Die 4-Tage-Woche: Wie soll das gehen?
Während einige durch die aktuelle Wirtschaftskrise unfreiwillig zu Kurzarbeit verdonnert wurden, wünschen sich andere nun erst recht flexiblere Arbeitsmodelle. Beispielsweise nur vier Tage pro Woche zu arbeiten und trotzdem hundert Prozent Lohn erhalten klingt sehr verlockend. Wie würdest Du reagieren, wenn Dein Chef morgen verkünden würde, dass Deine reguläre Arbeitswoche um einen Tag reduziert wird? Was sich für viele nach „zu Gut um wahr zu sein“ anhört, könnte das Arbeitsmodell der Zukunft sein.
Wie soll das gehen?
Ein freier Tag mehr pro Woche klingt verlockend. Dieses Zeitmodell bedeutet allerdings auch, Deine bisherige Arbeit nun in vier anstatt fünf Arbeitstagen unterzubringen. Die Idee dahinter ist, dass man durch die neu gewonnene freie Zeit insgesamt mehr Energie hat. Diese Energie spiegelt sich dann auch in der Produktivität und Effizienz während der vier Arbeitstage wider. Auf einmal schafft man die gleiche Menge an Arbeit in vier Arbeitstagen, für die man früher fünf Tage gebraucht hatte. So zumindest die Theorie.
Ob das funktioniert? Microsoft Japan hat es getestet und seine Mitarbeitenden einen Monat lang bereits am Donnerstag ins Wochenende entlassen – der Lohn blieb für alle unverändert. Mit welchem Ergebnis? Das Unternehmen sprach nach dem Experiment von einer bis zu 40 Prozent höheren Produktivität der Mitarbeitenden. Wobei dieser Anstieg wahrscheinlich nicht nur auf das Vier-Tage-Modell zurückzuführen ist, sondern auch darauf, dass alle Meetings auf 30 Minuten beschränkt wurden. Als positiver Nebeneffekt konnte zudem ein Fünftel der üblichen Energiekosten eingespart werden, weil am Freitag die Büroräumlichkeiten nicht gebraucht wurden.
Positiver Effekt auf die Gesundheit
In Neuseeland hat das Fondsunternehmen Perpetual Guardian die Vier-Tage-Woche schon 2018 eingeführt. Um eine gleichbleibende Produktivität zu gewährleisten wurden die Angestellten angehalten, die Arbeit besser zu organisieren und Abläufe effizienter zu gestalten. Es zeigte sich, dass die Mitarbeiter deswegen nicht nur produktiver, sondern auch zufriedener wurden. Das Unternehmen gab ausserdem eine erhöhte Identifikation mit der Firma als Effekt des neuen Arbeitsmodells an.
Eine Vier-Tage-Woche ist auch aus gesundheitlicher Sicht eine Überlegung wert. Eine Befragung der britischen Henley Business School kam gar zum Ergebnis, dass Mitarbeitende, die nur vier Tage pro Woche arbeiten sich weniger gestresst fühlten und seltener krank wurden.
Geht das auch in der Schweiz?
Was im Ausland schon vermehrt zur Anwendung kommt, ist in der Schweiz noch kaum bis gar nicht verbreitet. Dennoch lässt sich eine Schweizer Kreativagentur aus dem Kanton Aargau finden, bei der das Büro von Freitag bis Sonntag geschlossen bleibt. Ob für eine Weiterbildung, ehrenamtliche Tätigkeiten oder schlicht mehr Zeit für die Familie, die frei gewordene Zeit wird bei den Mitarbeitern der Kreativagentur A+O ganz individuell genutzt.
Wirtschaftskrise als Chance für die Vier-Tage-Woche in der Schweiz?
Die Schweiz gilt als ein Land mit hoher Arbeitsmoral, so wurde 2012 schweizweit über eine zusätzliche Ferienwoche abgestimmt und diese prompt abgelehnt. Nach wie vor denken wohl viele Schweizer, dass weniger Arbeitstage gleichbedeutend mit mehr Stress in diesen vier Tagen sind. Oder lässt uns die aktuelle Wirtschaftskrise und die Erfahrungen aus dem Corona-Homeoffice langsam umdenken? Denn es gibt mehrere Umsetzungsmöglichkeiten der verkürzten Arbeitswoche. Nicht bei jeder Umsetzungsform erhält der Arbeitnehmer den vollen Lohn für weniger Arbeitstage. Je nach Firma müssen die Stunden des fünften Tages an den anderen vier Tagen „kompensiert“ werden oder der Lohn passt sich an die vier Tage an. Mit diesen Adaptionen können von der Krise gebeutelte Unternehmen natürlich auch Personalkosten oder Büroflächen sparen. Kommt ein reduziertes Arbeitspensum dem Mitarbeiter entgegen, dann wäre dies eine Win-Win-Situation.
Würdest Du es begrüssen, wenn an Deinem Arbeitsplatz eine verkürzte Arbeitswoche getestet würde? Teile uns Deine Gedanken dazu über die Kommentarfunktion mit. Weitere Arbeitsmodelle mit Zukunftspotenzial findest du hier.
*Info: Dieser Artikel ist Teil der New Work Initiative von XING Schweiz rund um das Thema «Neues Arbeiten»: Die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeitsleben sind oft nicht mehr klar erkennbar. Wir verschicken heute berufliche Mails aus den Ferien, treffen uns in virtuellen Meetings oder erarbeiten im Homeoffice die neue Unternehmensstrategie. So wandeln sich unsere Einstellung und auch unsere Anforderungen: Die Arbeit soll nicht mehr nur Mittel zum Zweck sein. Vielmehr soll sie unseren Bedürfnissen, Vorstellungen und unserem persönlichen Arbeitstyp entsprechen.
Entdecke hier weitere Artikel rund um New Work.
Mach den Test und finde heraus, welcher Arbeitstyp Du bist.
Nutze das kostenlose Webinar-Angebot von XING Schweiz um Inspiration für deine ganz persönliche Arbeitswelt zu erhalten.