Christian Klein: Der Vorstandsvorsitzende von SAP macht Andeutungen zu einem neuen Produkt. - Foto: Uwe Anspach/dpa
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„Eine der größten Innovationen“: SAP stellt wohl bald neue Plattform für Künstliche Intelligenz vor

Wollen Firmen mit Künstlicher Intelligenz Aufgaben automatisieren, müssen sie mit erheblichem Aufwand ihre Daten aufbereiten. Hier setzt SAP an – doch der Markt ist hart umkämpft.

Walldorf. Als SAP in der vergangenen Woche die Jahreszahlen präsentierte H+, deutete Vorstandschef Christian Klein ein neues Produkt an – mit einem Superlativ: Es handle sich um „eine der größten Innovationen“, die der Softwarehersteller je hervorgebracht habe.

Details stellte Klein für eine Präsentation am 13. Februar in Aussicht. Dabei wird er nach Handelsblatt-Informationen das Angebot „Business Data Cloud“ präsentieren. Unternehmen könnten damit Daten aus verschiedenen Quellen sammeln und aufbereiten. Bei dem Projekt arbeite SAP eng mit dem Softwareanbieter Databricks zusammen.

Der Dax-Konzern will so ein Problem lösen, das im Moment viele Unternehmen daran hindert, ihre Prozesse durch Künstliche Intelligenz zu unterstützen. Es geht um die Bereinigung und Vereinheitlichung von Daten, die für das Training nötig sind. Diese sind in großen Organisationen über zahlreiche Systeme verstreut und liegen in unterschiedlichen Formaten vor, was die Verarbeitung erschwert.

Die Verantwortung für die „Business Data Cloud“ liegt Konzernkreisen zufolge bei Irfan Khan, der den Bereich „Data & Analytics“ leitet. Er berichtet an Produktentwicklungsvorstand Muhammad Alam.

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Die Datenqualität ist entscheidend

Das SAP-Management will den deutschen Softwarehersteller als Marktführer für den KI-Einsatz in der Geschäftswelt etablieren. Im vierten Quartal habe jeder zweite Vertrag „KI-Komponenten“ enthalten, erklärte Klein, ohne die Größe des Geschäfts zu beziffern. Der Markt für die intelligente Datenanalyse ist allerdings umkämpft, etliche Technologieanbieter investieren gerade in die Entwicklung neuer Werkzeuge.

In den vergangenen Monaten hat SAP Künstliche Intelligenz bereits in den Mittelpunkt der Produktenwicklung gerückt. So soll der digitale Assistent Joule die Bedienung der Software und die Automatisierung von Geschäftsprozessen erleichtern H+.

Dabei soll es nicht bleiben: Den Finanzanalysten stellte Klein jüngst in Aussicht, dass SAP dank der offiziell noch unbenannten Innovation leistungsfähigere Agenten anbieten könne. Dabei handelt es sich um Programme, die mit KI-Unterstützung Aufgaben weitgehend autonom erledigen.

Anbieter wie Salesforce, Celonis und neuerdings OpenAI versprechenH+, dass Unternehmen über die Agenten bald ein Heer von digitalen Arbeitskräften zur Verfügung steht, die Mitarbeiter unterstützen oder Aufgaben gleich automatisieren. Das Analysehaus Gartner sieht darin den „wichtigsten Technologietrend des Jahres“.

Auf diesen Trend hat SAP mittlerweile auch reagiert. So arbeitet der Softwarehersteller an einem Inkasso-Agenten, der Konflikte über offene Rechnungen in mehreren Schritten klären soll. Weitere solcher Assistenten dürften bald folgen – die Führungskräfte hätten bei den internen Jahresauftakttreffen der Vermarktungseinheiten die Bedeutung des Themas betont, ist im Konzern zu hören.

Für den Einsatz von Agenten sei die Datenqualität indes entscheidend, betonte Klein gegenüber den Finanzanalysten. Denn Daten enthalten oft Tippfehler, Duplikate und falsche Werte, zudem liegen sie häufig in unterschiedlichen Formaten vor. Daher müssen Unternehmen einen erheblichen Aufwand in die Aufbereitung investieren.

Hier setzt das neue Angebot an. SAP werde Daten aus verschiedenen Quellen harmonisieren, sagte Klein den Analysten – „immer mit der relevanten Semantik“, also einer einheitlichen Systematik. Nach Handelsblatt-Informationen soll es neben der Plattform einen Service zur Vereinheitlichung von Daten geben, die im Fachjargon als „Mapping“ bezeichnet wird.

Ein Beispiel: Wenn ein Logistikunternehmen die Lieferkette optimieren will, muss das eigene Lager und den Verkehr auf den Weltmeeren ebenso im Blick behalten wie die Sensoren an den Seecontainern.

Auch wenn Klein mit seinen Andeutungen schon einiges verraten hat, dürfte es in der Kundschaft Fragen geben. So hat SAP bereits vor zwei Jahren mit Datasphere ein neues System fürs Datenmanagement angekündigt – von Interesse dürfte sein, wie der Konzern sein Portfolio künftig genau gestaltet. Auch die genauen Funktionen und das Preismodell dürften Einfluss darauf haben, wie relevant die Innovation für die Unternehmen ist.

Korrektur: In einer früheren Version hieß es, dass laut SAP-Chef Chef Klein im vierten Quartal jeder vierte Vertrag „KI-Komponenten“ enthalten habe – es war aber jeder zweite Vertrag.

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