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Woran nachhaltige und gesunde Bauprodukte zu erkennen sind

Datenbanken für umweltverträgliche Bauprodukte sind eine enorme Zeit- und Kostenersparnis für Planende, Bauherren und Unternehmen: Das mühsame Zusammensuchen und Abgleichen von Produktdaten mit den jeweiligen Kriterien der Zertifizierungssysteme entfällt. Dazu gehört auch der Produktpass Nachhaltigkeit, der von der TFI Aachen GmbH herausgegeben wird: Auf einer digitalen Plattform können sie sich eine Übersicht darüber verschaffen, wie sich der Einsatz eines bestimmten Bauprodukts auf die Nachhaltigkeit eines Projekts auswirkt. Geprüft wird, ob und in welchem Ausmaß das Produkt einen positiven Beitrag zu Gebäude- und Nachhaltigkeitszertifizierungen wie DGNB, BNB, QNG, LEED, BREEAM oder Cradle-to-Cradle leistet. Die vorliegenden Daten müssen lediglich in eine Suchmaske eingegeben und die gewünschte Zertifizierung gewählt werden. In die Bewertung fließen unter anderem Gesichtspunkte wie Qualität der Innenraumluft, ökologische Auswirkungen, Reinigungsfreundlichkeit, Rückbau- und Recyclingmöglichkeiten ein.

Auch die Datenbank des Sentinel Haus Institut (SHI), das Kriterien zur Überprüfung der Schadstoffemissionen von Baustoffen, Bauteilsystemen und Immobilien entwickelt hat und sich unter anderem an den Qualitätsanforderungen des Umweltbundesamtes orientiert, ist inzwischen zu einem unentbehrlichen Wegweiser geworden. Der Datenpool umfasst nicht nur eine Vielzahl emissionsarmer Bauprodukte, die nach strengen Kriterien geprüft wurden, sondern auch solche, die die Anforderungen des DGNB Kriteriums ENV 1.2 „Risiken für die lokale Umwelt“ erfüllen. Die Plattform listet unter www.sentinel-bauverzeichnis.eu vernetzt aber auch Hersteller und Handwerk. Jeder Hersteller kann mit qualifizierten Eignungsnachweisen einen Eintrag in das Bauverzeichnis bei der Qualitätssicherung des SHI beantragen. Zertifiziert werden Produkte mit dem Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG). Anbietern von Bauprodukten wird auf diese Weise geholfen, die gesundheitlichen Eigenschaften nachzuweisen.

Nur mit dem QNG-Zertifikat erhalten Bauherren und Investoren einen zinsgünstigen KfW-Kredit in den Kategorien Effizienzhaus 40 NH Plus und NH Premium. Auch bei der Sanierung von Nichtwohngebäuden der NH-Klasse ist das QNG-Voraussetzung für einen KfW-Kredit. Die mit QNG ready zertifizierten Produkte werden online in der frei zugänglichen Datenbank des Sentinel Portals gelistet. Sie ist europaweit die größte Zusammenstellung geprüfter Bau- und Reinigungsprodukte. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erkennt das Sentinel Portal als Referenzplattform für ausgewählte Nachweise an, um die Kriterien zur DGNB- Zertifizierung zu erfüllen. Die Kooperation ebent den Weg für ein digitales Verfahren, das die Bearbeitung von Audits vereinfachen wird. Die Dokumentation der verwendeten Produkte durch DGNB-Auditoren wird im DGNB-Navigator durch eine mögliche Referenzierung auf geeignete Produkte aus dem Sentinel Portal vereinfacht.

Das Konzept „Wohngesundes Bauen“ erläutert Matthias Krieger, Geschäftsführender Gesellschafter und Wohngesund Bauen-Visionär bei K+S: Als er vor vielen Jahren bei einem Baustellenbesuch einen stechenden Geruch bemerkte, war ihm bewusst, dass dieser nicht gesund sein konnte. Er dachte: „Schon wieder so ein Billigbaustoff aus China! Das kann ich weder meinen Mitarbeitenden, unseren Baupartnern, noch den Bewohnern dieser Wohnungen länger zumuten!“ Zuerst suchte er im eigenen Unternehmen nach einem fähigen Mitarbeiter, der sich zum Spezialisten entwickeln wollte. In André Barthel, der als Bauleiter im Dingelstädter Team arbeitet, fand er einen fähigen Mitstreiter für das Wohngesunde Bauen. Gemeinsam haben sie gesamte Team für dieses Thema sensibilisiert. „Die Mehrkosten für das wohngesunde Bauen sind gering. Durch eine gute Arbeitsvorbereitung, eine intelligente Bauplanung und kompetente Baupartner haben wir die Schlüsselthemen gut in unseren Prozess integriert“, so Matthias Krieger.

Nachhaltige Unterstützung fand das Unternehmen durch das SHI. Es prüft die verwendeten, innenraumrelevanten Baustoffe, schult Mitarbeiter und Handwerker und kontrolliert Baustellen und Raumluft. Das Unternehmen nutzt ebenfalls die Onlineplattform des SHI. K+S war 2009 „bundesweit das erste Unternehmen, das das sicher gesunde Bauen nach dem Sentinel Haus Konzept im Geschosswohnungsbau umgesetzt hat“, sagt Peter Bachmann, Geschäftsführer des Sentinel Haus Instituts. Die Konsequenz sei einzigartig, mit der K+S gesundheitlich geprüfte Baustoffe und hochwertiges Wissen in gelungene Projekte umsetzt. Beim Hausbau sollten Baumaterialien so ausgewählt werden, dass am Ende ein ganzheitlich nachhaltiges Gebäude entsteht. Allerdings ist die Auswahl sehr komplex. Häufig wissen Planende nicht, wo sie Informationen dafür erhalten und worauf es wirklich ankommt. Die DGNB hat deshalb eine neue Publikation mit dem Titel "Bauprodukte im Blick der Nachhaltigkeit: Worauf es bei der Materialwahl wirklich ankommt" veröffentlicht, der unter www.dgnb.de/publikationen kostenfrei bestellt werden kann.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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