Mercks Multiple Sklerose-Medikament Evobrutinib zeigt schlechte Studienergebnisse - Foto: dpa
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Das ist ein schwerer Rückschlag für Merck

Ein Studienflop und seine Folgen: Das Multiple-Sklerose-Medikament von Merck bringt nicht die erhofften Ergebnisse. Nun ruhen die Hoffnungen des Konzerns vor allem auf einem Krebspräparat.

Dass Medikamente in der letzten Testphase scheitern, ist eher die Ausnahme als die Regel. Doch es kommt immer wieder vor: Vor wenigen Wochen musste dies Bayer mit seinem Mittel Asundexian zur Vorbeugung gegen Schlaganfälle erfahren.

Nun hat es auch den Darmstädter Konzern Merck erwischt. In der entscheidenden klinischen Studie konnte das Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib nicht überzeugen. Zuvor waren bereits Bedenken aufgekommen, dass Evobrutinib Leberschäden verursachen könnte. Der Ausfall von Evobrutinib ist nun dennoch ein schwerer Rückschlag für Merck. Vorstandschefin Belen Garijo hatte dem Mittel Blockbuster-Potenzial zugetraut – also Spitzenumsätze in Milliardenhöhe.

Evobrutinib gehört zu der Klasse der sogenannten BTK-Inhibitoren, die selektiv jene Zellen blockieren sollen, die die schädliche Autoimmunreaktion bei Multipler Sklerose auslösen. Die Branche tut sich jedoch insgesamt schwer mit deren Entwicklung: Auch Konkurrenten wie Roche und Sanofi scheiterten bei der Entwicklung von Medikamenten dieser Klasse.

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Gegen Krebs und Bilharziose

Das besondere Problem von Merck ist allerdings, dass der Konzern kaum weitere Medikamente hat, die kurz vor einer Markteinführung stehen. Die Hoffnungen ruhen jetzt vor allem auf dem Krebsmittel Xevinapant, das gegen Kopf-Hals-Tumoren eingesetzt wird. Zwei Studien laufen dazu noch; Ergebnisse sollen in den nächsten Wochen vorliegen. Wenn alles klappt, könnte Xevinapant ein Milliarden-Medikament werden. Falls nicht, gibt es in nächster Zukunft kaum Alternativen. Zwar steht noch ein Mittel gegen die tödliche Wurmkrankheit Bilharziose, an der in Afrika Zehntausende Menschen sterben, vor dem Start. Das Mittel war allerdings nie dazu gedacht, Geld zu verdienen.

Womöglich wird Merck weitere hoffnungsvolle Präparate von außen zukaufen müssen. Danny Bar-Zohar, globaler Leiter der Forschung und Entwicklung für das Pharmageschäft von Merck kündigte bereits kurz nach dem Studienflop an, die interne Pipeline weiter zu stärken und „ergänzend“ auch auf externe Innovationen zu setzen.

Durststrecke bei Pharma

An der Börse kam das Aus für Evobrutinib naturgemäß schlecht an: Die Aktie verlor kurz nach Börsenstart etwa 13 Prozent ihres Wertes. Viele Analysten dürfte noch im Kopf gehabt haben, dass schon 2021 ein hoffnungsvolles Medikament scheiterte – das Krebsmittel Bintrafusp alfa. Mit der heutigen Nachricht verlängert sich die Durstrecke im Pharmageschäft von Merck somit erneut.

Immerhin: Völlig abhängig vom Pharmageschäft ist der Konzern nicht. Insgesamt setzte Merck im vergangenen Geschäftsjahr mit seinen Medikamenten rund acht Milliarden Euro um. Zum Merck-Portfolio zählen daneben jedoch auch Halbleitermaterialien und Laborbedarf. Insgesamt erwirtschaftet das Unternehmen mehr als zwanzig Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.

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