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Baufinanzierung: Ist der Traum vom Haus dank sinkender Bauzinsen wieder bezahlbar?

In den vergangenen Wochen haben sich Baufinanzierungen deutlich verbilligt, das macht den Hauskauf wieder attraktiver. Eine neue Entwicklung könnte Kaufinteressenten trotzdem einen Strich durch die Rechnung machen.

Mit der Zinswende mussten viele Menschen ihren Traum vom eigenen Haus aufschieben. Die Bauzinsen waren nach der geldpolitischen Wende der Notenbanken innerhalb kurzer Zeit von teils unter einem auf zeitweise über vier Prozent gestiegen. Viele Interessenten konnten eine solche Zinslast nicht stemmen.

Schon seit einigen Monaten aber entspannt sich die Lage bei den Bauzinsen. Vor allem die Entwicklungen der vergangenen Wochen dürften Hauskäufer in spe optimistisch stimmen: Baugeld mit zehnjähriger Festschreibung kostet inzwischen „nur noch“ 3,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Herbst vergangenen Jahres mussten Käufer für Kredite mit derselben Zinsbindungsfrist gut 0,8 Prozentpunkte mehr zahlen.

Werden Immobilienkredite also wieder erschwinglicher? Fest steht: Wer jetzt kauft, kommt erheblich günstiger weg als noch im vergangenen Jahr. Angenommen, eine Familie kauft eine Immobilie für 400.000 Euro. Auf dem Höhepunkt der Zinsrally im vergangenen Jahr hätte die monatliche Rate noch bei gut 2067 Euro gelegen. Wegen des Zinsrückgangs fällt diese nun mit 1800 Euro deutlich niedriger aus. In beiden Fällen sind die Kreditbedingungen ansonsten gleich: 80 Prozent Beleihung, zwei Prozent Tilgung und zehn Jahre Zinsbindung.

Immobilien jetzt kaufen oder noch warten?

Viele Käufer dürften nun überlegen, ob sie die gesunkenen Zinsen für den Kauf nutzen oder auf noch bessere Finanzierungskonditionen warten sollten. Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft beim Kreditvermittler Interhyp, hat eine klare Meinung: „Ich kann Kaufinteressierten nur dazu raten, das aktuell günstige Zinsfenster zu nutzen.“

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Immobilien jetzt kaufen oder noch warten?

Viele Käufer dürften nun überlegen, ob sie die gesunkenen Zinsen für den Kauf nutzen oder auf noch bessere Finanzierungskonditionen warten sollten. Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft beim Kreditvermittler Interhyp, hat eine klare Meinung: „Ich kann Kaufinteressierten nur dazu raten, das aktuell günstige Zinsfenster zu nutzen.“

Vorausgesetzt, die Käufer verfügen über ausreichend Eigenkapital und haben ihre Wunschimmobilie bereits gefunden.

Von Zinsspekulationen rät die Baufinanzierungsexpertin ab. Zwar erwartet sie, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nach der ersten Zinssenkung im Juni zwei weitere Zinsschritte in diesem Jahr vornehmen wird. Aber: „Diese sind bereits am Markt eingepreist und werden nach jetzigem Stand für wenig neue Impulse sorgen. Die Zinsen sollten sich daher bis Jahresende eher seitwärts bewegen“, so Mohr.

Auf die Bauzinsen hat der Leitzins der EZB zwar nur indirekten Einfluss. Er entscheidet aber über die Renditen am Anleihemarkt – und die wiederum sind der Taktgeber fürs Baugeld. Um Immobiliendarlehen zu refinanzieren, geben Banken Papiere am Pfandbriefmarkt aus. Dabei dienen die Immobilien als Sicherheit. Da Pfandbriefe als ähnlich sicher wie Staatsanleihen eingestuft werden, entwickeln sie sich auch ähnlich.

Immobilienpreise steigen wieder

Eine andere Entwicklung könnte die Kaufpläne mancher Menschen allerdings trotz sinkender Bauzinsen durchkreuzen: Während die Finanzierungskosten vorerst mehr oder weniger konstant bleiben dürften, ziehen die Immobilienpreise wieder an. Die Trendwende am Immobilienmarkt ist da.

Nachdem die Zinsanhebungen der Notenbanken bei den Preisen für Häusern und Wohnungen eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt hatten, dreht nun der Wind. Der vergangene Woche veröffentlichte Immobilienpreisindex Greix des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zeigt, dass die Immobilienpreise im zweiten Quartal 2024 erstmals seit zwei Jahren wieder auf breiter Front im Plus lagen.

Im Schnitt verteuerten sich Eigentumswohnungen um 2,4 Prozent, Einfamilienhäuser um zwei Prozent und Mehrfamilienhäuser sogar um 4,4 Prozent. Die Preisanstiege fressen die Zinsersparnis zum Teil wieder auf. Die Zeit für Schnäppchenjäger ist am Immobilienmarkt wohl vorbei.

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