Bosch-Geschäftsführerin Tanja Rückert informiert auf der CES über neue Produkte des Autozulieferers. - Foto: Bosch
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Bosch und Qualcomm bündeln Fahrassistenz und Unterhaltung auf einem Chip

Der Autozulieferer stellt in einer Partnerschaft mit Qualcomm eine neue Generation von Bordcomputern vor. Bosch will beweisen, dass der Konzern im digitalen Autogeschäft bestehen kann.

Las Vegas, Stuttgart. Bosch will die Steuerung moderner Autos effizienter machen. Auf der Technik-Leitmesse CES in Las Vegas hat der weltgrößte Automobilzulieferer gemeinsam mit dem US-Halbleiterkonzern Qualcomm in dieser Woche einen Systemchip vorgestellt, der im zentralen Bordcomputer erstmals die wichtigsten Funktionen vereint.

Bislang steuern in vernetzten Fahrzeugen unterschiedliche Schaltkreisläufe, wie ein Spurwechsel sicher ausgeführt oder bei einer Fahrt auf der Autobahn die gewünschte Lieblingsmusik abgespielt wird. Das System von Bosch und Qualcomm vereint die Technik dafür auf einem einzigen sogenannten System-on-Chip (SoC). Das spart Platz – und angesichts der knappen Versorgungslage bei Prozessoren auch Geld.

Für die sichere Umsetzung der sonst getrennten Schnittstellen haben die Unternehmen einen Taktgeber für den Fahrzeugcomputer entwickelt, die „Cockpit & Adas Integration Platform“. Dieses SoC kann Informationen aus beiden Bereichen gleichzeitig verarbeiten. Für Bosch-Geschäftsführerin Tanja Rückert ist das ein „wichtiger Schritt nach vorn“.

„Wir möchten die Komplexität der Elektroniksysteme im Auto verringern und diese gleichzeitig so sicher wie möglich machen“, bekräftigte Bosch-Mobility-Chef Markus Heyn. Qualcomm sei dabei der erste Partner von Bosch für dieses System, andere Chiphersteller würden vermutlich in naher Zukunft ähnliche Lösungen anbieten. Man sei daran interessiert, mit allen passenden Chipherstellern zusammenzuarbeiten, erklärte Rückert.

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Nvidia und Qualcomm drängen stärker ins Autogeschäft

Zentrale Bordcomputer bieten inzwischen alle großen Autozulieferer wie ZF und Continental an. Die Konkurrenz ist groß, der Markt aber auch. Für 2026 erwartet Bosch allein mit Rechnern für Infotainment und Fahrerassistenten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Die neuen Fahrzeugrechner sind so ausgelegt, dass die benötigten SoC von unterschiedlichen Herstellern kommen können, je nach Kundenwunsch.

Die Autohersteller selbst arbeiten bereits mit unterschiedlichen Chiplieferanten zusammen – die zentralen Recheneinheiten müssen sie den Spezialisten überlassen. Vor allem Nvidia und Qualcomm bauen diese leistungsfähigen Prozessoren, aber auch AMD drängt in den Markt.

Bosch schaltet sich mit einer neuen Partnerschaft in das Chip-Wettrennen ein. - Foto: picture alliance / Christoph Schmidt/dpa
Bosch schaltet sich mit einer neuen Partnerschaft in das Chip-Wettrennen ein. - Foto: picture alliance / Christoph Schmidt/dpa

Das Problem für die Autozulieferer ist, dass sie beim Geschäft mit den Systemchips weiterhin von den Bauteilen der Chiplieferanten abhängig bleiben. Die Zulieferer besorgen meist lediglich die Softwareintegration. Doch auch diesen Bereich wollen die Chipkonzerne selbst besetzen. So entwickeln Nvidia und Qualcomm entsprechende Software für ihre Chips und bieten sie den Autoherstellern an.

„Jeder möchte gerne unser Stück des Kuchens. Aber wir greifen bei den anderen ja auch zu. Das ist Wettbewerb“, sagte kürzlich Bosch-Chef Stefan Hartung im Handelsblatt-Interview. Dabei versucht Bosch immer mehr zu einem Softwarehaus zu werden. Um die Geschwindigkeit im Unternehmen zu erhöhen, hat Bosch seit Dezember ein eigenes System für generative Künstliche Intelligenz (KI) eingeführt.

Neue bilddefinierende Systeme

„Wir werden unser Know-how in diese generative KI einbringen und sie damit für uns proprietär nutzbar machen“, sagte Hartung dem Handelsblatt. Bosch könne mit generativer KI, insbesondere mit den neuen bilddefinierenden Systemen, Anwendungen viel schneller aufbauen und dadurch viel Geld sparen.

Machine-Learning-Systeme für Fahrkameras müssten heute häufig noch händisch angelernt werden, erklärt Hartung. Menschen erklären dem System, wo ein Auto ist, wo ein Mensch und so weiter. Neue KI-Systeme, die Bilder sprachlich beschreiben können oder aus Sprache gute Bilder ableiten, könnten diese Arbeit in Zukunft vereinfachen. „Wir sprechen hier auch von einer völlig neuen Dimension von KI-Anwendungen in Produkten“, betonte Hartung.

In Zukunft könne sich das Fahrzeug dynamisch besser an den Fahrstil des Nutzers anpassen und für mehr Sicherheit sorgen. Die KI könne beispielsweise erkennen, ob Kinder auf dem Rücksitz sind, und das Fahrverhalten regulieren, so Bosch-Chef Hartung. „Ziel ist hierbei, dass vorn gut und sicher gefahren wird und hinten den Kindern nicht schlecht wird.“

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