Zur Bedeutung der Mensch-Tier-Beziehung (nicht nur) in Pflegeberufen
Als moderne und leistungsorientierte Menschen sind wir heute häufig von der Natur entfernt – andererseits zeigen Ergebnisse der tierischen Verhaltensforschung, wie dicht wir mit der Tierwelt noch verbunden sind und warum dies so wichtig ist.
Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen, die ohne Haustiere leben, eine stärkere Abneigung gegen dauerhafte Bindungen zeigen und mehr Wert auf Reinlichkeit in ihrer häuslichen Umgebung legen. Die meisten Tiere finden sich in Haushalten mit Kindern (nicht in Single-Haushalten). Der Unternehmer und Personalexperte Werner Neumüller verwies schon vor einigen Jahren darauf, dass es bei der Rekrutierung geeigneter Arbeitskräfte auf dem heiß umkämpften Markt der Fach- und Führungskräfte beispielsweise auch ein Bürohund ein entscheidendes Kriterium sein kann, sich für ein bestimmtes Unternehmen zu entscheiden: „Ein Hund im Job ist heute längst keine Ausnahme mehr.“
Bevor seine Unternehmensgruppe selbst die Bürotüren für Vierbeiner öffnete, wurde eruiert, welche Faktoren zu beachten sind: So wurden die Mitarbeitende nach ihrer Meinung gefragt, gesundheitliche Faktoren berücksichtigt, artgerechte Plätze konzipiert, Spazierwege erfasst und Büroräumlichkeiten auf die Eigenschaft der Wohlfühlumgebung für Mensch und Tier überprüft.
Von der Geschäftsführung wurden für das Mitbringen des Hundes Regularien eingeführt: „Insofern der Hund stubenrein, den Umgang mit Menschen gewöhnt, sozialverträglich mit Artgenossen und an das Leben im Haus gewöhnt ist, der Arbeitstag entsprechend angepasst werden kann und der Arbeitsplatz geeignet ist, kann der Hund nach Absprache mitgebracht werden.“ Die Tür des Unternehmens steht auch offen, wenn der Hund krank ist oder der Hundesitter ausfällt.
Tiere als therapeutische Begleiter
Eine der ersten Studien über die Wirkung von Hunden im Altersheim wurde in den 1970er-Jahren von Sam und Elizabeth O’Leary Corson erhoben: Die hier eingesetzten Hunde bewirkten bei demenzkranken Senioren längere Wachheitsphasen, eine Aktivierung der Sprachfähigkeit und mehr Lebensfreude. Der Gerontologe Prof. Erhard Olbrich hat in den 1980er-Jahren Studien über Besuchshunde in stationären Alteneinrichtungen publiziert. 1989 befasste er sich mit einer Studie über Besuchshunde in stationären Einrichtungen. Über sieben Wochen lang wurden die Senioren zweimal wöchentlich mit den Hunden besucht. Sein Fazit: Die besuchten Menschen kommunizierten mehr, wurden selbständiger und selbstsicherer. Es zeigten sich auch positive Effekte bei der besseren Kommunikation der Senioren untereinander, eine größere Wachheit und Selbstständigkeit, sowie eine stimmungsaufhellende Wirkung und damit mehr Spaß und Lebensfreude.
Dass das Thema Mensch-Tier-Beziehung im Unternehmen nachhaltig verankert ist, zeigt vor allem die Verknüpfung mit allen anderen Unternehmensthemen (Bürohund) und der Unternehmenskultur, die die positive Wirkung von Tieren berücksichtigt. Hier gibt es keine Grenze zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen und Pflegeeinrichtungen, zwischen Jung und Alt. Die nachhaltige Wirkung von Tieren betrifft nicht nur im Speziellen den tiergestützten Besuchsdienst, Besuchshunde bei Senioren oder in Unternehmen, sondern letztlich uns alle – begonnen bei den Jüngsten. Da Hunde gut zuhören können ohne zu bewerten, werden sie auch immer häufiger bei leseschwachen Kindern als Lesehunde eingesetzt.
Biologische, soziale und psychische Effekte von Mensch-Tier-Beziehungen
Eine Appetitanregung kann durch die Vorfreude auf einen Tierbesuch durch vermehrte Atmung angeregt werden.
Nähe und Vertrauen, Motivation und Entspannung lenken von negativen Gefühlen ab. Soziale Einsamkeit und Traurigkeiten verblassen. Hunde wirken somit antidepressiv und antisuizidal. Depressionen wird vorgebeugt.
Tiere zeigen Empathie und lösen sie auch bei ihren Menschen aus.
Freude und Lachen dominieren und unterstützen ein positives Wohlbefinden auf allen Ebenen (Stärkung des Immunsystems, mentale Steigerung und seelische Ausgeglichenheit). Das Streicheln eines Tieres senkt den Blutdruck und lässt auch den Puls langsamer werden
Das Immunsystem wird gestärkt.
Kommunikation und Interaktion können verbessert und eine neue Kontaktaufnahme gefördert werden (Abbau von Distanzen).
Es wird die körperliche und geistige Mobilität gefördert (innere Balance).
Es können ebenfalls Kraft, Koordination und Motorik sowie das Gleichgewicht stabilisiert werden.
Tiere schützen vor Isolation, können dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die mühsamen Seiten des Alterns kurzfristig vergessen lassen.
Das Selbstvertrauen wird gestärkt und Stress reduziert.
Viele Tiere übertreffen Menschen mit ihrer Sensibilität für die Wahrnehmung somatischer Prozesse.
Es werden alle menschlichen Sinne angeregt: visuell, auditiv, olfaktorisch, haptil und taktil und wirken nicht nur körperlich, sondern im holistischen Sinn von Ganzheitlichkeit auf den drei Ebenen Körper-Seele-Geist.
Durch Streicheln und Körperkontakt mit einem Tier wie Hund oder Katze wird der Blutdruck und der Puls gesenkt. Die Atmung wird ruhiger und der Kreislauf stabiler. Entspannung schützt den Körper auch vor Verspannungen und den meist entstehenden Folgeschmerzen.
Dem Tagesablauf wird eine Struktur und Regelmäßigkeit Alltag gegeben.