So erkennt die BMW-Personalchefin, ob ein Bewerber ins Unternehmen passt
BMW gilt unter Akademikern als beliebtester Arbeitgeber. Wen der Autobauer gerade sucht, was Kandidaten mitbringen müssen – und welche Alternativen es gibt.
Düsseldorf. Als Personalvorständin des beliebtesten Arbeitgebers im Land hat Ilka Horstmeier einen Ruf zu verlieren. Zehn Jahre schon gilt BMW im Akademiker-Ranking des Marktforschungsunternehmens Trendence als Spitzenadresse für Bewerber. Vor allem die hohen Gehälter und guten Arbeitsbedingungen locken Hochqualifizierte zum bayerischen Autobauer.
„Für Bewerberinnen und Bewerber stellt sich eine wichtige Frage“, sagt BMW-Managerin Hostmeier: „Wie sehr kümmert sich ein Unternehmen um die Menschen, die dort arbeiten?“ Bei der Antwort auf diese Frage sei BMW Spitzenreiter.
Tatsächlich soll am Standort München das Durchschnittssalär bei über 100.000 Euro liegen, wie Insider berichten. Außerdem hat der Autokonzern neben der klassischen Führungskarriere eine Laufbahn als Experte etabliert. Das zieht Fachspezialisten an, weil sie ähnliche Gehälter verdienen können wie im Management. Vor allem in fünf Bereichen sucht BMW laut Horstmeier aktuell Topspezialisten:
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Batterieentwicklung und -produktion: Hier sucht BMW aktuell Batteriezellentwickler mit Physik- oder Chemie(ingenieur)-Hintergrund. Aber auch in der Produktion können Experten Karriere machen. So hatten die Münchener bis vor Kurzem eine Teamleiter-Stelle im Bereich Beschichtung der Batterieelektrode ausgeschrieben. Voraussetzungen: Studienabschluss in Verfahrenstechnik oder technischer Chemie, plus drei bis fünf Jahre Berufserfahrung – gerne im Umfeld E-Mobilität.
Einkauf: Ein Beispielprofil ist die Stelle des Technischen Einkäufers für Batteriezellen und Zellmodule – fünf Jahre Berufserfahrung im Einkauf vorausgesetzt, am besten als Wirtschaftsingenieur.
Qualität, Industrialisierung: Ein Schlüsselbereich – BMW sucht zum Beispiel einen Qualitätsingenieur und Lieferantenmanager für die komplexe Komponente des Zellmoduls. Gute Chancen haben Ingenieure (Maschinenbau, Elektro- oder Fahrzeugtechnik) mit viel Industrialisierungserfahrung im Automotive-Bereich.
Softwareentwickler: Gefragt sind Experten, die sich mit sogenannter Embedded Software im Automobilbereich auskennen. Typischerweise beherrschen solche Programmierer die Sprachen C++ oder Python und sind mit Linux- und Androidsystemen vertraut.
IT-Sicherheit: Hier will BMW Rollen wie die des Automotive Cyber Security Engineer besetzen. Gute Bewerber bringen eine Mischung aus Informatik- und Elektrotechnikkenntnissen mit, haben Erfahrungen mit IT-Sicherheitsmethoden wie Pen-Testing und schon früher im Autobereich gearbeitet.
BMW ist zwar vergleichsweise glimpflich durch die Coronakrise gekommen, doch der Konzern musste 2020 auch Personal entlassen. Gleichzeitig hat der Konzern aber 4000 Mitarbeiter in Zukunftsfeldern wie Elektromobilität und Digitalisierung eingestellt. „Das werden wir dieses Jahr genauso machen“, sagt Horstmeier im Gespräch mit dem Handelsblatt. BMW brauche eine große fachliche Tiefe, „gerade in Zukunftsfeldern wie der Elektromobilität“.
Vorstellungsgespräch bei BMW: Die zwei Lieblingsfragen der Personalchefin
Gleichzeitig sei es wichtig, dass ein Kandidat „überfachliche Kompetenzen“ mitbringe, so Horstmeier. Dazu zählt die Managerin scheinbar weiche Faktoren wie Kreativität und Teamfähigkeit. Um herauszufinden, ob ein Bewerber wirklich auf eine Topstelle passt, stellt Horstmeier deshalb gerne zwei Fragen. Die erste ist etwas allgemeiner:
„Was würde BMW fehlen, wenn wir Sie nicht einstellen würden?“
Damit würden Kandidaten gezwungen zu betonen, was sie von anderen unterscheidet. Ein wichtiges Kriterium für BMW. Die andere Frage, die Horstmeier gerne Kandidaten stellt, ist speziell auf die Zukunftsbereiche bei BMW ausgelegt:
„Wie mache ich eine Idee groß und skaliere sie?“
Gerade in Pionierbereichen wie E-Mobilität brauche es Spezialisten, die kluge Ideen hätten, wie sich aus Prototypen etwas Großes entwickeln ließe. „Das hat viel mit persönlicher Haltung zu tun“, weiß Horstmeier, die früher unter anderem das BMW-Werk in Dingolfing geleitet hat.
Womit BMW im Konkurrenzkampf mit Tesla punkten will
Die Bereiche, in denen BMW aktuell Topleute sucht, sind genau die, in denen auch alle anderen Autobauer derzeit auf Talentsuche sind. Vor allem ein Konkurrent holt dabei massiv auf: Tesla. So landet der US-Elektroautopionier auch in deutschen Arbeitgeberrankings wie dem von Trendence in diesem Jahr erstmals unter den 20 beliebtesten Bewerberadressen. Die Amerikaner benötigen dringend qualifiziertes Personal für ihre Gigafactory in Grünheide bei Berlin. Die Bewerbungsmaschinerie läuft bei Tesla daher seit Monaten auf Hochtouren.
Immer wieder bedienen sich die Kalifornier bei der Talentsuche auch bei den etablierten deutschen Autobauern. „In der Tat sprechen wir mit Menschen, die beide Optionen haben“, sagt Horstmeier mit Blick auf Tesla. „Das Entscheidende, was wir bieten, ist Verlässlichkeit und Erfahrung und das seit vielen Jahrzehnten. Dieses Wissen und Know-how braucht es, um komplexe Problemstellungen schneller zu lösen“, ist die BMW-Managerin überzeugt.
Woran sich wenige erinnern: 2014 trat Tesla ursprünglich mit dem Ziel an, ein Elektroauto zu bauen, das vergleichbar ist mit einem 3er-BMW. Heraus kam das Model 3. Das Timing war kein Zufall: Damals drängte BMWs i3 auf den US-Markt.
Mittlerweile dominiert Tesla klar den Elektroauto-Markt. Doch BMW macht sich bereits an die Verfolgung und will nicht nur technisch einiges besser machen als das Unternehmen von Elon Musk. Immerhin: Noch steht BMW in der Bewerbergunst bei allen Absolventen vor Tesla. Doch vor allem unter Informatikern ist der Abstand zwischen BMW (Platz 6) und Tesla (Platz 7) schon heute im Trendence-Ranking denkbar knapp. Der Kampf um die besten Talente geht also weiter.
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