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Unter dem Strich verdiente der Stuttgarter Premiumhersteller 14,8 Milliarden Euro. - (Foto: dpa)
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Mercedes verdient 14,8 Milliarden Euro – Rekord-Dividende geplant

Der Autobauer ist so profitabel wie nie. Gewinn und Umsatz steigen kräftig. Nun will der Konzern massenhaft eigene Aktien kaufen – obwohl 2023 schwierig wird.

Stuttgart. Fünfzehn Prozent. So hoch fällt die aufgerundete Umsatzrendite aus, die Mercedes-Benz in seiner dominanten Autosparte im Vorjahr erwirtschaften konnte. Es ist ein Fabelwert in der mehr als 135-jährigen Geschichte der Marke mit dem Stern. Noch nie zuvor war der Dax-Konzern auch nur ansatzweise so profitabel. Der Luxuskurs von Vorstandschef Ola Källenius macht sich bezahlt.

Kurz nachdem der Schwede im Mai 2019 an die Spitze der damaligen Daimler AG rückte, schrieb Mercedes noch Verluste. Nun kann er einen um Sondereffekte bereinigten Betriebsgewinn von 20,7 Milliarden Euro vermelden. Das entspricht einem Zuwachs von 20 Prozent.

Unter dem Strich verdiente Mercedes mit 14,8 Milliarden Euro sogar gut ein Drittel mehr als 2021. Der Umsatz stieg von 134 auf 150 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von zwölf Prozent – trotz stagnierender Verkäufe. Die Aktie von Mercedes legte am Freitag um mehr als zwei Prozent zu.

„Wir haben Mercedes-Benz zu einem profitableren Unternehmen weiterentwickelt“, erklärte CEO Källenius. „Schlüssel sind der Fokus auf begehrenswerte Produkte sowie diszipliniertes Margen- und Kostenmanagement.“

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Anders als sein Vorgänger Dieter Zetsche ordnet Källenius nahezu alles dem Wohl der Aktionäre unter. Es ist daher keine Überraschung, dass die Dividende für die Anteilseigner noch mal um 20 Cent auf 5,20 Euro je Aktie erhöht werden soll. In Summe will Mercedes 5,6 Milliarden Euro an seine Eigentümer ausschütten.

Mercedes-Benz plant Rückkaufprogramm für Aktien

Zudem will der Konzern ab März eigene Aktien im Wert von bis zu vier Milliarden Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren erwerben und einziehen. Dadurch steigt der Gewinn je Papier. Aufgrund steuerlicher Vorteile ist das besonders für Aktionäre aus den USA attraktiv. Ansonsten ist der Ausblick für die Anteilseigner eher trist.

Mercedes rechnet zwar damit, dass sich die Chipversorgung verbessern wird. Aber der Auftragseingang in Europa ist schwach und in China wirken sich die harten Coronamaßnahmen offenbar zumindest im ersten Quartal noch auf die Kauflaune der Kunden aus. Allgemeine Unsicherheiten rund um den Ukrainekrieg, die hohe Inflation und Zinserhöhungen erschweren Mercedes zudem das Geschäft.

„Wir haben Mercedes-Benz zu einem profitableren Unternehmen weiterentwickelt“, erklärte der CEO. - (Foto: Reuters)
„Wir haben Mercedes-Benz zu einem profitableren Unternehmen weiterentwickelt“, erklärte der CEO. - (Foto: Reuters)

Für 2023 rechnet der Konzern bei Autos und Vans nur mit einem Absatz auf Vorjahresniveau. Höhere Kosten will Mercedes zwar über einen leichten Anstieg der Nettopreise kompensieren, aber der Margen-Peak dürfte erreicht sein. Für dieses Jahr stellt das Unternehmen eine leicht rückläufige Umsatzrendite in der Bandbreite von zwölf bis 14 Prozent in seinem Autogeschäft in Aussicht. Bei den Vans liegt die Bandbreite bei neun bis elf Prozent.

Schon im vierten Quartal machten sich erste Dämpfer bemerkbar. Mercedes spricht von „leichtem Gegenwind“, der sich durch die Auszahlung der Inflationsprämie an berechtigte Mitarbeiter ergeben hat. Zudem habe der Konzern die „bewusste Entscheidung“ getroffen, „Zahlungen an ausgewählte Lieferanten zu tätigen“. Offenbar musste Mercedes also notleidende Zulieferer finanziell stützen.

Trotz zunehmender Probleme sieht der Mercedes-Frontmann seinen Konzern gut aufgestellt. „Auch wenn wir makroökonomische und geopolitische Ereignisse nicht kontrollieren können, ist das Geschäftsjahr 2022 ein Beleg dafür, dass die strategische Ausrichtung stimmt“, sagte Källenius.

Mercedes mit free Cashflow von acht Milliarden Euro

Tatsächlich kann sich ein Free Cashflow von acht Milliarden Euro im Industriegeschäft sehen lassen. Basis der starken Bilanz ist ein veränderter Produktmix. Im Vergleich zu 2019 konnten die Schwaben die Auslieferungen von ultraluxuriösen Fahrzeugen mit Basispreisen jenseits von 100.000 Euro wie S-Klasse, GLS oder EQS im Jahr 2022 um 78.000 Einheiten auf 328.000 Fahrzeuge steigern.

Allein die Nobelsubmarke Maybach konnte im Vorjahr über 23.000 Neuwagen verkaufen. Ein Plus von mehr als 40 Prozent. Dazu kommen starke Absatzzahlen bei der Tuningtochter AMG und dem lukrativen Geländewagen G-Klasse. Gleichzeitig hat Mercedes zuletzt um gut 100.000 weniger Kompaktautos verkauft, die kaum Deckungsbeiträge abwerfen.

CEO Källenius setzt auf Klasse statt Masse und baut das Modellportfolio von Mercedes radikal um. Kleinere und eher unrentable Modelle wie A-Klasse und B-Klasse werden in einigen Jahren ebenso eingestellt wie diverse Cabrios oder Coupés wie der CLS. Neu hinzu kommen dafür etwa eine kompakte Version der G-Klasse oder ein Elektro-Crossover, das speziell für wohlhabende Kunden in China entwickelt wird.

In Summe versucht Mercedes aus weniger Volumen mehr herauszuholen, in allen seinen Baureihen höherwertige Ausstattung und mehr Extras zu verkaufen. Gleichzeitig gewährt der Konzern kaum noch Rabatte. Das führt dazu, dass der Nettoumsatz pro verkauftes Auto in den vergangenen drei Jahren von 51.000 Euro auf fast 73.000 Euro angestiegen ist. Im gleichen Zeitraum reduzierte Mercedes seine Belegschaft in der Pkw-Sparte um fast 7.000 Mitarbeiter.

Mercedes-Benz: Milliardengewinn mit Vans

Auch das Geschäft mit Kleintransportern wurde restrukturiert. Vor einigen Jahren war die Sparte defizitär; mittlerweile liefert sie eine Umsatzrendite von mehr als elf Prozent. Die Van-Division konnte im Vorjahr einen Betriebsgewinn von 1,9 Milliarden Euro verbuchen. Das ist ein Plus von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro.

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Rückläufig war dagegen das Geschäft mit Finanzdienstleistungen. Hier schrumpfte das Betriebsergebnis um 30 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Hintergrund sind gestiegene Kreditrisikokosten und höhere Refinanzierungskosten sowie ein generell geringeres Volumen nach der Abspaltung der Lkw-Einheit Daimler Truck in 2021.

Mercedes-Chef: „Wir müssen schwäbisch bleiben“

Mercedes-Chef Källenius richtet sich angesichts des unsicheren Umfelds direkt an seine Belegschaft. „Wir müssen schwäbisch bleiben.“ Bem Sparen dürfe man nicht lockerlassen. In Summe sei Mercedes aber auf einem guten Weg. Einige Experten sehen das anders.

Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) warnt vor einem „Skalierungsrisiko“ infolge der Luxusstrategie. So erwirtschaftet der Elektroautobauer Tesla schon jetzt höhere Umsatzrenditen als Mercedes – und zwar mit steigendem Absatzvolumen, betont Dudenhöffer. „Die Skalierungsvorteile von Tesla werden weiter ausgebaut.“

Mercedes mache sich dagegen selbst klein, argumentiert Dudenhöffer. „Ferrari funktioniert, aber nicht mit 170.000 Beschäftigten.“

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