Folge 47: Arbeiterkind – wie die Karriere ohne Golfplatz-Netzwerk gelingt
Sie können nicht Ski fahren oder haben als Erwachsene zum ersten Mal ein Museum besucht – Menschen, die den sozialen Aufstieg als Erste aus ihrer Familie schaffen, fühlen sich oft als Außenseiter. So können Führungskräfte sie fördern.
„Als jemand, der als Erster aus der Familie studiert, hat man oft das Gefühl, sich allein durchkämpfen zu müssen“, sagt Stefanie Mattes, Gründerin der Plattform Aufsteiger.org. „Im Nachhinein wäre es sicher gut gewesen, wenn ich selbst auch einen Mentor gehabt hätte“, fügt sie hinzu.
Mattes wuchs am Rande der Schwäbischen Alb auf. Ihre Eltern arbeiteten beide in der Krankenpflege. Heute ist sie Führungskraft in einem Konzern und hat nebenbei Aufsteiger.org gegründet. Die Plattform bringt Menschen, die als Erste in ihrer Familie studieren, mit Mentorinnen und Mentoren zusammen. Über Aufsstiegschancen und was insbesondere Führungskräfte tun können, um mehr Menschen aus etwa Arbeiterfamilien den Weg an die Karrierespitze zu ermöglichen, spricht Mattes in der neuen Folge des Team A Podcast.
Den ganzen Podcast hörst du hier:
Die Herkunft entscheidet in Deutschland nach wie vor stark über Bildungs- und Karrierechancen. Laut Zahlen des Stifterverbands beginnen 79 Prozent aller Grundschüler·innen, deren Eltern Akademiker·innen sind, später ein Studium. In Nichtakademikerhaushalten sind es lediglich 27 Prozent.
Mattes spürte schon im Jurastudium, dass Habitus und Herkunft bestimmte Netzwerke und damit berufliche Chancen ermöglichen. Anders als viele ihrer Kommilitonnien habe sie keine teure Designerhandtasche besessen und sich bei der Orientierung im Studium schwerer getan als Kommiliton·innen, die aus „Richter-Dynastien“ stammten. Auch das Skifahren sei eine Herausforderung gewesen, weil sich die Eltern einen solchen Urlaub nie leisten konnten. „Wenn man dann als Team einen Ausflug in die Berge plant, kann man eben nicht mitmachen. Umgekehrt bleibt bei den Kollegen vielleicht ein komisches Gefühl zurück, das sich nur schwer festmachen lässt. Man gehört nicht richtig dazu“, sagt die Gründerin.
„Die Erlebnisse und Erfahrungen sind nicht besser oder schlechter. Wichtig ist, offen darüber zu sprechen, dass Teammitglieder unterschiedliche Hintergründe haben“, so Mattes weiter. Vor allem Führungskräfte sollten geschult darin sein, Nuancen wahrzunehmen und genau hinzuhören, wenn ihre Mitarbeiter·innen über Herausforderungen sprechen oder weniger risikobereit seien.
Wie der Aufstieg auch ohne geerbtes Netzwerk gelingt und wie Führungskräfte Talente unterschiedlicher Herkunft gezielt fördern, erklärt Stefanie Mattes im Podcast hier:
Bist Du die Erste, die aus Deiner Familie studiert hat? Welche Erfahrungen hast Du im Berufsleben damit gemacht? Teile sie mit uns in den Kommentaren.