Zirkuläres Bauen als Gemeinschaftsaufgabe: Herausforderungen und nachhaltige Lösungen
Unsere heutige Wirtschaft basiert weitgehend noch auf einem linearen Modell (Ressourcengewinnung, Verarbeiten sie, Nutzung und Entsorgung). Es ist deshalb essentiell, es vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Eine effiziente Kreislaufwirtschaft setzt auf die kontinuierliche Wiederverwendung bestehender Ressourcen in einem geschlossenen System. Ziel muss es deshalb sein, die eingesetzten Ressourcen möglichst lange im Kreislauf zu halten. Vor allem die Baubranche hat einen enormen Einfluss auf den Rohstoffeinsatz und den Ressourcenverbrauch: In Deutschland werden mit jährlich 517 Millionen Tonnen 90 Prozent des inländischen mineralischen Rohstoffabbaus in Gebäuden verbaut. Das verbaute Material im deutschen Gebäudebestand wird auf etwa 15 Milliarden Tonnen geschätzt. Damit verbunden sind allerdings noch zahlreiche weitere nationale und globale Herausforderungen für die Branche:
mangelnde Förderstrukturen
Klimawandel und Rückgang der Artenvielfalt
Der Anteil an hochwertigem recyceltem Material in Gebäuden liegt derzeit noch im einstelligen Bereich
ungeeignete Produktstandards
aufwendige regulatorische Verfahren
knapper werdende Ressourcen
wachsende Weltbevölkerung
aufwendige Zulassungsverfahren (wie bei der Verwendung und dem Recycling von biobasierten Stoffen).
Viele Start-ups und Forschungsgruppen entwickeln bereits wegweisende Lösungen. Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) haben hochorientierte Tapes aus recycelten Carbonfasern entwickelt. Diese Technologie ermöglicht die fast vollständige Wiederverwendung von Carbonfasern in strukturellen Anwendungen und reduziert das Treibhauspotenzial. In der Regel werden Carbonfasern aus erdölbasierten Rohstoffen in einem energieintensiven Prozess hergestellt. Dabei werden große Mengen CO2 ausgestoßen. Ein Recycling der Carbonfasern würde erheblich zu mehr Klima- und Ressourcenschutz beitragen. In den letzten Jahren wurden deshalb verschiedene Recyclingverfahren für CFK (Pyrolyse oder Solvolyse) weiterentwickelt, um Carbonfasern in hoher Qualität zurückzugewinnen. Die DITF befassen sich seit Jahren erfolgreich damit, die klassischen Spinnereiprozesse an das neuartige Fasermaterial rCF (recycelten Carbonfasern) anzupassen. Ziel ist es, eine neue Kategorie von rCF-Tape-Halbzeugen zu entwickeln und in ihren mechanischen Eigenschaften so zu verbessern, dass sie Neufasermaterial in strukturellen Anwendungen ersetzen kann. Nur dann sind carbonfaserbasierte Verbundwerkstoffe wirklich kreislauffähig.
Peter Bachmann und Fabian Wiesler haben sich mit der Circular Skills GmbH auf die Implementierung von Circular Economy-Prinzipien spezialisiert. Als innovativer Partner für private und öffentliche Unternehmen, Organisationen sowie Investoren aus verschiedenen Branchen geben sie Unterstützung und bieten ganzheitliche Lösungen zur Realisierung nachhaltiger, wirtschaftlich attraktiver und lebensqualitätsfördernder Projekte. Zentrale Themen von CircularSkills ist die verständliche Vermittlung und Handhabung der EU-Taxonomie und ESG (einfach, planbar und bezahlbar), schnelle und einfache Bewertung aller Produkte durch den CircularScan (branchenübergreifend), Energiekonzepte für energieintensive Immobilien, Praxiskonzepte und Fügetechniken, Gebäuderessourcenpass: Innovation für nachhaltige Immobilien. Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette (vom Investor bis zum Rückbau) berücksichtigt. Der umfassende Ansatz ermöglicht es, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Umweltbelastung zu minimieren. Dafür braucht es Datensammlungen und die Berechnung der Ressourcen-Baseline sowie der Kreislaufwirtschafts-KPIs sowie kontinuierliche Messung der Fortschritte bei der Umsetzung der Maßnahmen und der Erreichung der Ziele.
Unternehmen, die nachweisen, dass sie ein zukunftsfähiges ESG-Konzept und Nachhaltigkeitsziele definiert haben sowie ihre CO2-Bilanz verbessern, haben größere Chancen, Investoren, Käufer und Kooperationspartner zu finden. Zudem können sie unter diesen Voraussetzungen ihre eigenen Leistungsdaten erfassen und einen entsprechenden ESG-Score ermitteln. Vor allem die EU-Taxonomie ist für Peter Bachmann nicht nur ein klarerer Handlungsrahmen für die Wirtschaft, sondern bahnbrechend: Sie definiert anhand detaillierter Kriterien, ob Unternehmen und Finanzmarktakteure nachhaltig wirtschaften. Dies kann nur gelingen, wenn ein einheitliches Verständnis darüber besteht, welche Aktivitäten von Unternehmen als ökologisch nachhaltig („grün“) angesehen werden können und welche nicht. Die Taxonomie-Verordnung (Taxonomie-VO) stellt hierfür ein kriterienbasiertes System zur Verfügung, anhand dessen eine einheitliche Klassifizierung von Wirtschaftsaktivitäten erfolgen soll.
verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups
Förderung von Forschung und Innovation
Weichen für kommende Generationen stellen
Abbau rechtlicher Hürden
Entwicklung von Initiativen in Bereichen wie Produktentwicklung und Materialbeschaffung, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern
Verknüpfung von Teilen der Managementvergütung mit ESG-relevanten Kennzahlen
Schaffung fairer Marktbedingen
Abbau von rechtlichen Hürden, die Innovationen und Pilotprojekte bremsen
Integration der Kreislaufwirtschaftsprinzipien in die strategische Ausrichtung von Unternehmen
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Förderung einer zirkulären und biobasierten Wirtschaftsweise (nachwachsende, biologische Stoffe, nachhaltige Erzeugung von Ressourcen und Prozessen) sowie deren innovative Nutzung
Zusammenarbeit von Politik, Industrie und Wissenschaft sowie mit Lieferanten, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.
Wie echte Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche gelingen kann
Neue Qualitätsmaßstäbe in der Tourismusbranche. Interview mit Peter Bachmann und Florian Wiesler
Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.