Galeria Karstadt Kaufhof schickt auch Tochterunternehmen ins Insolvenzverfahren
Erst im Januar soll es Klarheit geben, welche Filialen tatsächlich geschlossen werden. Zugleich kündigt der Sanierer weitere Investitionen von Eigentümer René Benko an.
Düsseldorf. Nachdem sich der angeschlagene Warenhausbetreiber Galeria Karstadt Kaufhof in ein Schutzschirmverfahren nach dem Insolvenzrecht geflüchtet hat, folgen nun auch Tochterunternehmen. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, hat das Amtsgericht Essen dem Antrag stattgegeben, zwei Tochtergesellschaften aus den Bereichen Gastronomie und Lebensmittel in Eigenverwaltung zu sanieren.
Für die Kunden soll es dadurch zu keinen Einschränkungen kommen, hieß es in einer Mitteilung. Bei den Töchtern handelt es sich um die Galeria Restaurant GmbH und die Galeria Markthalle GmbH. Gerichtlich bestellter Sachwalter für die beiden Verfahren ist der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus. Er hat die gleiche Funktion auch schon im Schutzschirmverfahren der Muttergesellschaft.
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Als Grund für den Insolvenzantrag der beiden Tochtergesellschaften sieht Kebekus die starken ökonomischen Abhängigkeiten vom Warenhausbetreiber. „Dass Tochtergesellschaften ebenfalls in insolvenzrechtliche Sanierungsprozesse einsteigen, ist üblich und häufig auch sinnvoll. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Restrukturierung der Unternehmensgruppe“, sagte Kebekus.
Sanierer kündigt weitere Investitionen von René Benko an
Galeria plant eine Sanierung des Unternehmens im Schutzschirmverfahren. Restrukturierungsexperte Arndt Geiwitz soll dabei als Generalbevollmächtigter das Management unterstützen. Geplant ist unter anderem eine deutliche Verringerung der Zahl der Filialen. Im Gespräch ist es, mindestens ein Drittel zu schließen.
„Es geht um eine ökonomisch sinnvolle wie tragfähige Perspektive für das Konzept Warenhaus in Deutschland“, sagte Geiwitz. „Das Ziel aller Maßnahmen muss es sein, unter veränderten Bedingungen eine aus sich heraus lebensfähige Struktur zu schaffen.“
Erstmals kündigte er an, dass der Eigentümer, die Signa Holding des österreichischen Milliardärs René Benko, weitere „sehr hohe Investitionen“ in Galeria tätigen will. Um welchen Betrag es sich genau handelt, sagte er nicht.
Galeria-Chef Miguel Müllenbach hatte schon vor der Beantragung des Schutzschirmverfahrens in einem Brief an die Mitarbeiter geschrieben: „Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen.“
Nun geht es zunächst darum, den operativen Betrieb unter den neuen Bedingungen zu organisieren. Dazu haben in den vergangenen Tagen Management, Generalbevollmächtigter und Sachwalter mit Lieferanten und Dienstleistern Gespräche geführt.
„Die Warenversorgung funktioniert, die Services funktionieren – von Garantien bis Retouren. Auch die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft einschließlich aller Aktionen sind abgeschlossen“, betonte Müllenbach. „Wir hoffen, dass die Kundinnen und Kunden gerade in dieser Situation ein klares Zeichen setzen, dass sie ihr Warenhaus in ihrer Stadt wertschätzen.“
Entscheidung über Schließungen erst im Januar
Sanierer Geiwitz arbeitet jetzt zusammen mit dem Management an einem Insolvenzplan, der auch festlegen soll, wie viele der 131 Häuser im Zuge des Insolvenzverfahrens geschlossen werden. Das Insolvenzrecht gibt dem Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, sich zu entschulden, sondern auch Mietverträge außerordentlich zu kündigen.
Nun werden Gespräche mit vielen Vermietern geführt, um auszuloten, mit welchem Entgegenkommen sie eine mögliche Schließung verhindern wollen. Hier gehe es neben der Miete auch um weitere Fragen wie zum Beispiel Flächennutzung, energetische Sanierungen und Modernisierungs- und Baumaßnahmen, teilte das Unternehmen mit.
„Welche Häuser geschlossen werden, steht heute noch nicht fest. Ob ein Standort erhalten bleiben kann, wird auch stark von diesen Gesprächen abhängig sein“, sagte Geiwitz. „Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Januars des kommenden Jahres Klarheit darüber geben wird.“
Geiwitz will auch zeitnah Gespräche mit möglichen Interessenten führen, die einzelne Standorte übernehmen wollen. So hatte beispielsweise der Eigentümer des Büroartikelhändlers buero.de angekündigt, er habe Interesse, gut 40 Filialen inklusive des Personals zu übernehmen und unter neuem Namen fortzuführen. Ob das aber realistisch ist, ist noch völlig offen.
„Im ersten Schritt wollen wir wissen, wie sich die Interessenten ein Engagement grundsätzlich vorstellen“, sagt Geiwitz. „Seriöse Interessenten können nach Einblick in die Daten anschließend konkrete Angebote abgeben.“ Aktuell gebe es diese nachvollziehbarerweise noch nicht.
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