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Ende ohne Schrecken: Bei Trennungsgesprächen ist Fingerspitzengefühl gefragt | © Getty Images

Wir müssen uns trennen: 6 Grundsätze für Entlassungsgespräche ohne Drama

Eine Trennung im Arbeitsverhältnis ist oft eine Herausforderung – für beide Seiten. Sie erfordert ein hohes Maß an Feingefühl und Professionalität. Deswegen halte ich mich bei Trennungsgesprächen an sechs Prinzipien, die ein faires Auseinandergehen ermöglichen.

Niemand trennt sich gern. Doch als Unternehmerin komme ich manchmal an einen Punkt, an dem eine Trennung unumgänglich wird. Wenn ein Teammitglied im Geiste schon längst die Segel gestrichen hat, dann ist es meine Verantwortung, zu handeln. Sowohl im Sinne des Unternehmens als auch des gesamten Teams.

Die Herausforderung besteht darin, bei solchen Gesprächen Würde und Mitgefühl zu wahren. Schließlich hänge ich an jedem Mitglied meines Teams. Hinter jeder einzelnen Person steht ein individuelles Schicksal. Dennoch müssen Entscheidungen manchmal sein. Und ich bin überzeugt, dass eine Person, die nicht mehr zu uns passt, an einem anderen Ort aufblühen kann.

Mein Vorgehen in dieser anspruchsvollen Situation gründet auf sechs Grundprinzipien.

1. Kommunikation

Meine erste Regel ist Transparenz. Wöchentliche Morning-Calls sichern nicht nur den Zusammenhalt, sondern stellen auch eine Informationsplattform dar. Wir informieren regelmäßig über Entwicklungen im Unternehmen, von Fortschritten bis hin zu Herausforderungen, um eine offene und transparente Unternehmenskultur zu fördern.

So weiß jeder um die Lage und potenzielle Vertragsverlängerungen – oder eben deren Ausbleiben.

2. Frühzeitige Gespräche

Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben – mit wenigen Ausnahmen – unbefristete Verträge. Doch es gibt Situationen, wie zum Beispiel nach einer Ausbildung oder einem Praktikum, in denen es zu einer Befristung kommt.

In diesen Fällen ist es für mich wichtig, den Dialog bereits Monate vor Vertragsende zu suchen. Ich möchte den Plänen und Perspektiven meines Teams auf den Grund gehen. Denn in der Zeit des Wandels und Umbruchs sollten alle Beteiligten ihre Chancen realistisch einschätzen können.

Da solche Termine im Alltag leicht untergehen können – was mir auch schon passiert ist –, setze ich mir Blocker. Ich terminiere Befristungen drei Monate vor dem Ende und erinnere mich rechtzeitig vor dem Ende der Probezeit, um genügend Raum für offene und konstruktive Gespräche zu schaffen.

3. Gemeinsam Lösungen finden, statt Türen zu schließen

Manchmal landen wir im Berufsleben nicht gleich da, wo wir hinwollen. So ging es vor längerer Zeit einer meiner Auszubildenden. Offen hat sie mir gezeigt, dass sie ihre berufliche Zukunft nicht in der Welt der Werkzeuge sieht.

Ihr Mut, ehrlich zu sein, hat mich beeindruckt. Wir brauchen Menschen, die wissen, was sie wollen. Auch wenn das bedeutet, dass sie in einem anderen Bereich neue Chancen ergreifen. Weil der Arbeitsmarkt so herausfordernd ist, habe ich mich damals für einen Zwischenschritt entschieden: Wir haben uns auf einen befristeten Vertrag geeinigt. Ein Kompromiss, der uns beiden Flexibilität gab und gleichzeitig Sicherheit bot.

Ich bin überzeugt, dass diese Art des Umgangs, das Gespräch auf Augenhöhe und die Suche nach gemeinsamen Wegen, die Leistungsbereitschaft meiner Teammitglieder hoch hält. Selbst wenn klar ist, dass unsere Wege sich bald trennen werden. Dieses Vorgehen zahlt sich aus, schafft Vertrauen und Respekt auf beiden Seiten.

4. Fair bleiben und Perspektiven bieten

Ja, manchmal muss man sich trennen – das ist nicht schön, aber notwendig. Als Unternehmerin ist es meine Pflicht, das unmissverständlich, aber wertschätzend zu kommunizieren. Es ist mir wichtig, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dennoch wissen, wie wertvoll ihre Arbeit war und ist. Ich spiegele den Menschen ihre Stärken zurück und zeige auf, wo und wie sie oder er jenseits unserer Unternehmens glänzen kann.

Angestellte sollen wissen, wie wertvoll ihre Arbeit war und ist – nur eben vielleicht nicht mehr bei uns.
Fair bleiben und Perspektiven bieten

In jeder Trennung steckt auch eine Empfehlung für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. Denn am Ende ist unser Netzwerk weitaus mehr wert, wenn wir fair und respektvoll miteinander umgehen. Wer weiß, wohin uns unsere Wege wieder führen.

Ein ehemaliger Mitarbeiter, der vielleicht bei einem unserer Kunden landet? Kein Problem, sofern man sich anständig getrennt hat.

5. Protokoll führen und klare Vereinbarungen treffen

Um Missverständnisse zu vermeiden und klar Schiff zu machen, halte ich alles fest. Das Gesprächsprotokoll wird immer angefertigt und von mir und der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter gegengezeichnet.

Ein zweites Paar Ohren bei diesen Meetings zu haben ist Gold wert. So wird alles, was vereinbart wurde, von Zeugen bestätigt. Vom Austrittsdatum bis hin zu verbleibenden Urlaubstagen: Alle Details werden transparent festgehalten, um Missverständnisse zu vermeiden.

6. Gemeinsam den Abschied gestalten

Wenn jemand unser Team verlässt, geht es darum, früh und offen im Team zu kommunizieren. Immer mit Feingefühl und im Dialog mit der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter. Wie und wann die Nachricht überbracht wird, entscheiden wir gemeinsam.

Will sich die Person selbst äußern, oder soll ich es übernehmen? Stets im Blick: ein harmonischer Übergang für alle Beteiligten.

Beim Kontakt zu unseren Kunden ist Fingerspitzengefühl gefragt: Ich frage die ausscheidenden Teammitglieder, ob es Menschen gibt, bei denen sie sich persönlich verabschieden wollen. Eine persönliche Abschiedsmail als Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung, verbunden mit der Information über die berufliche Veränderung, unterstreicht die Professionalität und den respektvollen Umgang.

Und natürlich lassen wir auch unsere Community auf unserer Website und unseren Social-Media-Kanälen wissen, wenn sich personell etwas ändert. Eine runde Sache für die, die gehen. Und eine klare Info für unsere Kunden.

Was ist dir wichtig bei einer Trennung?

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Vanessa Weber writes about Unternehmertum, Marketing, Nachfolge, Führung

Vanessa Weber ist Geschäftsführerin und Unternehmerin aus Leidenschaft. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit für ihre Firma als Vortragsrednerin tätig und vermittelt ihr Fachwissen sowie ihren Erfahrungsschatz an andere Unternehmer. Sie ist eine Frau aus der Praxis für die Praxis.

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