Spotify entlässt fast jeden fünften Mitarbeiter
Der Streamingdienst streicht rund 1500 Stellen. Firmengründer Daniel Ek begründet den Schritt mit dem verlangsamten Wirtschaftswachstum. Es ist die dritte Entlassungswelle innerhalb kürzester Zeit.
Berlin. Der weltgrößte Musikstreaming-Dienst Spotify überrascht mit der dritten Entlassungswelle in diesem Jahr. In der Nacht zum Montag kündigte Firmengründer Daniel Ek in einem Schreiben an die Beschäftigten an, dass rund 17 Prozent der Angestellten die Firma verlassen müssen. Das entspricht laut einem Sprecher rund 1500 Stellen.
Als Begründung hieß es von Spotify-Chef Ek: „Das Wirtschaftswachstum hat sich dramatisch verlangsamt, und Kapital ist teurer geworden. Spotify ist keine Ausnahme von diesen Realitäten.“
Dabei lief es zuletzt wieder besser für das schwedische Unternehmen: Im abgelaufenen Quartal hatte Spotify erstmals seit zwei Jahren einen Gewinn erzielt, dank Einsparungen und Preiserhöhungen. Spotify ist mit mehr als einer halbe Milliarde Nutzerinnen und Nutzern weltweit der mit Abstand größte Musikstreaming-Anbieter vor Apple und Amazon. 226 Millionen Menschen haben ein Premium-Abonnement.
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An der Wall Street wurde die Ankündigung positiv aufgenommen. Vorbörslich stieg die Spotify-Aktie um mehr als zwei Prozent.
Tech-Branche: Viele Entlassungen 2023
In der Coronakrise hatten viele internationale Technologiekonzerne wie der Facebook-Eigner Meta, Google-Betreiber Alphabet und der weltgrößte Onlinehändler Amazon Tausende neue Mitarbeiter an Bord geholt. Entsprechend umfangreich fiel später aber auch der Personalabbau aus, der seit etwa einem Jahr immer wieder für Schlagzeilen sorgt.
Allein bei Google wurden 12.000 Mitarbeiter entlassen. Die Unternehmen begründeten die Streichungen mit der weltweiten Wirtschaftsschwäche sowie der Kaufzurückhaltung infolge der anhaltend hohen Inflation. Ähnlich wie bei Spotify gab es auch bei manchen deutschen Start-ups mehrere Entlassungsrunden innerhalb von wenigen Monaten: bei dem E-Scooter-Anbieter Tier Mobility, der Coachingplattform Coachhub und dem Immobilienmarktplatz McMakler.
In der Regel versuchen Führungskräfte, solche wiederholten schlechten Nachrichten zu verhindern. Spotify-CEO Ek schrieb, ihm sei bewusst, dass eine Kürzung in dieser Größenordnung für viele angesichts des jüngsten positiven Ergebnisberichts überraschend hoch erscheine. Auch ein geringerer Personalabbau in den kommenden zwei Jahren sei diskutiert worden.
„In Anbetracht der Kluft zwischen unseren finanziellen Zielen und unseren aktuellen Betriebskosten habe ich jedoch beschlossen, dass eine umfassende Maßnahme zur Anpassung unserer Kosten die beste Option zur Erreichung unserer Ziele ist“, schrieb der Manager.
Spotify hat zuletzt massiv in Personal, Inhalte und Marketing investiert
Spotify hat zuletzt massiv in den Ausbau der Teams sowie in neue Inhalte und Marketing investiert. Das habe sich zwar ausgezahlt und zum Wachstum beigetragen, aber die Kosten seien nach wie vor zu hoch, hieß es. Nun müsse es gelingen, produktiv, aber auch effizient zu sein. Die Belegschaft müsse sich auf die Kunden und die Künstler konzentrieren.
Spotify wurde 2008 in Stockholm gegründet. Zehn Jahre später brachte Gründer Ek das Unternehmen an die Börse in New York. Ende 2022 zählte Spotify noch knapp 8400 Angestellte, was einem Plus von 2800 Mitarbeitern innerhalb von zwei Jahren entsprach. Der Aufbau hing auch mit einem deutlich größeren Angebot zusammen. So investierte Spotify stark in sein Podcast-Angebot und stemmte mehrere Übernahmen. Vieles davon wurde aber wieder deutlich reduziert.
Wie viele Mitarbeiter seit Jahreswechsel die Firma bereits verlassen haben, ist unklar. Bei den Entlassungen im Januar war von sechs Prozent der Belegschaft die Rede, im Juni dann von rund zwei Prozent. Von dem Personalabbau betroffene Mitarbeiter sollen eine Abfindung erhalten, verbliebene Urlaubstage ausgezahlt werden, hieß es. Ek will sich am Mittwoch gegenüber Mitarbeitern zu den jüngsten Maßnahmen äußern.
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