Corona-Detektive: Überwachung oder Segen?
Spulen wir das Rad der Zeit um einige Wochen zurück. Am 25. Februar 2020 vermeldet die Schweiz ihren ersten Covid-19 Fall. Der Aufruhr im Land ist gross. Klar ist: Es muss verhindert werden, dass es zu weiteren Ansteckungen kommt. Deshalb müssen mögliche Kontaktpersonen identifiziert und allenfalls unter Quarantäne gestellt werden. Und genau hier kommt der sogenannte Corona-Detektiv zum Zug. Als Corona-Detektiv befragt man die Betroffenen akribisch aus, um in Erfahrung zu bringen wo, mit wem und wie lange sie in den letzten Tagen mit anderen Personen in Kontakt waren. Es zeigt sich, diese Rekonstruktion beansprucht viel Zeit und ist alles andere als einfach. Was bei uns fast utopisch klingt, ist in Singapur allerdings Realität.
Steigende Fallzahlen als Hürde
Dieses Contact-Tracing war bei den überschaubaren Ansteckungszahlen Ende Februar in der Schweiz noch anwendbar. Bald musste der Bund aber einsehen, dass er die Ansteckungsketten nicht mehr lückenlos rekonstruieren kann. Bei einem derart rasanten Anstieg ist dies verständlich. Da bräuchte es schon mehrere hunderte Corona-Detektive, um mit den ansteigenden Fallzahlen mitzuhalten. Klingt utopisch?
In Singapur bereits Realität
In Singapur ist diese Utopie Wirklichkeit. Der Inselstaat hat mehrere Hundert Corona-Detektive ausgebildet und sich zum Ziel gesetzt, dass innerhalb von 24 Stunden die gesamten Kontakte eines Covid-19 Erkrankten der letzten 14 Tage getrackt werden. Mit diesen strikten Massnahmen verfolgt die Republik das Ziel, die Weiterverbreitung der Krankheit direkt im Keim zu ersticken.
Gemäss der Rundschau sind die Corona-Detektive in Singapur praktisch Tag und Nacht im Einsatz. Sie telefonieren die betroffenen Patienten ab und wollen dabei herausfinden, was die Personen in den letzten zwei Wochen unternommen haben und wo sie sich aufgehalten haben. Oftmals würden sich die Patienten nicht einmal mehr daran erinnern, was sie gestern zu Mittag gegessen haben. Da werden die Detektive auch zu Erinnerungshelfern, die mit den richtigen Fragen das Gedächtnis unterstützen.
Wie das Beispiel Singapur zeigt, ist es ab einer geringeren Fallzahl an Erkrankten durchaus möglich, die Ansteckungsketten wieder nachzuverfolgen. Auch wenn dazu in der Schweiz mehrere hunderte Corona-Detektive ausgebildet werden müssten.
Können Apps die Detektivarbeit ersetzen?
Eine Alternative oder vielmehr Ergänzung zu den Corona-Detektiven sind die sogenannten Contact-Tracing-Apps. Erste Meldungen machen die Runde, dass die Schweiz eine von der ETH Lausanne und ETH Zürich mitentwickelte App per 11. Mai 2020 lancieren möchte. Was für die einen Bürger eine willkommene Hilfe zur weiteren Eindämmung des Virus ist, wird von den anderen als Bedrohung der Privatsphäre angesehen. Wer hat schon gern einen Detektiv im Nacken oder eine App, die einem überwacht auf dem Handy?
Gemäss dem BAG würde die Nutzung der App auf Freiwilligkeit basieren. Ob das die Skeptiker zu beruhigen vermag? Das letzte Wort in Sache Contact-Tracing und Corona-Detektive ist also noch längst nicht gesprochen und wir können gespannt sein, welche Strategie die Schweiz in den kommenden Monaten fahren wird.
Was halten Sie von der Idee, in der Schweiz vermehrt Corona-Detektive auszubilden und einzusetzen? Und würden Sie sich eine Corona-Tracing-App herunterladen?