Firma prima, aber der Job nicht? Mit diesen fünf Schritten gelingt die nächste Karrierestufe im eigenen Unternehmen
Julian möchte bei seiner Firma bleiben, aber sein Job hat den Reiz für ihn verloren. Wie kann er seine Führungskräfte davon überzeugen, dass er bereit für eine neue Herausforderung im eigenen Unternehmen ist?
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Frage der Woche:
Ich mag mein Unternehmen, aber mein Job langweilt mich. Was muss ich tun, um mich innerhalb meiner Firma verändern zu können? Meine Führungskräfte sehen mich nicht.
Lieber Julian,
mit Deinem Wunsch nach einer neuen Herausforderung stehst Du nicht alleine da. Laut einer XING Umfrage aus dem letzten Jahr gaben fast 62 Prozent der Befragten an, ihr größter Wunsch für das Jahr sei es, sich weiterzuentwickeln. Eine Veränderung innerhalb des eigenen Unternehmens kann sowohl für Arbeitnehmer- als auch für Arbeitgeberseite ein wirksamer Schritt sein: Das Unternehmen verliert das Mitarbeiter-Knowhow nicht – und die Mitarbeitenden finden mehr Erfüllung im Job. Eine Win-Win-Situation. Darum liegt interne Veränderung von Mitarbeitenden auch in der Verantwortung aller Akteure: der Vorgesetzten, der Personalabteilung – und der Personen, die sich verändern möchten. Nur, wenn alle Seiten sich bemühen, kann die interne Umorientierung gelingen. Folgende Schritte kannst Du als Arbeitnehmer*in dabei gehen:
1. Eigene Kompetenzen und Bedürfnisse erkennen
Für den ersten Schritt lohnt sich ein genauerer Blick auf die eigenen Kompetenzen und Bedürfnisse. Analysiere Deine Stärken und Schwächen, arbeite die Kompetenzen heraus, in denen Du besonders gut bist und die Dir Spaß machen – und frage Dich, was Du in Zukunft machen möchtest. Beziehe bei Bedarf schon jetzt die Personalabteilung mit in Deine Überlegungen ein und frage nach möglichen Tools zur Kompetenzdiagnostik. Mit diesen Tests und Fragebögen erhälst Du ein klares Bild über die Bereiche, die Dir besonders gut liegen. Gleichzeitig kannst Du Dich so schon für Gespräche mit anderen Abteilungen vorbereiten, in denen Du Dich vielleicht später bewerben möchtest.
2. Vorgesetzte und Personalabteilung informieren
Im nächsten Schritt solltest Du Dir überlegen, welche Art der Veränderung Du Dir vorstellst. Möchtest Du in der Hierarchiestufe aufsteigen? Möchtest Du Dein Fachwissen vertiefen und Deinen Expertenstatus erhöhen? Möchtest Du Dich persönlich weiterentwickeln? Oder möchtest Du Deinen Aufgabenbereich wechseln und Dich in einer anderen Abteilung bewerben? Je nachdem, in welche Richtung sich Dein Veränderungswunsch bewegt, bieten sich andere Herangehensweisen an. In allen Fällen ist es aber sinnvoll, Vorgesetze und die Personalabteilung frühzeitig über Deine Veränderungswünsche zu informieren. So signalisierst Du, dass Du transparent damit umgehst –und dass Du alle Seiten mit einbeziehen möchtest, um Dir die Veränderung möglich zu machen. Vielleicht wissen Deine Vorgesetzten von offenen Stellen in anderen Abteilungen. Oder vielleicht kann Dich die Personalabteilung über interne Personalentwicklungsprogramme informieren.
3. Die bisherige Position durch Job Crafting verändern
Mitarbeitende mit Veränderungswünschen müssen allerdings nicht unbedingt Ihre Position wechseln. Du kannst Dich auch zunächst fragen: Kann ich in meiner bisherigen Position aus eigener Kraft heraus für Veränderung sorgen? Dafür solltest Du Dir Deiner eigenen Stärken und Interessen bewusst sein, um die bisherige Position stärker danach auszurichten – und Bereiche zurückfahren, in denen Du nicht so gut bist oder die Dich nicht interessieren. Diese aktive Gestaltung der eigenen Position nennt sich Job Crafting. Frage auch Kolleg•innen, ob diese vielleicht bestimmte Aufgaben mit Dir tauschen könnten: Vielleicht gibt es ja Bereiche, die anderen nicht liegen, die aber Du gerne machen würdest – und umgekehrt. Dabei solltest Du Deine Führungskraft allerdings mit einbeziehen und Dir die Zustimmung holen. Schon mit solchen Veränderungen kannst Du das Gefühl der Stagnation beseitigen und wieder mehr Spaß und Motivation im Arbeitsalltag finden.
4. Netzwerken und Eigeninitiative zeigen
Im Unternehmen kann es viele Möglichkeiten für die Weiterentwicklung geben. Neben Gesprächen mit der Personalabteilung oder mit Vorgesetzten solltest Du auch den Austausch mit Kolleg•innen anderer Abteilungen oder Standorte suchen. So baust Du Dein internes Netzwerk aus, erfährst, an welcher Stelle gerade welche Kompetenzen gebraucht werden – und kannst die Eigeninitiative ergreifen. Selbst, wenn nicht sofort eine Stelle frei ist, bringst Du dich durch Netzwerken schon mal auf das Radar der Verantwortlichen.
5. Veränderungsbereit sein und Qualifizierungen nutzen
Je größer Deine Veränderungsbereitschaft ist, desto höher ist die Chance, dass Du intern eine neue Stelle besetzen kannst. Involviere Deine Führungskraft und die Personalabteilung proaktiv in Deine Veränderungsgedanken. Sei offen für neue Bereiche, in denen Du Deine Kompetenzen anwenden kannst – für die Du aber gegebenenfalls auch Qualifizierungen, Umschulungen oder Weiterbildungen machen musst. Die Agentur für Arbeit fördert unter bestimmten Kriterien die Lehrgangskosten. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels liegt es auch im Interesse Deines Arbeitgebers, dass Du dem Unternehmen erhalten bleibst und Dich proaktiv intern weiterentwickeln möchtest.
Ich hoffe, dass diese fünf Schritte Dir einen passenden Entwicklungsweg hin zu mehr Zufriedenheit im Job zeigen.
Herzliche Grüße
Anja Schauenburg
Du liebst Dein Unternehmen, bist aber gelangweilt von Deinem Job? Schreibe uns Deine Herangehensweise in die Kommentare.
Wer schreibt hier?
Anja Schauenburg ist Geschäftsführerin von "Schauenburg - Die Personalumbauer". Als Quereinsteigerin in die Newplacement-Beratung hat sie berufliche Neuorientierung selbst erlebt und kennt die Schwierigkeiten eines Personalumbaus von beiden Seiten des Schreibtischs. Seit mittlerweile 21 Jahren begleitet sie komplexe Umbauprojekte in Unternehmen, von HSH Nordbank über Kodak bis Deutsche Telekom. Dabei stellte sie fest: Fast immer bleibt etwas auf der Strecke; manchmal die Gehenden, manchmal die Bleibenden. Und oft auch das Unternehmen selbst.