pflegt eine Datenbank für Fachbegriffe und engagiert sich in sozialen Projekten seines Arbeitgebers. Gerne würde er zusätzlich dem firmeninternen Nachhaltigkeitskomitee beitreten und eine Gruppe für junge Mitarbeiter gründen. Doch ist das sinnvoll? Schließlich erledigt er diese Aufgaben während seiner Arbeitszeit. Er hat Sorge, dass andere sein Engagement kritisch sehen könnten.

Die Antwort vom WiWo Coach, Karriereberaterin Jutta Boenig: Ihr unermüdlicher, ehrenamtlicher Einsatz in Ihrem Unternehmen spricht zunächst für Sie. Kollegen und auch Vorgesetzte werden von Ihrem Engagement angetan sein. Einerseits.

Anderseits sollten Sie im Blick behalten, dass Sie diese Arbeiten zwar ehrenamtlich durchführen. Dennoch kosten diese Ihre Arbeitszeit, die Sie für Ihre eigentlichen Aufgaben dann nicht mehr haben. Je mehr Zeit Sie für die ehrenamtlichen Aufgaben verwenden, desto eher müssen Sie damit rechnen, dass Ihnen Kollegen zum Beispiel bei Gesprächen in der Teeküche Drückebergerei unterstellen. Dabei werden diese nicht darüber nachdenken, dass die Aufgaben dem Wohle des Arbeitgebers dienen. Auch Sie werden unruhig und stellen sich die Frage, ob es zu viel ist. Das zeigt Ihre Anfrage.

Um einen guten Umgang mit der Situation zu finden, sollten Sie herausfinden, warum Sie all diese Aufgaben übernehmen wollen. Was war Ihr ursprüngliches Motiv? War es der Wunsch, besser wahrgenommen zu werden, von Ihren Vorgesetzten oder Ihren Kollegen? Oder ging es vielleicht mehr um Ihre fachspezifischen Interessen? Haben Sie geglaubt, ein solches Engagement würde Ihnen beim Aufstieg im Unternehmen helfen?

Exklusiv bei XING: 6 Wochen die WirtschaftsWoche kostenlos lesen

Ehrlich zu sich selbst sein

Kehren wir zurück ins heute. Fertigen Sie eine Liste an, auf der Sie Vorteile, Nachteile und Erfolge aus Ihren ehrenamtlichen Einsätzen notieren. Parallel dazu legen Sie eine weitere Liste an, auf der Sie Ihre eigentlichen Aufgaben bewerten. Was macht Ihnen Freude und worin sind Sie erfolgreich? Wie werden Sie von Ihren Vorgesetzten und Kollegen anerkannt und wahrgenommen? Haben Sie genug Zeit und Ressourcen, um Ihre Aufgaben erfolgreich durchzuführen?

Sehr wichtig ist dabei, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich dann auch schlussendlich zu fragen, ob Sie in Ihrer aktuellen Position am richtigen Platz mit den richtigen Aufgaben betraut sind. Gibt es vielleicht Themen, die Sie mehr motivieren?

Ist die Bestandsaufnahme abgeschlossen, müssen Sie überlegen, wie es weitergeht und dies auch mit Ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung besprechen:

  1. Wenn Sie festgestellt haben, dass die Zusatzfunktionen Ihnen wesentlich mehr zusagen, dann gilt es, das Gespräch zu suchen. Legen Sie dar, warum die Bereiche einen großen Mehrwert für das Unternehmen darstellen und Sie federführend mit Ihren Kompetenzen diese weiterentwickeln wollen – praktisch als Mitarbeiter für die Abteilung Sonderaufgaben. Wenn sich das Unternehmen darauf nicht festlegen möchte, sollten Sie dennoch versuchen, offiziell ein bestimmtes Stundenkontingent für diese Aufgaben zu bekommen. Das bringt Klarheit, beugt Gerüchten vor und Sie werden sichtbar anerkannt.

  2. Haben Sie bei Ihrer Bestandsaufnahme festgestellt, dass Sie Ihre eigentlichen Aufgaben sehr schätzen, ist es ebenso wichtig, sehr klar mit den zuständigen Personen über Ihre weitere Entwicklung zu sprechen.

  3. Vielleicht stellen Sie auch fest, dass Ihre Situation völlig in Ordnung ist und Sie nur fürchten, dass die anderen schlecht über Sie sprechen. Was dann? Seien Sie offensiv und sprechen Sie darüber. Wenn Sie das Thema schlicht ignorieren, fördert dies ausschließlich Gerede, tut Ihnen und den Aufgaben nicht gut und wirkt bremsend.

Wenn auch Sie eine Frage zu den Themenfeldern Geldanlage, Vorsorge, Steuern, Recht oder Karriere haben, senden Sie uns diese gerne per Mail an coach@wiwo.de. Die Fragestellenden bleiben bei der Veröffentlichung und gegenüber den Antwortgebern anonym; Hintergrundinformationen, etwa zu Alter, Lebensumständen oder Grund der Frage, erleichtern aber eine möglichst konkrete Beantwortung.

Exklusiv bei XING: 6 Wochen die WirtschaftsWoche kostenlos lesen

Exklusiv bei XING: 6 Wochen die WirtschaftsWoche kostenlos lesen

Wie viele Zusatzaufgaben im Job sollte ich übernehmen?

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

WirtschaftsWoche

Deutschlands führendes Wirtschaftsmagazin – verstehen zahlt sich aus.

Artikelsammlung ansehen