Datentransfer: „Papier muss Geschichte sein“
Abwärtstrend: Die Zahl der Deutschen, die ihr Gesundheitswesen zu den Top-Systemen der Welt zählen, sinkt kontinuierlich. Während vor vier Jahren noch 64 Prozent der Deutschen das Gesundheitssystem zu den Top 3 zählten, sind es aktuell nur noch 52 Prozent. Die Kritik betrifft zwar nicht die medizinische Versorgung, aber Organisation und Service rund um Gesundheit – und spätestens hier kommt das Thema eHealth ins Spiel. „Digital Health“ fasst die zentralen Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2020“, einer Bevölkerungsbefragung unter 1.000 Bürgern, die das Beratungsunternehmen PwC im Dezember 2019 online durchgeführt hat, zusammen und Experten geben einen Ausblick.
Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. Er führt den Abwärtstrend in Sachen Zufriedenheit allerdings nicht darauf zurück, dass die Versicherten die fachliche Kompetenz von Health Professionals anzweifeln oder die Qualität der Gesundheitsversorgung allgemein in Frage stellen, sondern vielmehr seien die Bürger auf organisatorischer Ebene unzufrieden.
So kritisieren 40 Prozent, dass der Arzt sich zu wenig Zeit für sie nimmt, 21 Prozent bemängeln die Öffnungszeiten der Praxen, und 19 Prozent fühlen sich vom Arzt und seinen Mitarbeitern nicht ernst genommen. Speziell die Berufstätigen äußern ihren Unmut über den Service. „Während unter den Berufstätigen nur 29 Prozent gar keine Kritik äußern, sind es unter den Nicht-Berufstätigen 44 Prozent. In diesem Punkt sehe ich großen Handlungsbedarf“, erklärt Burkhart.
Dagegen setzt sich den Ergebnissen zufolge der Aufwärtstrend des Images der Krankenkassen aus den letzten Jahren fort: Im Vergleich zu 2018 (86%) sind 2019 88 Prozent mit ihrer Versicherung zufrieden. Acht von zehn Deutsche bestätigen, von ihrer Krankenkasse alle für eine gute medizinische Versorgung notwendigen Leistungen zu bekommen. Allerdings, betonen die Studienautoren, ist die Zufriedenheit mit der Leistungsbewilligung bei den Mitgliedern einer privaten Krankenversicherung höher als bei den Versicherten einer gesetzlichen Krankenkasse (90 versus 79 Prozent).
Darüber hinaus können sich auch die Pharmaunternehmen über einen Imagegewinn freuen. Hier kann man ebenfalls schon von einem Trend sprechen, denn inzwischen stimmen nur noch 68 Prozent der These des „Gewinnmaximierers“ zu, während es 2014 noch 76 Prozent waren. Parallel dazu steigt der Prozentsatz derer, die Pharmaunternehmen als Innovatoren wahrnehmen – von 15 Prozent im Jahr 2014 auf 19 Prozent aktuell. Innovationen sind ein wichtiger Wunsch an die Branche: 69 Prozent erwarten, dass die Konzerne neue Medikamente zur Bekämpfung von Krankheiten entwickeln, während nur 23 Prozent günstige Nachahmer-Arzneimittel für zentral halten.
„In einer konsequenten Digitalisierung unseres Gesundheitswesens liegt ein großes Einsparpotenzial“
Beim Stichwort Innovationen fällt der Blick auf das im November 2019 vom Bundestag verabschiedete Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG). Sevilay Huesman-Koecke, International Director und Head of Business Development im Bereich Gesundheitswirtschaft bei PwC, fordert wie ihr Kollege eine nachhaltige Digitalisierungsstrategie, „die viele andere europäische Länder bereits seit langem konsequent umsetzen. Telemedizinische Lösungen, Gesundheits-Apps und Video-Sprechstunden könnten es gerade Berufstätigen ermöglichen, Behandlungen leichter in ihren Alltag zu integrieren.“ ...