Mitarbeiteraktien, Top-Gehälter: Wen Siemens gerade sucht – und was der Konzern bietet
Das Traditionsunternehmen hat derzeit Tausende Stellen zu vergeben. Was Mitarbeiter über die Karrierechancen bei Siemens erzählen.
Düsseldorf. In dieser Serie beleuchten wir attraktive Arbeitgeber von Unternehmens- und Mitarbeiterseite. Diesmal geht es um Siemens.
Die Chancen auf einen Job bei einem der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands könnten gerade kaum besser sein: „Wir stellen im großen Stil ein – an sämtlichen Standorten“, sagt Andrea Mawad, Recruiting-Leiterin bei der Siemens AG. Aktuell sind dort hierzulande knapp 2600 Stellen ausgeschrieben. Allein im ersten Quartal dieses Jahres hat Siemens laut Mawad 1160 Positionen in Deutschland neu besetzt.
In Arbeitgeber-Rankings landet Siemens regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Auf der Job-Plattform LinkedIn schaffte es der Traditionskonzern zuletzt sogar in die Gruppe der 25 besten Arbeitgebermarken.
Nur wie ergattert man eine der vielen ausgeschriebenen Stellen? Und was kommt danach? Einblicke von Unternehmens- und Mitarbeiterseite.
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Zurzeit sucht der Mischkonzern vor allem Talente für die Bereiche Forschung und Entwicklung, Vertrieb, Cybersicherheit, Engineering und Finance. Gefragt sind laut Mawad Spezialisten mit starkem Digitalisierungshintergrund – zum Beispiel Cloud Native Software Developer, Solution Architects oder Software Engineers.
Bei der Siemens-Medizintechniktochter Healthineers sind derzeit auf der Karriereseite darüber hinaus rund 250 Stellen in Deutschland offen. Besonders viele Fachkräfte werden ebenfalls in der Forschung und Entwicklung sowie im Bereich Information Technology gesucht.
Wie läuft die Bewerbung ab?
Das sagt das Unternehmen: Wichtig sei neben der Expertise auch immer die Persönlichkeit eines Bewerbers, sagt Recruitingchefin Mawad. „Daher stellen wir im Vorstellungsgespräch nicht nur Fachfragen, sondern auch Fragen nach persönlichen und beruflichen Herausforderungen, um wichtige Eigenschaften wie etwa Lernbereitschaft, Neugier oder Lösungsorientierungskompetenz zu verstehen.“
Zudem werde abgefragt, auf welche Punkte ein Kandidat bei der Arbeitgeberauswahl besonderen Wert legt. So wolle man erfahren, welche kulturellen Faktoren für die Kandidaten zählen. „Letzten Endes befinden wir uns aber schon seit einiger Zeit in einem Kandidatenmarkt, was bedeutet, dass sich das Unternehmen auch bei dem jeweiligen Talent bewerben muss.“
Das sagen die Mitarbeiter: Anton Specht*, heute Ingenieur in der Sparte Mobility, hat das Bewerbungsprozedere bei dem Konzern vor einigen Jahren selbst erlebt. Obwohl er eine interne Empfehlung und als Student mehrere Jahre für den Konzern gearbeitet hatte, musste er sich dem klassischen Recruitingprozess stellen. „Selbst mit einer guten Verbindung in den Konzern ist es nicht immer einfach, eine Stelle dort zu bekommen“, sagt er.
Zwei Gespräche habe er damals führen müssen: einmal mit seinem direkten Vorgesetzen und dessen Chef. Und nach bestandener erster Runde das zweite mit der obersten Führungskraft der Sparte. Gezählt habe in den Gesprächen vor allem die Fachkompetenz: Wo er studiert habe, wie der bisherige berufliche Werdegang aussah.
Dementsprechend fachbezogen seien auch überwiegend die Fragen gewesen, zum Beispiel wie eine Eisenbahn aufgebaut ist oder welche grundlegenden Komponenten wie zusammenspielen „Ich war selbst erstaunt, wie tief es in die Themen reinging“, sagt er. Beide Gespräche habe ein Personaler begleitet. Dieser habe eher grundlegende Sachen gefragt: „Zum Beispiel wo ich mich in fünf Jahren sehe.“
Wie hoch ist das Gehalt?
Das sagt das Unternehmen: Dass sich viele für Siemens als Arbeitgeber entscheiden, hat wahrscheinlich auch mit dem Gehalt zu tun. Wie hoch dieses in etwa ist, will das Unternehmen nicht verraten. Weil für Siemens aber die im jeweiligen Bundesland gültigen Tarifeinstufungen der Metall- und Elektroindustrie gelten, gibt es Vergleichswerte.
Eine Übersicht zu den in Bayern gültigen Tarifen, wo die Siemens AG ihre Konzernzentrale hat, finden Sie hier:
Das sagen die Mitarbeiter: „In den Einstufungen findet man sich häufig wieder, wenn man zum Beispiel ohne Berufserfahrung direkt von der Uni kommt“, sagt Peter Schweiger*, Mitarbeiter bei der Siemens-Tochter Healthineers. „Danach im Managementbereich wird die Bezahlung individuell ausgehandelt.“
Wer einen Bachelor vorweisen kann, befindet sich laut Specht und Schweiger in der Regel in der Entgeltgruppe 9, was etwa in Berlin und Bayern je nach Stufe zwischen 3657 Euro und 4367 Euro brutto im Monat bedeutet.
Berufsanfänger mit Master würden in der Regel in der Entgeltgruppe 10 starten, also zwischen 4005 und 4837 Euro brutto im Monat. Hinzu komme eine Leistungszulage. Außerdem gibt es Weihnachts- und Urlaubsgeld.
„Ich bin zwischen 60.000 und 65.000 Euro eingestiegen“, sagt Specht. Mittlerweile befinde er sich in der letzten Entgeltgruppe und verdiene etwa 100.000 Euro brutto im Jahr. Danach würden die Gehälter außertariflich verhandelt.
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Welche weiteren Benefits gibt es?
Das sagt das Unternehmen: Neben dem Gehalt winken noch zahlreiche weitere Benefits wie ein flexibles Arbeitszeitmodell, Angebote für Sport oder mentale Gesundheit oder Unterstützung bei der Kinderbetreuung, etwa in Form von Betriebskitas. Siemens wirbt zudem mit sinnstiftenden Inhalten. „Bei uns arbeiten die Menschen an den größten Herausforderungen unserer Zeit wie an der Bekämpfung des Klimawandels und an der Digitalisierung“, sagt Mawad.
Das sagen die Mitarbeiter: Generell sind beide Mitarbeiter sehr zufrieden mit ihren Stellen. Ein gutes Gehalt, viele Benefits: „Da kann man sich nicht beschweren“, sagt Specht. Auch die Arbeitsbedingungen bei dem Technologiekonzern seien sehr gut. Wenn etwa Überstunden anfallen, könne er diese in der Regel wieder ausgleichen.
Kleinere Meckereien seiner Kollegen – etwa über langsame Server oder freie Schreibtischwahl – könne er nicht verstehen. „Da gibt es ganz andere Unternehmen“, sagt er. Auch Schweiger kann hier nur Positives berichten. „Obwohl das wahrscheinlich je nach Chef, Arbeitsbelastung und Team auch anders sein kann.“
Wie kann man aufsteigen?
Das sagt das Unternehmen: Aufstiegsmöglichkeiten gibt es bei Siemens laut eigenen Angaben viele. Das klassisch-althergebrachte Karrieremodell, in dem man Stufe für Stufe aufsteigt, sei inzwischen eher ein Auslaufmodell, sagt Recruiterin Andrea Mawad.
Wechsel in andere Funktionen oder Teams seien immer häufiger zu sehen und würden auch gefördert, etwa durch einen sehr transparenten internen Jobmarkt, teamübergreifende Projektarbeit und die Möglichkeit, Kollegen aus anderen Bereichen eine Zeit lang im Tagesgeschäft zu begleiten.
Das sagen die Mitarbeiter: Diese Möglichkeiten nimmt auch Schweiger als sehr positiv wahr. Er hat in seiner Zeit im Konzern mehrere Male intern gewechselt. „Eine solche Rotation ist wichtig“, sagt er. „Man lernt neue Bereiche kennen und erweitert seine Berufserfahrung.“
Grundsätzlich sei jeder Mitarbeiter aber auch ein Stück weit selbst für seine Weiterentwicklung verantwortlich. „Ich habe sehr früh meinen Weg gesteuert“, sagt Schweiger.
Mehr: Google-Recruiterin erklärt, was sie bei Job-Interviews nicht mehr hören mag
* Die beiden Mitarbeiter wollen anonym bleiben. Ihre Namen sind der Redaktion bekannt.
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