Nebenverdienst: Wie Sie 2024 ein passives Einkommen aufbauen können
Für ein passives Einkommen neben dem Job können Sie ihr Fachwissen nutzen. Finanzexperten erklären, mit welchen Methoden so tatsächlich ein Nebenverdienst gelingt – und welche als unseriös gelten.
Düsseldorf. Um neben dem Job zusätzlich passives Einkommen zu generieren, sind Aktiendepots oder ETFs beliebte Anlageformen. Der Gedanke: Einmal angelegt, wächst das eigene Investment idealerweise beständig mit den Jahren. Doch oft können Sie auch ihr Wissen aus dem Job clever in einige Hundert oder Tausend Euro im Monat nebenbei verwandeln.
Gerade erfahrene Mitarbeitende, die sich im Job eine fachliche Expertise und Führungskompetenzen aufgebaut haben, können ihre Fähigkeiten auch nebenbei zu Geld machen. Dafür braucht es Kreativität, Know-how und Zeit, im Gegenzug bieten solche Projekte aber auch persönliche Entfaltungsmöglichkeiten – anders als das Investieren in einen Indexfonds.
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Ob Social-Media-Marketing, Künstliche Intelligenz oder juristische Fragen: Spezialistenwissen kann die Grundlage dafür sein, sich ein zusätzliches Einkommen aufzubauen. Doch welche Wege lohnen sich dafür als Nebenverdienst und welche nicht? Wie funktionieren sie und was ist rechtlich zu beachten? Das Handelsblatt hat bei Finanzexperten nachgefragt. Hier erklären sie fünf Ideen für ein „passives Einkommen“.
Nebenverdienst Tipp eins: Website oder Blog starten und monetarisieren
Marietta Babos weiß, wie man ein lukratives Nebeneinkommen generieren kann. Die Gründerin der österreichischen Finanzberatungsplattform „Damensache“, die sich speziell an Frauen richtet, hat zuvor zwölf Jahre lang bei der Unternehmensberatung Roland Berger gearbeitet. Wichtig ist Fachwissen, sagt sie. Dabei denkt Babos zum Beispiel an Social-Media-Experten, die ihre Tipps und Tricks für einen erfolgreichen Internetauftritt für einen separaten Artikel zusammenschreiben.
„Wenn man sich mit einem Thema gut auskennt und einen Blog dazu betreibt, kann man einzelne Beiträge mit sogenannten Affiliate-Links verknüpfen“, weiß Finanzexpertin Babos. Das sind Werbelinks, mit denen sich pro Klick Geld verdienen lässt.
Typisch seien Tipps für Produkte auf Amazon. Der Werber trifft eine Vereinbarung mit dem Verkäufer und bekommt für jedes über diesen Link verkaufte Produkt eine Provision. Die ist nicht hoch, aber auf Dauer zahlt sich das Modell aus. Der Aufwand am Anfang sei überschaubar, so Babos, vor allem wenn man sein Wissen aus dem Job verwende.
Nebenverdienst Tipp zwei: Webinare oder Online-Kurse anbieten
Wer nicht so gern schreibt, der kann auch mit Onlinekursen und Videotipps anfangen. „Es gibt Webinare, die nur aus einer Einheit von eineinhalb Stunden bestehen, man muss das technisch nicht super professionell machen“, erklärt Babos, die ebenfalls Kurse im Internet anbietet. Allerdings empfiehlt sich als Minimalausstattung ein externes Mikrofon und eine externe Webcam.
Wichtig hier: sich in die Zuhörer hineinversetzen. Nach jeder Lerneinheit gibt Babos deshalb ihren Zuhörerinnen die Chance, Fragen zu stellen.
Ob schriftlich oder mündlich, ob live oder aufgezeichnet – das eigene Wissen als Trainerin oder Coach weiterzugeben und Geld dafür zu verlangen ist eine beliebte Art des Nebenverdienstes. Für 60 bis 90 Minuten Seminar können Anfänger etwa 30 bis 40 Euro verlangen. Wer schon ein richtiges Kurskonzept mit Lerneinheiten, kleinen Tests und Workbooks erarbeitet hat, kann einen ganzen Kurs mit 30 bis 40 Lektionen à fünf Minuten auch für 100 bis 300 Euro anbieten.
Allerdings entstehen Kosten für das Hosting der Seminare. Google oder Skype bieten zwar kostenlose Lösungen – andere Anbieter verlangen Geld, wirken aber professioneller.
Die günstigste Version von Edudip beispielsweise kostet 34 Euro pro Monat – mit bis zu 30 Teilnehmenden pro Webinar. Bei Go To kostet die günstigste Version für Webinare 44 Euro im Monat für bis zu 250 Teilnehmende.
Wer die eigene Expertise in Online-Webinaren und Coachings weitergibt, kann Ausschnitte daraus auf sozialen Netzwerken wie Youtube posten. Das kann einerseits mehr Aufmerksamkeit für das eigene Coaching-Angebot schaffen, andererseits auch selbst etwas Geld einbringen: Wenn Sie sich eine Reichweite von 1.000 Abonnentinnen und Abonnenten aufgebaut haben und regelmäßig posten, dürfen Sie etwa Werbespots in ihre Videos einbinden. In der Videobeschreibung können Sie wiederum Affiliate Links zu Produkten integrieren (siehe Tipp eins). Eine starke Präsenz in den sozialen Netzwerken hilft auch dabei, sich als Expertin für ein bestimmtes Thema zu positionieren.
Nebenverdienst Tipp 3: Coaching-Leistung an Start-ups verkaufen
Die Erfahrung aus dem Beruf können Sie nicht nur in Form von Lektionen weitergeben, sondern auch ganz konkret, bezogen auf einzelne Fälle. Der gelernte Unternehmensberater Nico Hüsch hat sich früher so etwas dazuverdient, bevor er sich selbstständig gemacht hat. „Ich bin auf die Idee gekommen, weil mich andere darauf angesprochen hatten“, sagt der Gründer der gleichnamigen Anlageberatung aus Hamburg.
Viele Start-ups und Existenzgründer brauchen Hilfe bei der Ausarbeitung ihrer Businesspläne oder bei der Beantragung von Gründerkrediten. Der Unternehmensberater kann zum Beispiel einige Werkstudierende anstellen und anlernen – aber von dem Verkauf der Leistung unter seiner Marke profitieren.
Eine andere Möglichkeit, die sich vor allem Softwareentwicklern und Expertinnen im IT-Bereich bietet, ist die Vergütung über kleinere Gesellschafteranteile. Gerade am Anfang hätten Start-ups oft noch nicht das Geld, um eine konkrete Dienstleistung, etwa die Programmierung einer App, nach Aufwand zu bezahlen, erklärt Hüsch.
Wenn der Programmierer offiziell an der Gründung des Start-ups beteiligt wird, besitzt er als Gesellschafter auch Anteile an der Firma. Sobald die Firma Gewinne macht, kann er passiv Einkommen aufbauen.
Nebenverdienst Tipp 4: Buch veröffentlichen
Marietta Babos hat all ihr Wissen aus der Finanzberatung in einem Buch zusammengefasst. Sie sagt: Das können auch andere.
„Für mein Buch ‚Geld ist Damensache‘ habe ich mir professionelle Unterstützung mit Lektorat und Grafiker geholt. Ich hatte einmal viel Aufwand – aber es hat sich gelohnt, das Buch verkauft sich super“, sagt Babos.
Am einfachsten ist es, das Buch selbst zu verlegen oder es über den Amazon-Service „Kindle Direct Publishing“ zu veröffentlichen. Dort ist auch die Marge für den Autor am größten, er bekommt zwischen 60 und 70 Prozent vom Verkaufspreis. Bei großen Verlagen dagegen bleiben bei einem Verkaufspreis von 20 Euro nur etwa 1,20 Euro für den Schreiber übrig. Außerdem müssen Autoren oft eine Mindestabnahme garantieren.
Nebenverdienst Tipp 5: Musik oder Fotos lizenzieren lassen
Es gibt auch Wege, Geld in der Freizeit zu verdienen und dabei Spaß zu haben. Wer zum Beispiel gern fotografiert oder das sogar beruflich gelernt hat, der kann die eigenen Bilder als Stock-Fotos auf Plattformen wie Unsplash, Shutterstock oder Adobe Stock hochladen.
Pro Foto gibt es im Schnitt nur 25 Cent. Aber auf Dauer kann sich das Modell rechnen. Wichtig: Sobald Personen involviert sind, braucht man immer deren Zustimmung, dass man das Bild veröffentlicht und kommerziell verwendet. Aber Foto-Profis wissen das ohnehin.
Doch nicht nur mit dem richtigen Auge, auch über das Ohr lässt sich Geld verdienen. Musikproduzentinnen wissen genau, welche Art von Musik sich gut anhört, was gerade gesucht wird und welche Tonlagen welche Stimmung vermitteln.
Wer ohnehin regelmäßig im Aufnahmestudio ist oder mit der eigenen Band probt, kann auch noch ein paar Sounds mehr aufnehmen und sie später auf Plattformen wie Premium Beat oder Artlist hochladen – und mit geltenden Lizenzen über Jahre Geld verdienen.
„Viele Firmen sind sich unsicher, welche Musik sie zum Beispiel für eigene Filme verwenden dürfen. Daher kaufen sie oft Musik oder Soundeffekte extra für diesen Zweck ein“, sagt Babos. Es hilft also, wenn man schon ein kleines Portfolio an Musik auf der eigenen Website oder beispielsweise auf Soundcloud vorstellen kann.
Passives Einkommen und Nebenverdienst: Was Sie rechtlich beachten müssen
In den meisten Jobs lässt sich nach Feierabend noch mehr Geld rausholen. Doch was ist arbeitsrechtlich überhaupt erlaubt?
Martin Pröpper, Anwalt für Arbeitsrecht in Köln, sagt: „Wenn im Arbeitsvertrag für eine Nebentätigkeit eine Erlaubnispflicht als Voraussetzung angegeben ist, muss der Arbeitnehmer das beim Arbeitgeber anmelden. Dann muss die Firma ihre Zustimmung für diese Nebentätigkeit erteilen.“
In der Regel werde diese Erlaubnis erteilt. „Voraussetzung ist aber, dass dadurch das Hauptarbeitsverhältnis nicht beeinträchtigt wird. Sprich: Sie dürfen nicht übermüdet zur Arbeit kommen oder die Hauptarbeit schleifen lassen.“ Wenn nichts dergleichen im Arbeitsvertrag steht, ist auch keine Anmeldung beim Arbeitgeber erforderlich.
Ein Grenzfall ist jedoch: Wenn durch die Nebentätigkeit eine Konkurrenz zum Arbeitgeber entsteht. Pröpper rät, direkt bei der Anmeldung beim Arbeitgeber mit ein paar Stichworten die Tätigkeit zu erklären. Zum Beispiel so: „Ich versichere, dass ich durch meine Tätigkeit nicht in einem Wettbewerb zu meiner Haupttätigkeit stehe.“ Manche große Arbeitgeber haben sogar eigene Formulare für diese Anmeldung.
Passives Einkommen: Vorsicht vor unseriösen Versprechen
Eines sollten Sie sich jedoch bewusst machen: Der Aufbau eines lukrativen Nebeneinkommens ist zeitaufwändig und die Konkurrenz im Netz groß. Nur wenigen gelingt es, tatsächlich mehr als ein besseres Taschengeld nebenher zu verdienen.
Zwar preisen viele Finanzblogger und -influencer insbesondere Nebenverdienste im Internet als Grundlage für ein mit wenig Arbeit verbundenes „passives Einkommen“ und als „Weg zur finanziellen Freiheit“. Doch nicht selten handelt es sich dabei um unseriöse Versprechen.
Der Vermögensverwalter und Finanzratgeber-Autor Gerd Kommer hält den Begriff „passives Einkommen“ für „ökonomischen Nonsens“: „Jedes Einkommen, das nicht trivial klein ist und/oder nicht sofort wieder versiegt, basiert auf substanziellem Tun, auf aktiven Entscheidungen, auf nennenswerter geistiger und/oder körperlicher Arbeit oder auf einem vorher schon vorhandenen hohen Kapital“, erklärt er.
Vorsicht ist geboten, wenn auf Finanzblogs oder in sozialen Netzwerken attraktive Nebenverdienste beworben werden, mit denen sich angeblich schnell so viel Geld verdienen lässt, dass man den Hauptjob an den Nagel hängen kann.
Nicht wenige selbsternannte Experten empfehlen etwa das Aufstellen eines Verkaufsautomaten oder den Online-Verkauf von Produkten, bei dem man die Lagerung und den Versand der Ware an Dritte auslagert („Dropshipping“), als einfache Möglichkeiten, schnell ein beträchtliches Nebeneinkommen aufzubauen.
Gerd Kommer wendet ein: „Dafür sind nahezu immer harte Arbeit, viel Commitment und mehrere Jahre Zeit erforderlich – einschließlich des Risikos, dass die Sache irgendwann schmerzhaft schiefgeht.“ Die meisten gäben nach ein bis drei Jahren vergeblichen Probierens enttäuscht auf – nicht selten seien sie dann ärmer als vorher.
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