Alle Antworten im Gepäck? Dann steht dem Abflug in Richtung Auslandskarriere nichts im Weg - © Jasmin Merdan/Getty Images

Erfolgreicher Start im Ausland: Was Du beachten solltest, bevor Du den Job antrittst

Einmal im Ausland arbeiten – für viele Menschen ist das ein Lebenstraum. Bevor Du den Karriereschritt wagst, solltest Du Dich in vier Bereichen gut vorbereiten.

Das Ziel ist klar: Goodbye Deutschland! Doch auf den Entschluss folgen viele Fragen: Wo zahle ich zukünftig meine Steuern? Was passiert mit meiner Rente? Benötige ich ein Visum?

Die schlechte Nachricht: Pauschale Antworten auf diese Fragen gibt es meistens nicht.

Die gute Nachricht: Hier findest Du Guidelines und Anlaufstellen, die Dir den Jobstart im Ausland erleichtern.

Diese Fragen solltest Du Dir bereits zu Beginn Deiner Vorbereitungen stellen:

  • Wirst Du angestellt oder selbstständig im Ausland arbeiten?

  • Wirst Du durch eine Firma entsandt, oder wurdest du von einer Firma im Ausland rekrutiert, deren HR-Abteilung Dich unterstützen kann?

  • Hast Du Familie, die Dich begleitet?

  • Siedelst Du komplett um, oder bewegst Du Dich regelmäßig zwischen zwei oder mehr Standorten?

  • Wirst Du im EU-Ausland arbeiten oder außerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums?

Vier zentrale Bereiche, um die Du Dich kümmern solltest:

  1. Steuern

  2. Kranken- und Sozialversicherung

  3. Rente

  4. Immigrations- und Arbeitsrecht

Steuern

Entscheidend für die Frage, wo Du steuerpflichtig bist, ist, wie lange Du Dich im Ausland aufhalten wirst und ob Du Endsandte·r bist oder von einem Arbeitgebenden im Ausland eingestellt wurdest. In Spanien etwa, liegt diese Grenze bei 182 Tagen. Beachte unbedingt die Internationalen Steuerregelungen. Informiere Dich beim Doppelbesteuerungsabkommen oder beim Musterabkommen OECD, dem Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung.

Hast Du du einen festen Wohnsitz in Deutschland und behältst ihn auch? Verschiebt sich dein Lebensmittelpunkt ins Ausland? Gibst du deine Wohnung auf oder wird sie “nur” untervermietet? Verfügst du im Ausland über Wohneigentum? Wo ist dein Arbeitgeber lokalisiert? Arbeitest du ausschließlich im Ausland oder auch weiterhin im Heimatland? Wie oft besuchst du Familie und Freunde im Heimatland? Das kann sich alles auf die Besteuerung auswirken.

💥 Tipp: Ziehe unbedingt eine Steuerberatung hinzu, die sich mit Steuerregeln im Heimat- und Gastland auskennt. Timeline: 6 Monate vor Umzug.

Kranken- und Sozialversicherung

Ein wichtiger Punkt, der nicht nur dein Arbeitsleben betrifft, ist die soziale Absicherung basierend auf den fünf Säulen Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung. Es gehört zu Deinen Pflichten, Dich darüber zu informieren, ob und unter welchen Umständen Du im Heimatland oder im Gastland Sozialversicherungsschutz genießt. Das kannst Du zum Beispiel hier für Gastländer innerhalb der EU herausfinden.

Achtung: Außerhalb der EU gibt es Länder mit und ohne Abkommen mit Deutschland. Wenn Du in einem Land ohne Sozialversicherungs-Abkommen arbeiten möchtest, kann es sein, dass in beiden Ländern Sozialabgaben fällig werden! Die Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung Ausland (DVKA) stellt eine Sammlung an Merkblättern vieler Nationen zur Verfügung.

Egal, ob Du privat oder gesetzlich krankenversichert bist: In jedem Fall solltest Du mit Deinem aktuellen Versicherungsträger besprechen, welche Möglichkeiten Dein aktueller Schutz bietet, welche Einschränkungen es zu beachten gilt und was bei der Rückkehr nach Deutschland passiert.

💥 Tipp: Bei einem privaten Träger lohnt es sich eventuell, eine Anwartschaft auf Wiedereintritt zu vereinbaren. Alte Rückstellungen bleiben so bestehen, und Du musst Dich keiner erneuten Risikoprüfung unterziehen.

Die Beiträge für die gesetzliche Unfallversicherung trägt in Deutschland der Arbeitgeber. Solltest du im Ausland eine Beschäftigung aufnehmen oder als Freelancer tätig werden, kann es ggf. sinnvoll sein, eine private Unfallversicherung abzuschließen, wenn kein gesetzlicher (lokaler) Schutz besteht. Solltest du ins Ausland entsandt werden, kann unter Umständen über deinen Arbeitgeber die gesetzliche Unfallversicherung im Ausland abgedeckt werden.

Wer 45 Jahre lang in Deutschland berufstätig war, kann abschlagsfrei Rente beziehen.

Dein Anspruch auf Rente in Deutschland geht durch längere Auslandsaufenthalte nicht zwingend verloren, aber der Umfang der Auszahlung kann sich verändern. Gehst Du vorübergehend für einen deutschen Arbeitgeber ins Ausland und dieser bezahlt Dich weiter, bleibst Du in Deutschland rentenversicherungspflichtig.

Allerdings ist die Dauer der Entsendung hier ausschlaggebend: Innerhalb der Europäischen Union beispielsweise ist die Versicherungspflicht auf 24 Monate begrenzt.

**💥 Tipp: In die Rentenversicherung kann man auch privat einzahlen.**Oft sind die Auslandspakete der Firmen sehr großzügig. Nutze die Gelegenheit und lege auf jeden Fall etwas für die Zukunft beiseite!

Solltest Du planen, auf unabsehbare Zeit im Ausland zu bleiben, kannst Du auch dort in eine Rentenversicherung einzahlen. Wie lange Du mindestens in einem Land gearbeitet haben musst, um dort Rentenbezüge zu bekommen, variiert und muss individuell geklärt werden. Hierbei kann Dich bei Anstellung in einem Unternehmen auch die HR-Abteilung vor Ort unterstützen. Bist Du im Ausland selbstständig, solltest Du dort dringend Beratung suchen.

💥 Tipp: Sprich hier unbedingt mit Experten der Deutschen Rentenversicherung und bei Entsendung auf jeden Fall auch mit der zuständigen HR-Abteilung.

Immigrations- und Arbeitsrecht

An- oder abmelden – das ist hier die Frage: Ob Du Deinen Wohnsitz in Deutschland behältst oder etwa bei Eltern oder Freunden gemeldet bleibst, kann große Auswirkungen haben.

Für Freiberufler und Selbstständige mit Gewerbe im Ausland kann es sinnvoll sein, sich in Deutschland abzumelden. Informiere Dich, ob das finanzielle Vorteile haben könnte. Eine Abmeldung kann unter Umständen zwar beim Austritt aus laufenden Verträgen (wie Fitnessstudio oder Vereinen) helfen, jedoch kann sie sich ebenfalls auf deinen Steuer- und Sozialversicherungsstatus auswirken, etwa beim Bezug von Arbeitslosengeld bei Rückkehr.

Jedes Land hat ein eigenes Arbeitsrecht. Innerhalb der EU gibt es zwar viele Überschneidungen, aber keine Blaupausen. Du solltest unbedingt prüfen, ob es Registrierungspflichten in deinem Zielland gibt. In außereuropäischen Ländern sind die Umstände oft völlig anders. Wichtig: Für Feiertage, Arbeitsschutz, Datenschutz, Kündigungsfristen, Arbeitslosengeld gelten immer die Bedingungen des Gastlandes – auch für Entsandte!

💥 Tipp: Entsandte Mitarbeiter·innen (Expats) können auf die Erfahrungen der HR-Abteilungen zurückgreifen, Selbstständige auf die Expertise der Botschaft im Gastland.

Der digitale Wandel sorgt auch für Veränderung im internationalen Arbeitsrecht. Immer mehr Länder vergeben ein Digital Nomad Visa, das die Arbeit im Ausland innerhalb gewisser Grenzen erlaubt, während nur im Heimatland Steuern fällig werden.

💥 Pro-Tipps von Maria Kuhlmann, Global Mobility Expert bei NEW WORK SE

  • Verlasse Dich niemals allein auf Blogs oder die Erfahrungen anderer Expats.

  • Jede Situation ist individuell. Informiere Dich deshalb immer bei den offiziellen Behördenseiten und hole Dir – wenn möglich – Unterstützung durch Fachleute.

  • Wenn Du mit Partner·in und Kindern umziehst, dann stelle Dir im Ausland genau dieselben Fragen, die Du Dir auch in Deutschland stellen würdest, z.B. welche Schule ist die richtige: öffentlich, privat, international?

  • Stelle Dir alle zuvor genannten Fragen rechtzeitig! Für Behördengänge, Anmeldungen und Recherchen brauchst Du ausreichend Zeit – und nicht immer hast Du es selbst in der Hand, Vorgänge zu beschleunigen. Plane lieber Monate, nicht nur Wochen, im Voraus.

**Dieser Artikel wurde zuletzt am 27.2.23 angepasst.**

Hast Du schon Erfahrungen mit Arbeit im Ausland gesammelt? Teile sie in den Kommentaren!

🎥 Video-Empfehlung:

Arbeiten im Ausland? Diese Dinge solltest Du vorher wissen– XING Lunch Talk mit Jane Masumy (Internations)

Hier werden Deine individuellen Fragen beantwortet:

Europäische Kommission – für Auslandsaufenthalte

BDAE – für Auslandsversicherungen

BMF – für Internationales Steuerrecht

Digital Nomad Visa – International

Digital Nomad Visa - Europäische Union

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