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Closing der CS: Ermottis Personalkarussell nimmt Fahrt auf

Nach der Übernahme der CS will der UBS-Chef die Topjobs unterhalb der Konzernleitung besetzen. Die grosse Frage: Wie viele CS-Leute kommen zum Zug?

Ab nächster Woche wird es bei der Bank-Übernahme des Jahrhunderts ernst: Für Montag stellt die UBS den formalen Abschluss, das sogenannte Closing, des Deals in Aussicht. Danach dürfte es schnell vorwärtsgehen mit der Integration der übernommenen CS.

In einer Townhall hatte UBS-Chef Sergio Ermotti angekündigt, dass er zeitnah nach dem Closing die Besetzung der Führungsriege unterhalb der Geschäftsleitung bestimmen will. In die UBS-Konzernleitung hat es bis dato nur CS-Chef Ueli Körner geschafft.

Ermotti hatte aber versprochen, dass im neuen Organigramm der UBS auch Platz für gute CS-Mitarbeitende sein soll. Daher werden diese mit Argusaugen darauf schauen, wie viele der Jobs denn nun unterhalb der Konzernleitung mit einem der Ihren besetzt wird.

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Weniger als die Hälfte der Topjobs an CS-Mitarbeitende?

«Die Quote der Posten, welche an CS-Mitarbeiter gehen soll, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der UBS», sagt ein ranghoher CS-Manager. Dieser rechnet damit, dass weniger als die Hälfte der zu vergebenden Jobs unterhalb der Konzernleitung an CS-Mitarbeitende gehen – schliesslich ist es keine Fusion, sondern eine Übernahme. Die UBS hat das Sagen.

«Ich rechne damit, dass rund 30 Prozent der Jobs unterhalb der Konzernleitung an CSler gehen könnten», so die Quelle. Dies ist aber eine Schätzung, keine Prognose. Denn noch hat niemand Ermotti in die Karten gucken können.

Dem UBS-Chef zerrinnt die Credit Suisse aber förmlich zwischen den Fingern: Gestrichene Boni-Anteile und eine fast wertlos gewordene CS-Aktie hat in den Vergütungsansprüchen der Topleute schmerzliche Löcher gerissen. Da zudem die Karriereaussichten in der neuen Super-UBS noch unsicher sind, ziehen viele gute CS-Leute weiter – auch wenn Ermotti ihnen schon Boni in Aussicht gestellt hat.

Viele gehen – bis auf die CS-Konzernleitungsmitglieder

Eine Kaste von Führungskräften hält indes bisher auffällig still, obwohl ihre Jobs am akutesten gefährdet scheinen: Von der aktuellen Geschäftsleitung der Credit Suisse hat bisher niemand seine Demission eingereicht. COO Francesca McDonagh zum Beispiel, die als einstige Chefin der Bank of Ireland sogar CEO-Erfahrungen vorzuweisen hat, dürfte dabei keinerlei Probleme haben, einen neuen Topjob in der Finanzbranche zu ergattern.

Beobachter fragen sich zudem, wie lange es der sehr selbstbewusste CS-Chefjurist Markus Diethelm wohl erträgt, an seine UBS-Kollegin Barbara Levi zu rapportieren, die ihre Sporen bei Novartis und dem Rohstoffriesen Rio Tinto verdiente, aber nie zuvor bei einer Grossbank gearbeitet hat.

Dass die CS-Führung der Bank die Treue hält, hat mit der Angst vor der Finanzmarktaufsicht Finma zu tun, erklären zwei Quellen unabhängig voneinander: Denn diese sehe es überhaupt nicht gerne, wenn Mitglieder der CS-Konzernleitung vor dem Closing der Transaktion von Bord gehen und damit riskieren, die Bank zu destabilisieren.

Angst vor der Finma

Einen formalen Befehl oder etwas Schriftliches gebe es dazu zwar nicht, ist zu hören. «Sollte aber nun jemand von der Konzernleitung die CS vor dem Closing verlassen, so wird die Person wohl für alle Ewigkeit den Groll der Aufsicht auf sich gezogen haben», sagt eine Auskunftsperson. Schliesslich muss die Finma bei jedem Wechsel einer Topkraft in der Schweiz bescheinigen, dass diese fachlich und charakterlich geeignet ist, einen Job auf Stufe Geschäftsleitung oder Verwaltungsrat bei einer Schweizer Bank zu bekleiden. Ein Wechsel zur Unzeit wird nun offenbar von den Betroffenen als Risiko gesehen, dass die Finma ihnen künftig deswegen Probleme machen könnte. Die Finma kommentiert dies nicht.

Mit dem Closing endet aber die inoffizielle Stillhaltefrist. Dann hat sowieso Ermotti das Sagen bei der CS AG. Und dann steht die Frage im Raum, ob er als neuer Herrscher der Credit Suisse überhaupt weiter an den bisherigen Geschäftsleitungsmitgliedern der gekauften Bank festhalten will. Und falls ja, wie lange.

Gute Chancen für Schweiz-Chef Helfenstein

Schweiz-Chef André Helfenstein dürfte hierfür wohl die besten Chancen haben, da die CS Schweiz in den nächsten Jahren erst einmal unter der eigenen Marke weitermachen soll. Die Zukunft des CS-Schweiz-Geschäfts ist wohl eine der spannendsten Fragen bei dieser Übernahme. Ermotti sagte wiederholt, dass sein Basis-Szenario die Vollintegration sei, aber auch andere Optionen auf dem Tisch lägen. Bekanntlich ist der Druck in Bern gross, eine wie auch immer ausgestaltete CS Schweiz als Einheit zu erhalten, damit die neue UBS nicht zu übermächtig wird.

Auch Wealth-Management-Chef Francesco De Ferrari kann sich Hoffnungen auf eine Weiterverwendung in der neuen UBS machen, meinen Insider. Er habe ein gutes Verhältnis zu Iqbal Khan, der das Wealth Management der UBS verantwortet. Spekuliert wird, dass De Ferrari sich wieder verstärkt den Superreichen in Asien zuwenden wird.

Das zeigt: Das Ringen um die Topjobs geht in die heisse Phase. Die nächsten Tage werden spannend. Bis dahin will UBS zu den oben angeschnittenen Personalthemen keine Angaben machen.

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