Insider waren im November bei Heidelberg Materials, Auto1 Group, Dermapharm und Munich Re aktiv. - Foto: Imago, Reuters. Getty, dpa Picture Alliance
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Bei welchen Aktien Firmen-Insider jetzt Chancen sehen

Vorstände und Aufsichtsräte bei deutschen Unternehmen haben im November wieder mehr mit Aktien der eigenen Unternehmen gehandelt. Was Anleger über die größten Deals wissen müssen.

Frankfurt. Der Dax hat am Dienstag erstmals die Marke von 20.000 Punkten übertroffen, was das Plus auf Jahressicht im deutschen Leitindex auf nunmehr gut 19 Prozent bringt. Die Spreizung der Indexmitglieder in diesem Zeitraum ist aber erheblich: Die Aktie von Siemens Energy gewann als bester Dax-Wert mehr als 325 Prozent, während der Kurs des Chemiekonzerns BASF mehr als 40 Prozent verloren hat.

Diese Heterogenität ist typisch für das laufende Börsenjahr, sagt Olaf Stotz, Professor für Asset Management an der Privatuniversität Frankfurt School of Finance & Management. Und sie zeigt sich nicht nur am breiten Markt, sondern auch beim Handel von Vorständen und Aufsichtsräten mit Aktien der eigenen Unternehmen – und durch alle bedeutenden Auswahlindizes: Dax, MDax sowie SDax.

Die legalen Transaktionen der Insider, die Unternehmen an die Finanzaufsicht Bafin melden, wertet Stotz regelmäßig für das Handelsblatt aus. Auffällig ist: Die Insider waren im November auf beiden Seiten wieder aktiver. Welche Deals das höchste Volumen aufweisen – und was Anleger darüber wissen sollten.

Dermapharm

Beim Arzneimittelhersteller Dermapharm haben Insider im November Aktien für knapp 6,6 Millionen Euro gekauft. Mehr gab es bei keinem anderen Unternehmen. Den größten Anteil daran hatte Firmengründer Wilhelm Beier: Er kaufte über eine Beteiligungsgesellschaft Aktien für knapp 6,5 Millionen Euro.

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Beier ist seit 2017 Aufsichtsratsvorsitzender bei Dermapharm und Großaktionär. Er kaufte die Aktie, kurz nachdem das Unternehmen Mitte November seinen positiven Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt hatte. Erwartet wird ein Umsatz von bis zu 1,21 Milliarden Euro und ein bereinigter operativer Gewinn von bis zu 315 Millionen Euro.

Der Kurs der Dermapharm-Aktie hat in diesem Jahr trotz der guten Geschäfte rund 17 Prozent verloren und notierte zuletzt bei rund 35 Euro. Von ihrem Hoch von über 90 Euro von Dezember 2021 liegt sie weit entfernt: Damals produzierte Dermapharm Impfstoff für Biontech.

Beier hält sie jedoch schon länger offensichtlich für zu günstig. Er stockt seinen Anteil regelmäßig über große Aktienkäufe auf. Zuletzt hatte er im August Dermapharm-Aktien für fast 30 Millionen Euro gekauft.

Experte Stotz findet, dass die im Kleinwer‧teindex SDax notierte Aktie auch für Privatanleger mit einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren interessant ist. „Das Geschäft ist grundsolide, und die Aktie ist nicht hoch bewertet.“ Das sehen auch Analysten so.

Die fünf Banken, die Dermapharm laut Finanzdienst LSEG beobachten, raten zum Kauf. Ihr durchschnittliches Kursziel liegt auf Sicht der kommenden zwölf Monate bei 49,50 Euro – das entspricht einem Kurspotenzial von 41 Prozent.

Schaeffler

Beim Autozulieferer Schaeffler entfiel der Großteil der Insiderkäufe auf Aufsichtsrat und Großaktionär Siegfried Wolf. Er stockte seinen Anteil an Schaeffler um knapp 1,7 Millionen Euro auf. Erworben wurden die Aktien über das Depot seiner Frau Andrea. Der österreichische Unternehmer hatte im vergangenen Jahr für zehn Millionen Euro das Russlandgeschäft von Schaeffler gekauft.

Die Schaeffler-Aktie ist in diesem Jahr um 24 Prozent gefallen – in den vergangenen fünf Jahren waren es sogar mehr als 55 Prozent. Schaeffler hatte Anfang November angesichts schwacher Geschäfte mit Industriekunden und mit Teilen für Elektroautos den Plan verkündet, 4700 Stellen in Europa abzubauen. Kurz zuvor hatte der Konzern die Übernahme des Antriebsspezialisten Vitesco abgeschlossen und dadurch die Zahl der Beschäftigten um 35.000 auf 120.000 erhöht.

Stotz hält die Schaeffler-Aktie allenfalls für sehr risikofreudige Investoren für interessant. Letztlich sei die SDax-Aktie eine Wette auf die Transformation der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität. Analysten sehen die Aktie aber positiv, von neun raten sieben zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 6,10 Euro und damit 44 Prozent über dem Kurs.

CTS-Eventim

Beim Ticketvermarkter und Konzertveranstalter CTS Eventim nutzte Firmenchef Klaus-Peter Schulenberg über seine KPS Stiftung eine zwischenzeitliche Kursschwäche zum Kauf. Bei 100,50 Euro hatte das Papier im Oktober sein Jahreshoch erreicht, zum Kurs von 80 Euro orderte Schulenberg Aktien für 800.000 Euro.

Unter Druck geriet die Aktie zuletzt nach Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal. Das operative Ergebnis sank um acht Prozent auf 121 Millionen Euro. Seit Schulenbergs Kauf ist die CTS-Eventim-Aktie aber auf über 86 Euro gestiegen. Damit liegt sie seit Januar 38 Prozent im Plus.

Analysten sind für sie im MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen verhalten optimistisch. Von den 15 Analysten, die CTS Eventim covern, raten neun zum Kauf, vier zum Halten und einer zum Verkauf. Im Schnitt rechnen die Analysten auf Zwölfmonatssicht mit einem Kursanstieg auf 99,50 Euro.

Gea Group

Bei der Gea Group legte sich der seit Oktober amtierende Finanzvorstand Bernd Brinker Aktien für mehr als 720.000 Euro ins Depot. Mit einem Plus von 27 Prozent hat sich die Aktie des Anlagenbauers in diesem Jahr sehr gut entwickelt, der Kurs schwankt jedoch stark.

Mit knapp 48 Euro liegt sie aktuell auf dem Niveau von vor drei Jahren . Im dritten Quartal stieg das operative Ergebnis vor Restrukturierungskosten um knapp fünf Prozent auf 217 Millionen Euro.

Banken sehen auf Sicht von zwölf Monaten mit einem Kursziel von 50,40 Euro nur relativ wenig Potenzial. Zum Kauf der im MDax notierten Aktie raten 13 Analysten. Fünf empfehlen, die Aktie zu halten, einer rät zum Verkauf.

Munich Re

Bei Munich Re, deren Aktie unter dem Namen Münchener Rück läuft, griffen im November gleich drei Vorständinnen zu und kauften zusammen Aktien für gut 720.000 Euro. Im September hatten zwei andere Vorstände Aktien für 780.000 Euro verkauft.

Entwickelt hat sich die Aktie sehr gut. Nach einem kurzen Rücksetzer vor den Käufen der Vorständinnen ist sie mit zuletzt 506 Euro wieder nahe an ihr Rekordhoch von knapp 513 Euro aus dem Oktober herangerückt.

Seit Januar hat die Münchener-Rück-Aktie 35 Prozent zugelegt. Im dritten Quartal hatten Großschäden wie die Verwüstungen durch den Hurrikan „Helene“ das Ergebnis belastet. Dennoch sieht sich der Konzern auf Kurs, das bisher angepeilte Nettoergebnis von fünf Milliarden Euro zu übertreffen.

Auf Sicht von zwölf Monaten ist das Kurspotenzial bei einem im Schnitt erwarteten Anstieg auf 526 Euro jedoch gering. Bei der Dax-Aktie gibt es zudem nur neun Kaufempfehlungen, der zehn Halte- und zwei Verkaufsempfehlungen gegenüberstehen.

Experte Stotz sieht die Aktie aber als attraktiv für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger: „Das Rückversicherungsgeschäft dürfte sich gut entwickeln, weil Extremwetterrisiken zunehmen.“

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Heidelberg Materials

Beim Zement- und Baustoffhersteller Heidelberg Materials trennte sich Aufsichtsratschef und Großaktionär Ludwig Merckle im November von einem Aktienpaket von gut 85 Millionen Euro. Daneben verkaufte Kornelie Schütz-Scheifele, Ehefrau von Aufsichtsrat Bernd Scheifele Aktien im Wert von gut 830.000 Euro.

Merckle hatte zuletzt im März ein Aktienpaket im Wert von mehr als 48 Millionen Euro verkauft. Seine Verkäufe sind jedoch kein Indiz für die langfristige Entwicklung der Aktie. Die Heidelberg-Materials-Aktie war zwar Ende März kurz gefallen und bewegte sich dann zunächst seitwärts. Seit August erreicht sie aber wieder Rekord nach Rekord.

In diesem Jahr hat die Aktie bisher 53 Prozent zugelegt und am Mittwoch mit 124,10 Euro ein Rekordhoch markiert. Das liegt jetzt leicht über dem Kursziel der Analysten. Aktuell raten 15 von 24 Analysten zum Kauf. Sie dürften ihr Kursziel – wie schon in der Vergangenheit – weiter anheben.

Auto1 Group

Auch bei der Aktie des Online-Gebrauchtwarenhändlers Auto1 Group gab es im November einen großen Blockverkauf. Auto1-Mitgründer und Aufsichtsrat Hakan Koc verkaufte über seine HKVV GmbH Aktien für 64,5 Millionen Euro.

Die Aktie ist in diesem Jahr um 113 Prozent nach oben gegangen. Am Mittwoch stieg sie in der Spitze auf 14 Euro. Damit liegt sie indes noch deutlich unter dem Ausgabepreis von 38 Euro, zu dem sie im Frühjahr 2021 an die Börse gekommen war.

Netto hat Auto1 noch keinen Gewinn gemacht, doch 2025 dürfte das Unternehmen es laut Analystenschätzungen in die schwarzen Zahlen schaffen. Von den 13 Banken, die das im SDax notierte Unternehmen bewerten, raten acht zum Kauf und fünf zum Halten. Der Kurs ist über das durchschnittliche Kursziel von zwölf Euro gestiegen – Kurszielerhöhungen sind daher wahrscheinlich.

Deutsche Telekom

Bei der Deutschen Telekom trennt sich Finanzvorstand Christian Illek von Aktien im Wert von 1,4 Millionen Euro. Im März und Juni hatten sich bereits Vorstände von der T-Aktie getrennt. Sie haben allerdings Kursgewinne verpasst: Die Aktie der Telekom ist seit Januar um 40 Prozent auf zuletzt 30,50 Euro gestiegen.

Die Telekom profitiert von ihrem starken US-Geschäft und hat im dritten Quartal netto knapp drei Milliarden Euro verdient. Analysten sind von der T-Aktie überzeugt. 20 Banken raten zum Kauf und drei zum Halten. Im Schnitt rechnen die Analysten auf Zwölfmonatssicht mit einem Kursanstieg auf 33 Euro.

Siemens

Bei der Siemens-Aktie hat Vorstand Matthias Rebellius Aktien für 1,2 Millionen Euro verkauft. Einen noch größeren Insiderverkauf hatte es im September gegeben.

Rückschlüsse auf die Entwicklung der Aktie lässt das kaum zu, denn der Kurs der Siemens-Aktie schwankt in diesem Jahr besonders stark – in einer Spanne von rund 150 bis 195 Euro. Zuletzt kostete sie rund 190 Euro und liegt damit seit Januar rund zwölf Prozent im Plus.

Das bei Siemens schon abgelaufene Geschäftsjahr hat der Konzern mit einem Rekordgewinn von neun Milliarden Euro beendet. Bei Analysten überwiegen die Erwartungen, dass die Gewinne und der Aktienkurs weiter steigen. Von 26 Banken raten 20 zum Kauf. Daneben gibt es vier Halte- und zwei Kaufempfehlungen. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 207,50 Euro. Deutsche Bank

Deutsche Bank

Bei der Deutschen Bank verkaufte Jörg Eigendorf im November Aktien für gut 475.000 Euro. Er zählt als oberster Nachhaltigkeitsmanager zwar nicht zum Vorstand, aber zu den Führungspersönlichkeiten. Vorstände und Aufsichtsräte haben in diesem Jahr dagegen meist Deutsche-Bank-Aktien dazugekauft.

Die Anteilsscheine sind in diesem Jahr um 34 Prozent auf zuletzt 16,50 Euro gestiegen, nachdem sie schon im vergangenen Jahr 16 Prozent gewonnen hatten. Seit die Europäische Zentralbank im Jahr 2022 mit Leitzinserhöhungen begonnen hatte, stiegen bei Banken Margen und Gewinne.

Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal einen Gewinn in Höhe von 1,46 Milliarden Euro ausgewiesen. Dazu trug auch bei, dass Rückstellungen für Klagen von Postbank-Kunden aufgelöst werden konnten. Bei Analysten gibt es kein klares Votum für die Deutsche-Bank-Aktie: Von 20 Beobachtern raten elf zum Kauf, sieben zum Halten und zwei zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 18 Euro.

Insgesamt „positive Grundstimmung“ der Insider

Aus den Käufen und Verkäufen berechnet Stotz jeden Monat ein Insiderbarometer. Im November ist es um acht Punkte auf 124 Punkte gefallen. Damit generiert es jedoch weiter ein Kaufsignal für Aktien. Stotz sagt dazu: „Trotz der großen Blockverkäufe ist die Grundstimmung der Insider immer noch positiv.“

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