„Wir haben uns für ein anderes Profil entschieden.“ 10 Fragen, mit denen Du Ablehnung in neuen Antrieb verwandelst
Deinen Traumjob kriegt jemand anderes? Kopf hoch! Karrierecoach Jannike Stöhr weiß, wie aus einer Absage keine Sackgasse, sondern eine Alternativ-Route wird.
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Frage der Woche:
Ich habe mich auf meinen Traumjob beworben und wirklich viel Arbeit in die Bewerbung gesteckt. Jetzt kam die Absage. Ich bin wahnsinnig enttäuscht – aber auch verunsichert. Wie mache ich jetzt weiter?Sabine, XING Nutzerin
Liebe Sabine,
ich kenne das Gefühl: Ich wollte nach meiner Schulzeit unbedingt auf eine Journalistenschule gehen. Beworben habe ich mich nicht – aus Angst, abgelehnt zu werden.
Damit bin ich nicht allein. Für manche Menschen ist die Angst vor Ablehnung so groß, dass sie sich gar nicht erst auf ihren Traumjob bewerben. Du hast es gewagt und kannst stolz auf Dich sein!
Warum ist unsere Angst vor Ablehnung so groß?
Forscher·innen der University of Michigan Medical School fanden heraus, dass Ablehnung zu den gleichen körperlichen Symptomen führt wie körperlicher Schmerz. Unser Gehirn setzt nach einer Ablehnung Opioide frei, die natürlichen Schmerzmittel des Körpers. Die Angst vor Ablehnung scheint also in unserer Biologie verankert zu sen.
Der Autor Jia Jiang hat dazu einmal ein spannendes Experiment gemacht: 100 Tage lang setzte er sich Situationen aus, in denen er sich einer Ablehnung gewiss sein konnte. Er bat Fremde, ihm 100 Dollar zu leihen, sich auf ein Wettrennen mit ihm einzulassen oder eine Topfblume in ihren Garten einpflanzen zu dürfen. Dabei lernte er:
Ablehnung ist menschlich und sagt häufig mehr über den Ablehnenden aus als über den Abgelehnten.
Ablehnung ist eine Meinung: Sie ist genau wie Akzeptanz nie allgemeingültig.
Jede Ablehnung hat eine Zahl: Manchmal klappt es beim ersten Mal, manchmal erst nach einem oder mehreren erneuten Anläufen. So wie bei J. K. Rowling, die mit ihrem Buch „Harry Potter und der Stein der Weisen“ ganze zwölf Mal abgelehnt wurde, bevor ihr das Buch ihren größten Erfolg brachte.
Ablehnung ist eine Meinung. Sie ist genau wie Akzeptanz nie allgemeingültig.Jia Jiang
Was wir aus einer Absage lernen können
Jede Absage auf eine Bewerbung schmerzt. Aber wir können auch aus ihr lernen. Wir können uns und (wenn möglich) die ablehnende Partei fragen:
Warum wurden wir abgelehnt?
Gibt es etwas, das wir in der nächsten Bewerbung besser machen können?
Gibt es etwas, das wir für diese Position noch lernen sollten?
Gibt es etwas, das wir in unserer Bewerbung noch präziser hervorheben können?
Und wir können eine Absage nutzen, um innezuhalten und unsere Ziele nachzujustieren.
Denn:
Wollten wir diese Stelle wirklich, wirklich haben?
Haben wir das richtige Ziel verfolgt?
Haben wir im richtigen Umfeld, im richtigen Kontext gesucht?
Viele Wege führen nach Rom
An der Journalistenschule habe ich mich zehn Jahre nach meinem Schulabschluss doch noch beworben.
Ich wurde abgelehnt.
Im ersten Moment war ich enttäuscht. Im zweiten überwog die Freude, es endlich gewagt zu haben. Denn so konnte ich meinen Traum noch einmal von einer anderen Seite betrachten.
Was genau hat mich an dieser Ausbildung, dem Beruf eigentlich genau gereizt?
Welche Aspekte davon, waren mir besonders wichtig?
Ließen sich diese Aspekte auch in einem anderen Setting finden?
Die Antwort lautete: Ja!
Kurze Zeit später entstand aus meinem Blog, den ich leidenschaftlich gern schrieb, ein Buch. Zwei Jahre später folgte ein zweites.
Wenn ich heute an meinen Wunsch von damals zurückdenke, weiß ich, dass ich viel lieber über meine eigenen Themen schreibe als die von anderen. Es war gut so, wie es war.
Eine Ablehnung erlaubt uns:
eine Bewusstheit darüber zu erlangen, was wir wirklich, wirklich wollen.
kreativ zu werden und nach anderen Lösungen zu suchen.
einen neuen und möglicherweise noch passenderen Weg einzuschlagen.
Welche Aspekte haben dich an der Stellenausschreibung gereizt? Was war es, das Dich fasziniert hat? In welchem anderen Kontext, in welcher anderen Position kannst Du diese Aspekte noch finden? Kannst Du Dir selbst Möglichkeiten erschaffen, Dich für Dein Thema einzusetzen?
Für Deine berufliche Zukunft wünsche ich Dir alles Gute. Ich bin sicher, Du findest einen Weg, um Deine Wünsche zu verwirklichen.
Alles Liebe
Deine Jannike
Wie bist Du in der Vergangenheit mit Ablehnung umgegangen? Teile Deine Erfahrungen in den Kommentaren.
Wer schreibt hier?
Jannike Stöhr ist XING Insiderin für Karrieren, Neuorientierung und Job-Suche. Außerdem ist sie Zukunftsjob-Testerin und Karriere-Coach. Sie schreibt darüber, wie man den richtigen Job für sich findet und wie man sich gut für die Zukunft aufstellen kann. Sie hat "Rein in den richtigen Job" - Das Online-Programm für eine erfüllte Karriere konzipiert. jannikestoehr.com
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