Drei Tipps, um mit weniger Zeit mehr zu schaffen
Schneller mehr Arbeit im Job bewältigen: Das wollen die meisten. Martha Dudzinski war gezwungen, es zu lernen – und verrät ihre wichtigsten Effizienztipps.
Düsseldorf. Martha Dudzinski war gerade wenige Monate selbstständig, als sie sich mit dem Coronavirus ansteckte. Bis dahin habe sie sich immer zu den Menschen gezählt, die „besonders viel gebacken bekommen“, sagt sie. Bis zum Januar 2022. Erst seien es nur ein paar Tage gewesen, dann Wochen, dann Monate: Dudzinski leidet unter Long Covid. Die „Matschbirne“, wie sie es nennt, bremst sie aus – und zwingt sie, in weniger Zeit effizienter zu arbeiten.
„Es war hart, sich von einem Tag auf den anderen von dem eigenen Selbstbild verabschieden zu müssen“, sagt die 35-Jährige. Dudzinski ist Co-Gründerin der gemeinnützigen Organisation Swans, die sich für einen kompetenzorientierten Arbeitsmarkt einsetzt und Unternehmen beim Recruiting und in Diversitäts-Fragen unterstützt. 2024 ist ihr Buch erschienen: „Konsequent 60 Prozent – Wie du mit weniger Arbeit mehr schaffst“.
Long Covid bezeichnet lang andauernde, gesundheitliche Beeinträchtigungen nach einer Coronainfektion. Betroffene klagen unter anderem über anhaltende Konzentrationsprobleme, Erschöpfung und Kurzatmigkeit – teilweise mit erheblichen Folgen für Arbeit, Beziehungen und Freizeit.
Erfolg im Job mit besserem Selbstmanagement
Dudzinski sagt, sie sei noch immer schlapp und verpeilt, müsse viel liegen und viel schlafen. Ihre eigene Situation vergleicht sie mit einem Sonnenbrand: „Ich bekomme erst mit, dass es zu viel war, wenn es zu spät ist.“
In den vergangenen drei Jahren musste Dudzinski ihren Alltag völlig neu strukturieren, um trotz Long Covid Energie zum Arbeiten zu finden. Die Autorin verrät drei Tipps, mit denen sie es schafft, produktiver zu sein. Davon können sich auch Arbeiterinnen ohne Long Covid etwas abschauen.
Effizienz-Tipp 1: Zeit ist nicht das Problem im Job
Das Problem kennen vermutlich die meisten: Wir haben eigentlich genug Zeit, schieben aber selbst kleine Aufgaben vor uns her – und lassen uns dann von einem schlechten Gewissen plagen. Diese Momente der vermeintlichen Zeitverschwendung sind für Martha Dudzinski Signale des Körpers, der um eine Pause bittet.
Die Autorin empfiehlt deshalb, häufiger auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich Pausen zu nehmen, wenn man sie braucht. „Wir müssen uns keine Illusionen machen, dass Zeit das Problem wäre“, sagt Dudzinski. Stattdessen sei es wichtig, die eigenen Energieressourcen zu respektieren und Dinge dann zu erledigen, wenn die Kapazität ausreiche. So lasse sich auch das schlechte Gewissen vermeiden.
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Dass ihre Tipps nicht für alle Menschen gleichermaßen anwendbar sind, räumt Dudzinski offen ein. Zudem sei die Art, wie wir uns erholen, von Charakter zu Charakter unterschiedlich. Ob Spazierengehen, Gesellschaft, Sport, Meditation oder einfaches Nichtstun entspannen: Was davon helfe, könne nur jeder für sich selbst herausfinden.
Effizienz-Tipp 2: „Du musst gar nichts“
Zeit für den eigentlichen Job rauben auch Aufgaben, die gar nicht zur eigentlichen Tätigkeit gehören. Muss zum Beispiel ein Geschenk für den Geburtstag eines Kollegen organisiert oder die Kaffeeküche aufgeräumt werden, bleibt das laut Dudzinski häufig an denselben Personen hängen. Im Job würden einen diese „Fleißbienchen-Aufgaben“ jedoch selten voranbringen.
Dudzinski rät deshalb dazu, immer wieder kritisch zu hinterfragen, warum man solche Aufgaben übernehmen sollte. Dabei unterscheidet die Autorin zwischen Dingen, die wir aus einer inneren Pflicht tun, also etwa aus Hilfsbereitschaft, und Dingen, die wir aus einer äußeren Pflicht tun. „Es geht auch darum, zu durchschauen, wenn andere Leute ihre Probleme zu deinen Problemen machen“, sagt sie: „Was fällt dafür weg?“
Gehören solche Aufgaben nicht zum eigentlichen Job, helfe es, häufiger „Nein“ zu sagen – auch wenn es schwerfalle. So bleibe wieder mehr Zeit, sich auf jene Aufgaben zu konzentrieren, die die Karriere voranbringen.
Effizienz-Tipp 3: Grenzen im Job setzen
„Viele Menschen machen sich über ihre eigenen Grenzen keine Gedanken, bis es zu spät ist“, warnt Dudzinski. Langfristig mehr Produktivität erreiche man so nicht. Entscheidend sei viel mehr, zu lernen, wo die eigenen Grenzen verlaufen.
Zudem sei es wichtig, dem Umfeld diese Grenzen aufzuzeigen und mit möglichen Konflikten offensiv umzugehen. Aus ihrer eigenen Erfahrung berichtet Dudzinski: „Wenn wir Ausreden zu suchen, weil wir uns nicht trauen, zu sagen, dass wir kaputt sind, gibt das meistens viel mehr Ärger, als wenn wir einfach sagen: Hey, mir geht es schlecht.“
Neue Eisenhower-Matrix für Selbstmanagement im Job
Im Alltag arbeitet Dudzinski mit einer von ihr überarbeiteten Eisenhower-Matrix. Die ursprüngliche Matrix zählt zu den Klassikern der Zeitmanagement-Methoden und unterteilt Aufgaben nach deren Dringlichkeit und Wichtigkeit. Dringende und wichtige Aufgaben werden demnach sofort erledigt, wichtige, aber nicht dringende Aufgaben terminiert, nicht wichtige, aber dringende Aufgaben delegiert und nicht wichtige und nicht dringende Aufgaben gestrichen.
Wegen Long Covid ist Dudzinski gezwungen, sich ihren Arbeitstag in mehrere Blöcke aufzuteilen. Ihre täglichen Aufgaben arbeitet sie dabei entlang ihrer eigenen Matrix ab. Als Erstes werden die schnellen und einfachen Dinge angegangen, zum Beispiel E-Mails beantwortet oder Termine vereinbart.
Das möge auf den ersten Blick kontraintuitiv wirken, sagt Dudzinski. Ihr helfe es jedoch, zunächst „viele kleine Erfolgserlebnisse“ zu haben. Darauf folgen die Aufgaben, die sie gerne und mit Freude erledigt – etwa Schreiben oder Redigieren von Texten.
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Erst dann setzt sich die Autorin an Aufgaben, die sie Kraft und Konzentration kosten. „Wenn alles, was schnell geht und was Freude bereitet, aus dem Weg geräumt ist, dann gehe ich die dicken Brocken an.“ An letzter Stelle stehen die Dinge, die Dudzinski Bauchschmerzen bereiten. Diese Aufgaben „stehen in der Warteschleife“, bis die Energie dafür verfügbar ist. Ihre Hoffnung: „Dass wir uns mehr darauf konzentrieren, was wir gut und gerne machen, was uns Freude bereitet.“
