Editorial E&M: Aufregung um hohe Energiepreise | von Energie & Management
Die Energiepreise haben sich in jüngster Zeit in Sphären hochbewegt, die lange als fast nicht mehr vorstellbar galten. Der Strompreis ist nach mehr als sechs Jahren wieder über die 50-Euro-Marke gestiegen. Ein Zertifikat für den Ausstoß von einer Tonne CO2 wird aktuell an den Handelsplätzen mit mehr als 20 Euro gehandelt, so hoch, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Auch Kohle und Gas steigen seit Monaten um zweistellige Prozentraten nach oben. Nicht zu vergessen ist auch der Ölpreis. Dieser liegt seit Wochen über 70 Dollar das Barrel.
Vor allem der hohe CO2-Preis wirkt sich kostensteigend auf den Strompreis aus. Bei über 20 Euro die Tonne stehen wir aktuell. Wo geht die Reise hin? Die britische Denkfabrik Carbon Tracker hält Zertifikatepreise von 40 Euro für möglich und sieht sogar die Überschreitung der 40-Euro-Marke bis 2023 als realistisch an. Die Berliner Experten des Beratungshauses Enervis merken dabei jedoch an, dass kurz- und mittelfristig nichts für ein Erreichen der 40-Euro-Marke spreche. Wer letztendlich recht hat, wird die Zukunft zeigen. Soweit kann man aber beide Aussagen interpretieren: Es spricht wenig dafür, dass die CO2-Preise tendenziell nach unten gehen.
Apropos Blick in die Zukunft: Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion will eine 300 Kilometer lange Gleichstromleitung namens A-Nord von Emden nach Meerbusch-Osterath ins Rheinland bauen. Dabei handelt es sich um ein Anbindung an die sogenannte „Ultranet“-Leitung. Diese soll den Strom von Meerbusch-Osterath weiter nach Philippsburg (Baden-Württemberg) bringen. Die Inbetriebnahme der A-Nord-Leitung ist bis 2025 vorgesehen. Der Zeitplan scheint sehr ambitioniert angesichts der zum Teil jahrelangen Verzögerungen von bereits genehmigten Projekten. Es wäre schön, wenn Amprion uns alle Lügen straft.